Wie möchten Sie dem - nicht nur von Frau Klöckner geäußerten - Wunsch nach einem respektvolleren Umgangston im Parlament entsprechen?
Sehr geehrter Herr Jarzombek,
in Ihrem Newsletter schreiben Sie: "Fidel Castro soll vor der kubanischen Nationalversammlung einmal mehr als sieben Stunden gesprochen haben. Es schien zwischenzeitlich, als habe sich Alterspräsident Gregor Gysi hier ein Vorbild genommen…"
Was bezwecken Sie mit dieser Bemerkung?
Wie Frau Klöckner sehr richtig anmahnte, braucht es eine Zivilisierung des Umgangstones im Parlament. Meiner Meinung nach sollte die Schwelle zu kritikwürdigen Äußerungen sehr niedrig gelegt werden.
Gruß aus Norwegen,
Jörg B.

Sehr geehrter Herr B.,
die typische Rede für Abgeordnete im Bundestag liegt bei fünf Minuten und musste in der letzten Wahlperiode oftmals auch noch kürzer sein. Der Kollege Gysi hat sich für seine Eröffnung hingegen satte 36 Minuten gegönnt, das mehr als siebenfache einer üblichen Rede. Gefühlt dauerte diese Rede noch länger.
Und sie entsprach auch im Inhalt nicht der üblichen Rede eines Alterspräsidenten, nämlich überparteilich zu sprechen. Das übrigens ist auch die Aufgabe der gewählten Präsidenten. Nein, diese Rede war eine parteipolitische Rede im Sinne des Programms seiner sozialistischen Partei.
Wer also die etablierten Regeln so überdehnt wie Gregor Gysi, der muss sich auch Kritik gefallen lassen. Ich wäre mir auch nicht sicher, ob er den Vergleich zu Fidel Castro nicht als Kompliment versteht.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Jarzombek