Sehr geehrter Herr Kuban. die Logik der Bestrafung von jenen, die "angebotene" Jobs ablehnen erschließt sich mir nicht. Würden sie als Unternehmer solchen ggf. unmotv. Mitarbeiter einstellen wollen ?
Denn echte Vermittlung beruht weder auf Zwang noch Druck.
Ist es wirklich sinnvoll, da dann das berechtigte Risiko besteht, das solche Angestellte so arbeiten, das sie der Firma eher Schaden zufügen, etwa durch innere Einstellung oder die sprichwörtlichen "2 linken Hände" ?
Sollte man nicht auf wirkliche Augenhöhe setzen um langfristige und nachhaltige Arbeitsverhältnisse zu ermöglichen, an denen beide Vertragspartner ihre Freude haben und auch so der viel genannte Drehtür Effekt keine Rolle mehr spielt ?
Mfg PM

Sehr geehrter Herr M.
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre Gedanken zum Thema Sanktionen bei der Ablehnung von Jobangeboten. Ich habe mich sehr bewusst dazu bei meinem Auftritt in der ARD-Sendung „Hart aber fair“ am 24. März 2025 geäußert, auf den Sie sich in Ihrer Frage sicher beziehen, und möchte meine Position Ihnen gegenüber noch einmal direkt erläutern.
Ihr Gedankengang, dass Vermittlung auf Augenhöhe und Motivation die Grundlage für erfolgreiche Arbeitsverhältnisse sind, ist richtig. Aber genauso gehört zur Wahrheit: Wer arbeiten kann, soll auch arbeiten – das ist eine Frage der Gerechtigkeit und Fairness gegenüber der großen Mehrheit der Menschen in unserem Land, die jeden Tag Verantwortung übernehmen, arbeiten gehen und Steuern zahlen. Unser Sozialstaat darf kein bedingungsloses Dauerangebot sein – sondern muss fordern und fördern.
Wenn jemand zum wiederholten Mal zumutbare Jobangebote ablehnt – also solche, die den Fähigkeiten, der Gesundheit und der Zumutbarkeit entsprechen – dann ist es aus meiner Sicht richtig, dass das auch harte Konsequenzen hat.
Sie fragen, ob ein Unternehmer jemanden einstellen möchte, der unmotiviert ist. Die ehrliche Antwort ist: natürlich nicht. Deshalb ist es auch nicht Ziel, irgendwen irgendwohin zu vermitteln – sondern den Menschen zu motivieren und dabei zu helfen, einen Arbeitsplatz zu finden, der ihren Fähigkeiten entspricht. Dafür müssen aber beide Seiten Verantwortung übernehmen – vor allem auch die arbeitssuchende Person.
Die CDU steht für einen Sozialstaat, der nach dem Prinzip Fördern und Fordern Menschen nicht aufgibt, aber auch das System nicht ausnutzen lässt. Deswegen wollen wir:
- mehr individuelle Förderung und bessere Betreuung in den Jobcentern,
- mehr Qualifizierung, damit Menschen langfristig in Beschäftigung kommen,
- aber eben auch klare Sanktionen, wenn zumutbare Angebote abgelehnt werden.
Ich bin überzeugt: Nur wenn wir klar zwischen Hilfsbedürftigkeit und Arbeitsverweigerung unterscheiden, behalten wir den gesellschaftlichen Rückhalt für unseren Sozialstaat. Denn Solidarität funktioniert nur, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruht.
Ich danke Ihnen herzlich für Ihre kritischen Anmerkungen und das konstruktive Hinterfragen – das ist wichtig und gehört zu einer lebendigen Demokratie.
Mit freundlichen Grüßen
Tilman Kuban