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Till Mansmann
FDP
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Frage von Jörg N. •

Die Energiewende gerät ins Stocken, bevor sie richtig in Schwung gekommen ist. Hybridheizungen mit 30%-Wärmepumpenanteil, Förderungskappung, etc. Wie sollen die CO2-Ziele trotzdem eingehalten werden?

Bei der Verstromung von Wärme und Verkehr hakt es. Der Wärmepumpen- und Elektroautohochlauf schwach (Fachkräftemangel, hohe Kosten für energetische Sanierung, hohe Strompreise, Kappung der Forderung und der Rohstoffmangel bei E-Autos, der die Preise nach oben treibt und die Verfügbarkeit zunehmend nur noch für teurere Autos zulässt). Die Folge ist, dass mehr und länger fossile Brennstoffe verfeuert werden als gedacht und Beschränkungen bei Wärme und Verkehr gegen 2028 kommen werden, falls nicht gegengesteuert wird! Sie sind der Nachfolger von Herrn Kaufmann und Sie wissen, was in der Pipeline ist: “Once we have green electrons [renewable power] the rest of it takes about 18 months. We’re going to deliver into our 2025 target for Germany. They have asked for 5mn tonnes and they are going to get it,” he said, referring to a recent deal with Germany energy company Eon (Andrew (Twiggy) so Forrest von FFI. Was dürfen wir da durch grünes PtX INSGESAMT erwarten? Wie sieht es beim CCS aus?

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FDP

Sehr geehrter Herr N.,

vielen Dank für Ihre Frage!

Ich pflichte Ihnen bei – die Energiewende stellt für Deutschland eine große Herausforderung dar. Derzeit importieren wir etwa 70% der (fossilen) Energieträger, die wir in Deutschland verbrauchen. Auch für die Zukunft müssen wir auf Importe setzen, denn das Potenzial für erneuerbare Energien ist nicht ausreichend, um uns autark zu versorgen. Regionen mit viel Sonne, Wind und freier Fläche, wie wir sie zum Beispiel in Afrika oder dem von Ihnen angesprochenen Australien finden, sind bei uns rar. Gleichzeitig wollen wir unsere Bevölkerung und Industrie weiter mit sicheren, kostengünstigen und bald auch klimaneutralen Energieträgern versorgen.

Daher ist der Aufbau von neuen Energie-Partnerschaften eine wesentliche Strategie, die die Bundesregierung und das BMBF verfolgen (https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/kurzmeldungen/de/woher-soll-der-gruene-wasserstoff-kommen.html).

Der Import von erneuerbaren Energieträgern wird entscheidend für Deutschlands Klimaziele und unseren Wohlstand sein. Die Produktion von Grünem Wasserstoff und weiteren PtX-Produkten in Regionen der Welt, die großes Potenzial dafür haben, wird es uns ermöglichen, diese Ziele zu erreichen. PtX ist dabei ein wichtiger Teilbereich von Grünem Wasserstoff, wo aber auch noch viele Dinge derzeit in der Entwicklung sind. Aus der aktuellen BMBF-Förderung (CCS liegt außerhalb der Zuständigkeit des Wasserstoff-Beauftragten) möchte ich Ihnen folgende Beispiele nennen:

Mit der Fördermaßnahme HyGATE fördert das BMBF gemeinsam mit Australien erstmals Projekte zum Aufbau einer deutsch-australischen Wertschöpfungskette für erneuerbare Energieträger. Mit der Initiative ermöglichen wir deutschen Anbietern, ihre Innovationen in Pilotprojekten mit australischen Partnern umzusetzen. So schaffen wir die Grundlage für neue, nachhaltige Geschäftsmodelle in beiden Ländern. Im Moment findet hier eine Auswahl der besten eingereichten Projekte statt, erste Förderprojekte sollen im Frühjahr 2023 an den Start gehen. Mehr dazu finden Sie hier: https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/kurzmeldungen/de/2022/05/wasserstoff-australien-energiewende-deutschland.html

Ebenso eignet sich Afrika für die Produktion von Grünem Wasserstoff. Das BMBF setzt daher auf strategische Partnerschaften mit dem westlichen und südlichen Afrika, wo genügend Flächen und Potential für Solar- und Windenergie zur Verfügung stehen, um nicht nur den Energiebedarf vor Ort decken, sondern Energie auch exportieren zu können. Seit 2020 fördert das BMBF einen Potenzialatlas Wasserstoff, der untersucht, wie die Erzeugung Grünen Wasserstoffs die nachhaltige Entwicklung Afrikas unterstützen kann (https://www.bmbf.de/bmbf/de/home/_documents/potenzialatlas-wasserstoff-afr-ergieversorger-der-welt-werden.html). Eine Erkenntnis daraus ist, dass alleine in Westafrika rund 120.000 TWh Grüner Wasserstoff wirtschaftlich hergestellt werden könnten. Zum Vergleich: Deutschland verbraucht jährlich rund 520 TWh Strom. Weiterhin bestätigen die Analysen, dass der Aufbau von Produktionskapazitäten für Grünen Wasserstoff in Afrika mit hohem gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Nutzen einhergehen wird.

Sie sehen also: Der notwendige Umbau unseres Energiesystems eröffnet Chancen für Deutschland. Wir können neue Partnerschaften etablieren und unsere Technologien, die wir mit Forschung und Innovation nach vorne treiben, exportieren. Dafür setze ich mich im Auftrag des BMBF mit ganzer Überzeugung ein.

Mit freundlichen Grüßen

 

Till Mansmann

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