Frage an Ulrich Lechte von Thomas K. bezüglich Senioren
Ich habe nur 740 € Rente bei vielen Arbeitsjahren in Vollzeit. Warum gibt es nicht für alle die Mindestrente wie in Östereich oder in den Niederlanden ?
Gruß aus MAinz
Sehr geehrter Herr Kißhauer,
vielen Dank für Ihre Frage. Grundsätzlich ist es begrüßenswert, wenn Menschen privat oder betrieblich für ihr Alter vorsorgen. Hier sollte die Politik stärkere Anreize setzen und Hürden entsprechend senken.
Wir von der FDP wollen die Rente umfassend reformieren. Dafür schlägt mein Bundestagskollege, Johannes Vogel, der unser rentenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion ist, eine Aktienrente einzuführen. Dafür wollen wir die erste Säule der Altersvorsorge, die gesetzliche Rente, aufbrechen. Zurzeit ist es so, dass die gesetzliche Rente nach dem Umlageprinzip finanziert wird. Aus den Einzahlungen der jüngeren Arbeitnehmer in die Rentenversicherung werden die Renten der Älteren bezahlt.
Das funktioniert aber nicht mehr so einfach, weil Deutschland immer älter wird: Auf einen Beitragszahler kommen rechnerisch immer mehr Rentenempfänger. Deshalb schlagen wir von den Freien Demokraten vor, das reine umlagefinanzierte System zu verlassen. Stattdessen soll es eine Kapitaldeckung in der ersten Säule geben – zumindest zum Teil.
Das deutsche System solle sich an dem schwedischen Rentenmodell orientieren, in unserem Konzeptpapier heißt es sogar, die Politiker wollen "von Schweden in dieser Hinsicht wirklich vollständig lernen". Konkret bedeutet das: Alle Beitragszahler sollten zwei Prozent des Bruttoeinkommens in einem unabhängig verwalteten, vollständig aktienbasierten Fonds ansparen – wie üblich mit einem Arbeitnehmer- und einem Arbeitgeberbeitrag.
Von den 18,6 Prozent des jetzigen Rentenbeitrags sollen also zwei Prozentpunkte in den Aktienfonds fließen, im Gegenzug würde der Beitrag zur umlagefinanzierten gesetzlichen Rente im selben Maße gesenkt werden. Auf Wunsch könne man auch eine freiwillige Aufstockung der Einzahlungen in die Aktienrente zulassen.
Für die Zahlungen aus der Aktienrente soll aus der persönlichen Einkommenssteuersatz geleistet werden – und das war's. Die Beiträge sollten wie heute steuerlich absetzbar sein.
Ebenso wie in Schweden wollen wir auch das Renteneintrittsalter flexibler machen. Wir müssen endlich von der starren Regelaltersgrenze wegkommen. Jeder soll ab einem bestimmten Alter in Rente gehen können, wann er oder sie möchte. Neben dem zentralen Punkt der Aktienrente bringen wir den Vorschlag, auch die anderen beiden Säulen der Altersvorsorge, sprich Betriebsrenten und private Altersvorsorge, umzubauen. So sollen Riester- und Rürup-Rente zusammenfallen – und flexibilisiert werden. Die große Koalition hat die Reform der Riester-Rente verschlafen.
Alles rund zum Thema Grundrente finden Sie unter diesem Link: https://www.fdpbt.de/sites/default/files/2020-01/Infopapier_Grundrente.pdf
Ich hoffe Ihnen weitergeholfen zu haben, ansonsten setzen Sie sich doch bitte direkt mit meinem Kollegen, Johannes Vogel MdB, in Verbindung.
Bleiben Sie gesund.
Ulrich Lechte
Mitglied des Deutschen Bundestages
Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin