Hallo Herr Sarnowski, warum soll ich als "Landbewohner" Grün wählen? Wenn ich mir hier das Ranking der Grünen ansehe stelle ich fest, dass die Vertreter der ländlichen Regionen schlechter postiert sin
Sehr geehrter Herr H.,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Zu Ihrer Frage zur Vertretung ländlicher Regionen auf unseren Bezirkslisten:
Die oberbayerische Liste ist natürlich auch von Münchner Abgeordneten geprägt - denn die Anzahl der Kandidierenden richtet sich nach der Bevölkerung, und über 1,5 von 4,5 Millionen Oberbayern kommen allein aus der Landeshauptstadt. Entsprechend sind 1/3 unserer Direktkandidierenden aus München. Das bayerische Wahlsystem (Addition Erst- und Zweitstimme) im Kombination mit den hohen Wahlergebnissen der Grünen im urbanen Raum sorgt dafür, dass die Listenreihenfolge aber ohnehin von den Wählerinnen und Wählern ausgehebelt wird. Das ist aber sozusagen der Wunsch der bayerischen Verfassung und ja auch sehr direktdemokratisch. Wenn man sich die Kandidierenden in Oberbayern aber genauer anschaut - z.B. auch die Spitzenkandidierenden Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, die ursprünglich aus Herrsching und Landsberg kommen, aber auch Gisela Sengl aus Traunstein, Johannes Becher aus Freising, Andreas Krahl aus Garmisch, Gabriele Triebl aus Kaufering, Martina Thalmayer aus Rosenheim, ich aus Ebersberg - dann sind bereit unter den ersten 12 Plätzen sehr viele Menschen aus dem ländlichen Raum.
Unabhängig davon nehem wir Grüne die Herausforderungen am Land sehr ernst - und ich meine, wir machen gute Angebote für die Menschen am Land. Denn unsere Überzeugung ist: Am Land fühlt sich unser schönes Bayern anders an als in der Stadt – und das soll auch so bleiben. Wer auf dem Land wohnt, weiß am besten, was getan werden muss, damit es sich jetzt und in Zukunft auf dem Land gut leben lässt, und packt mit an.
Wir wollen die ländlichen Regionen darin stärken, selbst ihre eigenen Ideen in die Tat umzusetzen, etwa durch neue finanzielle Spielräume. Ob Schwimmbad, Spielplatz, Dorfladen oder kommunal betriebenes Wirtshaus: Kommunen sollen selbst entscheiden, was sie brauchen. Dafür wollen wir den Förderdschungel lichten. Die Fördermittel müssen fließen, ohne dass eine ganze Verwaltungsabteilung der Gemeinde für Beantragung und Abwicklung lahmgelegt wird.
Wir stehen unter anderem für die Reaktivierung von stillgegelegten Bahnstrecken und einem Fokus auf Modernisierung, Elektrifizierung bzw. zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecken auf dem Land. Auch im S-Bahnraum gilt nämlich: Es sind die Außenäste der S-Bahn, die den größten Modernisierungsbedarf haben und wo sich kleine Verspätungen zu großen Problemen potentieren.
Wir vernetzen das Land: Mit unserer Mobilitätsgarantie sorgen wir dafür, dass in jedem Ort von 5 bis 24 Uhr mindestens ein Mal je Stunde ein (Ruf-)Bus oder ein Zug fährt. Damit kann sich auch jeder Mensch auf dem Land auf einen günstigen und bequemen öffentlichen Nahverkehr verlassen. Für ein attraktives Angebot brauchen wir gut aufeinander abgestimmte Verbindungen. Hierfür schaffen wir flächendeckend Verkehrsverbünde in ganz Bayern, zudem sorgen wir mit cleveren Lösungen für den Weg von der Haltestelle bis zur eigenen Haustür, indem wir zusätzlich Radverkehr, Carsharing und Rufangebote vernetzen.
Wir sind überzeugt, dass die Energiewende ein riesiges Konjunkturpaket fürs Land ist - allein im Landkreis Ebersberg geben wir jährlich über 330 Millionen Euro für fossile Energie aus. Wertschöpfung, die wir in der Region halten wollen. Das kommt auch den Kommunen zu Gute: Wir wollen sie für die Erzeugung erneuerbarer Energien durch Windräder, Fotovoltaik und Geothermie über die Gewerbesteuer hinaus mittels eines „Energiegewinner-Bonus“ vergüten. So finanzieren die Windräder am Ort zum Beispiel das Schwimmbad mit. Damit der Strom auch dort ankommt, wo er gebraucht wird, verbessern wir die Einspeisemöglichkeiten für Strom aus erneuerbaren Energien. Auf diesem Weg schaffen wir Regionen der Energiegewinner*innen, und die Klimaneutralität findet dort ihren Anfang, wo der Pioniergeist daheim ist: auf dem Land.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas von Sarnowski