Frage an Tobias Fabian-Krause von Anne H. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Tobias Fabian-Krause,
211 Millionen Kinder unter 15 Jahren arbeiten. Fast 90 % davon unter ausbeuterischen Bedingungen. 73 Millionen sind jünger als 10 Jahre. Dass ausbeuterische Kinderarbeit in vielen Ländern der Erde noch immer an der Tagesordnung ist, behindert nicht nur jede nachhaltige Entwicklung, sondern ist insbesondere für die direkt betroffenen Kinder und Familien eine menschliche Tragödie.
Aufgrund der EU-Richtlinie 2004/18/EG ist die Bundesregierung verpflichtet, bis zum 31. Januar 2006 eine neue Vergabeverordnung für öffentliche Aufträge zu erlassen. Diese EU-Richtlinie sieht unter anderem vor, dass soziale Aspekte Teil der Eignungs- und Zuschlagskriterien werden können. Auf dieser Grundlage kann es öffentlichen Auftraggebern erleichtert werden, den Kauf von Produkten aus ausbeuterischer Kinderarbeit zu vermeiden.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit hat bereits einen Entwurf zur Vergabeverordnung erarbeitet. Aus meiner Sicht bietet dieser Entwurf den öffentlichen Auftraggebern noch nicht in ausreichendem Maße die Möglichkeit, Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit bei der Vergabe auszuschließen. Ich halte es für wichtig, dass in den Entwurf der Vergabeverordnung eine hierfür geeignete Regelung aufgenommen wird.
Wie stehen Sie zu der Aufnahme eines entsprechenden Zusatzes in die Vergabeverordnung?
Mit freundlichem Gruß
A. Hegge
Sehr geehrte Frau Hegge,
vielen Dank für Ihre Frage. Ich stehe Ihrem Anliegen aufgeschlossen gegenüber und befürworte die von Ihnen geforderte Aufnahme eines Zusatzes.
Da ich den Vorgang nicht genau genug kenne muss ich Ihnen, eine präzisere Antwort einstweilen schuldig bleiben. Ich habe eine Anfrage zu diesem Thema an die grüne Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Uschi Eid, gestellt. Wann in bewegten Wahlkampfzeiten mit einer Antwort zu rechnen ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Wenn Sie mir Ihre private e-mail-Adresse zukommen lassen, meine lautet TobiFK@gmx.de, halte ich Sie gerne auf dem laufenden.
Allgemein kann ich nur sagen, dass uns Grünen Kinderarbeit ein Dorn im Auge ist und wir versuchen, wo wir nur können, Kinderarbeit einzudämmen oder wo dies gar nicht möglich ist, für humanere Arbeitsbedingungen zu kämpfen.
Das schwierige an diesem Themenkomplex ist auch, dass häufig die Kinder die einzigen in der Familie sind, die etwas verdienen. Wenn man deren Ausbeutung verhindern will, muss man für eine Alternative Einkunftsmöglichkeit sorgen, was leichter gesagt als getan ist.
Ich hoffe, das hilft Ihnen wenigsten ein wenig weiter,
mit freundlichem Gruß
Tobias Fabian-Krause