Frage an Thomas Lutze von Sven V. bezüglich Verkehr
Hallo Herr Lutze,
Wie beurteilen Sie die neue Kundenoffensive (Fernverkehr ) , die am 18.3.2015 von Ulrich Homburg vorgestellt wurde ?
Wie ist ihre generelle Ansicht zu dieser Agenda des Deutschen Fernverkehrnetzes und denken Sie , dass das Saarland (bahntechnisch) davon profitieren wird ?
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen ;
MfG Sven Vogelgesang
Hallo Herr Vogelgesang,
die Nachricht, dass die Deutsche Bahn (DB) wieder mehr Fernverkehr betreiben will und sich dabei auch wieder an Strecken und Verbindungen erinnert, die sie in den letzten 20 Jahren abgebaut hat, ist positiv zu bewerten. Doch mir fehlt der Glauben, dass dieses mutige Projekt Realität wird.
In der Bundesrepublik ist der Fernverkehr eigenwirtschaftlich geregelt. Das heißt, die Züge IC/EC und ICE müssen mindestens kostendeckend betrieben werden. Da die DB sehr stark auf den teuren Hochgeschwindigkeitsverkehr setzt (Tempo 250/300) und dabei den klassischen Schnellzugverkehr vernachlässig hat (IC/EC, Abschaffung des InterRegio), wird das mit der Kostendeckung nicht einfach. Hinzu kommt, dass die Nachfrage gerade auf Verbindungen wie der nach Saarbrücken nicht so hoch ist, dass die Kostendeckung erreicht werden kann. Notwendig ist, dass Strecken wie die von Mannheim nach Saarbrücken oder auch Saarbrücken-Trier-Koblenz/Köln wieder von Fernverkehrsverbindungen bedient werden. Das funktioniert aber nur, wenn die Bahn mögliche Verluste ausgeglichen bekommt. Dazu ist es erforderlich, dass der Deutsche Bundestag ein Gesetz auf den Weg bringt, wo dieser Verkehr als zu finanzierendes Allgemeingut definiert wird. Und wir brauchen eine Gerechtigkeit zwischen den Verkehrsmitteln: Es kann nicht sein, das Reisezüge für jeden gefahrenen Kilometer eine Streckengebühr zahlen müssen, Fernlinienbusse aber kostenfrei die Autobahnen nutzen können (also keine Maut zahlen). Das hat mit fairem Wettbewerb nichts zu tun.
Freundliche Grüße,
Thomas Lutze