Ist der Bürger dank der breiten Masse an Informationen überhaupt in der Lage die wirklichen Probleme zu erkennen oder braucht er leitende Vorbilder um die Infos besser einzuordnen?

Sehr geehrter Herr H.
Ich gehe stets von mündigen Bürger*innen aus, die ihre Interessen eigenverantwortlich und reflektiert ihre Meinung vertreten können. Bei komplexen gesellschaftlichen oder politischen Themen bedarf es mitunter gezielter Nachfragen und Dialoge, um Zusammenhänge zu durchdringen – ein Prozess, der für uns alle Teil demokratischer Meinungsbildung ist.
Meiner Überzeugung nach benötigen wir keine künstlich geschaffenen Vorbilder oder Leitfiguren. Bürger*innen sind durchaus in der Lage, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und eigene Prioritäten zu setzen. Die Aufgabe der Politik besteht hier vorrangig darin, zuzuhören, Debattenräume zu schaffen und im kontinuierlichen Austausch die vielfältigen Perspektiven, Standpunkte und Meinungen der Bevölkerung aufzugreifen. Nur so kann politisches Handeln letztlich den Willen der Menschen nicht nur abbilden, sondern auch praxisnah umsetzen.
Scheitert diese Vermittlung, liegt die Verantwortung nicht bei einer vermeintlich „unpolitischen“ Bürger*innenschaft, sondern bei jenen, die durch intransparentes oder realitätsfernes Agieren den Bezug zu den Lebenswelten der Menschen verlieren.
Mit freundlichen Grüßen
Tomás M. Santillán