Frage an Ulrich Lechte von Thomas M. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Lehte,
in 18 europäischen Ländern gibt es bei der Organspende das Gesetz der Widerspruchslösung : Jeder ist Spender & wer nicht spenden will, kann widersprechen. In Deutschland gilt die Entscheidung & hier sterben bei der momentanen Gesetzeslage jedes Jahr über 1000 Menschen die auf der Warteliste stehen. Man wartetet in Deutschland z.B. auf eine Niere 7- 10 Jahre & in Spanien oder Österreich dagegen nur 1 Jahr, weil es dort die Widerspruchslösung gibt !
Ich fühle mich als Betroffener in Deutschland benachteiligt - gegenüber den Ländern mit Widerspruchslösung !
Was sagen sie zur Widerspruchslösung ?
Sehr geehrter Herr M.,
danke für Ihre Fragen auf Abgeordnetenwatch zum Thema Organspende.
Seit dem Jahr 2017 ist die Zahl der Organspender rückläufig. Diese Entwicklung finde ich besorgniserregend.
Das liegt natürlich auch am fehlenden Vertrauen ins System, gerade auch angesichts diverser Transplantationsskandale. Hier wurde seitens der Behörden nur unzureichend kontrolliert:
Das ist aber nur ein Grund, weshalb sich Menschen gegen eine Organspende entscheiden.
Meines Erachtens muss ebenso die Infrastruktur in den Kliniken verbessert werden, um eine effektivere Organentnahme und Wiedereinpflanzung der Organe zu gewährleisten.
Als weiteren Lösungsansatz - hin zu einer Sensibilisierung - sehe ich eine noch bessere Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger. Es muss intensiv für die Möglichkeit der Organspende geworben werden.
So könnte beispielsweise in der Gesundheitskarte vermerkt werden, ob der Verstorbene ein Organ spenden möchte oder nicht. Dadurch wäre keine weitere Befragung der Angehörigen notwendig, der Wunsch des Spenders im Fall eines Hirntotes wird respektiert und kann nicht umgangen werden, ein Organ zu spenden.
Das Recht auf Selbstbestimmung, auch über den Tod hinaus, ist allerdings auch ein wichtiges Gut. Wir bewegen uns hier in einem Spannungsfeld, das auch mich sehr beschäftigt. Es ist wichtig, die berechtigten Anliegen der Sterbenskranken einerseits, die auf eine Organspende warten, mit den Rechten der Verstorbenen und ihrer Angehörigen, andererseits, in Einklang zu bringen.
Ich bin deshalb dafür, die Widerspruchslösung offen zu diskutieren, habe mir allerdings noch keine abschließende Meinung dazu gebildet, ob ich sie befürworte oder nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Lechte MdB