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Tilo Wirtz
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Frage von Marion A. S. •

Frage an Tilo Wirtz von Marion A. S.

Sehr geeherter Herr Wirtz

In wieweit stehen Sie ehrlich hinter den Problemen und Aufgaben die im Land Sachsen zu lösen sind ? Sind Sie bereit wenn es dem Land und dessen Bürger nützt auch Kompromisse einzugehen über die Parteigrenzen hinaus ?
Wie stehen Sie persönlich zum Einsatz der Bundeswehr in AFG?
Vielen Dank, mit Ihrer Antwort werden Sie mir die Entscheidung für meine Stimmabgabe sehr erleichtern.
MfG
MAS

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Schilder,

gerne beantworte ich Ihre zweiteilige Frage: Aus Unzufriedenheit mit vielen politischen Themen und angesichts vieler Probleme habe ich ja angefangen, mich überhaupt politisch zu engagieren. Eine Demokratie lebt vom eigenen Engagement. Da darf man nicht warten bis irgend jemand kommt und das schon alles schon richtig machen wird. Ich arbeite seit dem Studienabschluss 1995 als angestellter Bauingenieur und lebe mit meiner Partnerin und zwei Kindern zusammen - ich denke nicht, dass ich eine Perspektive "von oben" auf die Verhältnisse habe. Politisch aktiv bin ich seit 2003. Ich bin kein Berufsfunktionär und auch nicht von einer politischen Mandaten abhängig. Parteien setzen natürlich in ihrer Pogrammatik eigene Schwerpunkte, da sie ganz berechtigte aber unterschiedliche Interessen von Gruppen vertreten. Und genauso natürlich ist, dass im Wahlkampf laut "getrommelt" wird. In der praktischen Tätigkeit gilt aber dann der Interessenausgleich, der Kompromiss, der aus Geben und Nehmen bestehen muss. Eins schließe ich aber aus: dass ein Kompromiss aus dem Tausch persönlicher Vorteile gegen inhaltliche Zugeständnisse besteht, wie das manchmal beobachtet werden muss. Und außerdem schließe ich aus, dass Zugeständnisse gemacht werden, die Menschen übergroße Nachteile zumuten oder Wahlzusagen und der Programmatik unvereinbar entgegenstehen.

Meine Position zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan ist folgende: Unabhängig davon, ob man Pazifist ist und den Einsatz von militärischer Gewalt grundsätzlich ablehnt oder nicht: Der Einsatz in Afghanistan ist ein Fehler, da die miltiärische Besetzung vorhersehbar keine Lösung der Probleme brachte und bringen wird. Inzwischen steht auch nicht mehr die Frage, ob die Truppen dort bleiben sollen oder nicht. Es steht die Frage, ob sich die Besatzungstruppen freiwillig zurück ziehen oder ob sie von den bewaffneten Kräften in Afghanistan dazu gezwungen werden. Der Einsatz dauert seit 2001 an, in jüngster Zeit hat sich die militärische Lage verschlechtert. Da immer wieder Zivilisten in Kampfhandlungen ums Leben kommen, schwer verletzt werden oder ihren wenigen Besitz verlieren, wird sich der Widerstand verstärken. Daraus wird folgen, dass ständig mehr Soldaten eingesetzt werden sollen, mehr Waffen ihre zerstörende Macht entfalten und auch mehr Geld dafür ausgegeben werden muss, mit der weiteren Folge, dass alles schlimmer wird als vorher. Mit einer Armee kann man ein Land besetzen aber nicht befrieden. Es gibt auch kein erkennbares Konzept für den Einsatz, an dem sich irgend ein "Erfolg" oder ein Ziel messen ließe. Letztendlich sollte die Bundeswehr aus den Konsequenzen des 2. Weltkrieges heraus eine rein defensive Territorialverteidigunsarmee sein, die nicht als Interventionssteitmacht weltweit eingesetzt werden kann. Jeder noch so kleine gewaltsame Konflikt ist viel zu gefährlich, da er immer die Gefahr der unkontrollierten Eskalation birgt.