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Udo Schuldt
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Frage von Adelbert R. •

Frage an Udo Schuldt von Adelbert R. bezüglich Energie

Sehr verehrter Herr Schuldt,

was halten Sie von dem Bau von neuen Kohlekraftwerke in Deutschland, speziell aber in Moorburg? Ist das Oxylverfahren nicht Augenwischerei der Energielobby?Was halten Sie von der dezentralen Energieversorgung?
Sollten Stadtwerke wieder rekommunalisiert werden?

Mit freunlichen Grüßen
Adelbert Ringwald

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Ringwald,

vielen Dank für Ihre Frage.

Ich bin ein absoluter Gegner neuer Kohlekraftwerke in Moorburg, in Hamburg, in Deutschland und in der ganzen Welt.

Kohleverstromung ist die klimaschädlichste Art der Energieerzeugung.

Kohlekraftwerke die heute gebaut werden, laufen ca. 40 Jahre. Demgegenüber müssen die Industriestaaten ihre CO2-Emissionen bis 2050 um 80% reduzieren, wenn wir die Folgen der Erderwärmung in erträglichem Rahmen halten wollen. Das eine schließt natürlich das andere aus. Wenn Kohlekraftwerke gebaut werden, erreichen wir die Klimaschutzziele nicht. Was das dann bedeutet habe ich auf meiner Webseite dargestellt: Klimakatastrophe

( http://wandsbek.org/pages/kritik_und_alternativen/klimakatastrophe.php )

Außerdem stoßen Kohlekraftwerke in erheblichem Maße Feinstäube und Schwermetalle aus. Obwohl der Autoverkehr bei diesen Schadstoffen der Hauptverursacher ist, erhöhen Abgase aus Kohlekraftwerken natürlich die gesundheitlichen Gefahren für die Menschen in deren Abgasfahne zusätzlich.

Wir können auch schwerlich von Staaten wie China und Indien verlangen, dass sie auf den Bau von Kohlekraftwerken verzichten, wenn in Deutschland selbst in großem Stil Kohleverstromung stattfindet. In China soll, zum Beispiel, in den nächsten 15 Jahren alle zwei Wochen ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen. Überall auf der Welt wird noch auf Kohle gesetzt. Unverantwortlich!!!

Deshalb müssen wir hier Alternativen dazu entwickeln, für eine gute Treibhausgasbilanz in Deutschland, für die Gesundheit der Menschen und auch um beispielhaft für die übrige Welt zu sein.

Die Linke setzt auf dezentrale Energieerzeugung, auf Wind- und Solaranlagen und auf Blockheizkraftwerke.

Sie fragten auch, ob das Oxyfuelverfahren Augenwischerei wäre.

Dieses Verfahren ist wohl vor allem im Zusammenhang mit der Idee der CO2-Abscheidung und Lagerung zu sehen.

Gegenwärtig wird von Vattenfall und Co. mit dem "CO2-freien Kohlekraftwerk" geworben, weil es irgendwann mit einer CO2-Abscheidung ausgerüstet werden soll. Das ist in der Tat Augenwischerei.

1. Das Verfahren steht gegenwärtig noch nicht zur Verfügung.

2. Selbst wenn der technische Prozess ausgereift wäre, was er noch nicht ist, kann eine sichere Lagerung des CO2 nicht garantiert werden.

Außerdem: Da für den Oxyfuelprozess reiner Sauerstoff benötigt wird, muss auch die Sauerstofferzeugung mit in die Ökobilanz eingerechnet werden. Für diese Sauerstoffherstellung benötigt man aber große Mengen elektrischer Energie.

Am Ende des gesamten Prozesses im Kraftwerk stände dann CO2 in hochreiner Form zur Verfügung. Dies könnte verdichtet und gelagert werden. Mit einem CO2-freiem Kraftwerk hat das nichts zu tun. Es wird sogar aufgrund von Wirkungsgradverschlechterungen und wegen der Sauerstofferzeugung mehr CO2 erzeugt, wie bei einer konventionellen Verbrennung. Nur, dass dieses CO2 dann sicher gelagert werden und nicht in die Atmosphäre gelangen soll. Soweit die Theorie in Kürze.

Die große Unbekannte ist die Frage, ob es wirklich möglich ist, CO2 sicher in der Erde zu lagern. Sollte dies nicht möglich sein, so ist der Treibhauseffekt sogar noch größer, wenn dann doch alles CO2 aus den Lagerstätten, etwa durch Erdspalten, in die Atmosphäre entweicht, da schlechtere Wirkungsgrade bei dem Prozess und der vorgeschalteten Sauerstofferzeugung, zu mehr CO2 beitragen wie bei der konventionellen Verstromung.

Daher ist dieses Verfahren der CO2-Abscheidung und Lagerung mit erheblichen Risiken behaftet, sofern es in Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen eingesetzt wird.

Anders wäre es bei Anlagen auf der Basis nachwachsender Energierohstoffe. In diesem Fall würde auch bei unsicherer Lagerstätten kein zusätzliches CO2 entstehen, da nachwachsende Energierohstoffe nur soviel CO2 bei der Verbrennung erzeugen, wie sie vorher beim Wachsen aus der Atmosphäre entnommen haben. Auf diese Weise könnte dann sogar CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden.

Jetzt schon darauf zu setzen halte ich jedoch für falsch, da das System noch in der Erprobung ist.

Ich möchte auch noch anmerken, dass ich nachwachsende Energierohstoffe nur akzeptabel finde, sofern sie aus landwirtschaftlichen und menschlichen Abfällen oder in begrenztem Maße aus funktionierenden Forsten und nicht aus Urwäldern stammen. Urwälder dürfen auch nicht gerodet oder abgefackelt werden um Platz für z.B.Palmölplantagen zu schaffen. Energierohstoffe vom Acker lehne ich grundsätzlich ab, da die Ernährungssicherheit der Menschen Vorrang genießen muss. Z.B. bin ich gegen das Verheizen von Weizen.

Das Gute ist, dass Energieeinsparung und regenerative Energieerzeugung den Bau von Kohlekraftwerken vollständig überflüssig machen kann, wenn man nur will und entsprechende politische Maßnahmen trifft.

Dafür werde ich mich in der Bürgerschaft einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen

Udo Schuldt