Frage an Thomas Hacker von Ruth B. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Hacker,
leider werden die Berufsschulen in Ihren Ausführungen zur „Schule von morgen“ im Bayreuther Sonntag vom 24.08.08 nicht erwähnt.
Die Berufsschule unterrichtet im dualen System alle Schüler, die ein Ausbildungsverhältnis eingegangen sind – unabhängig davon, ob die Schüler von Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Förderschule, FOS/BOS kommen oder ein Studium abgebrochen/abgeschlossen haben. Ebenso werden Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag unterricht.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Berufsschulen zu stärken?
Mit freundlichen Grüßen
Ruth Bankmann
Liebe Frau Bankmann,
bei den Fragen im Bayreuther Sonntag werden uns genau 1.200 Zeichen zugestanden. Der Versuch, die Schule von morgen (und die Universität Bayreuth) in so wenigen Sätzen zu skizzieren, kann dann leider nicht auf alle - wichtigen - Aspekte eingehen.
Die duale Berufsausbildung ist seit Jahrzehnten eine bewährte und wichtige Quelle für den Fachkräftenachwuchs in unserem Land und hat auch im internationalen Vergleich einen hervorragenden Ruf. Auch ich habe mich entschlossen, vor dem Universitätstudium eine Bankausbildung zu absolvieren und praktische Erfahrungen zu sammeln.
Damit das System funktionsfähig bleibt, muss es auf die anstehenden Herausforderungen unserer Zeit angepasst und ausgerichtet werden. Nur wenn die Talente und Begabungen junger Menschen in unserem Land früh erkannt und gezielt gefördert werden, kann unser Wohlstand auch in Zeiten der Globalisierung erhalten werden.
daher wollen wir:
die Ausbildungsfähigkeit junger Menschen verbessern. In allen Schulen muss es rechtzeitig eine starke Berufsorientierung geben. Betriebserkundigungen, Praktika und Bewerbertraining müssen ebenso eine Rolle spielen, wie die Ausrichtung der Lehrinhalte auf Themen, die die Bedeutung von Wirtschaft und Technik stärker in den Mittelpunkt rücken;
eine Exzellenzinitiative für die Berufsbildung. Über einen Imagewechsel soll der Handwerksberuf auch leistungsstarke Jugendliche ansprechen und sogar eine Alternative zu einem Hochschulstudium darstellen;
die Förderung der beruflichen Weiterbildung. Für die Zukunftssicherung individueller Beschäftigungsfähigkeit hat das lebenslange Lernen eine wesentliche Bedeutung. Dazu müssen Förderungsinstrumente entwickelt werden, die eine berufsbegleitende Weiterbildung für jeden Weiterbildungswilligen ermöglichen;
die Verzahnung von Aus-, Weiter und Hochschulbildung. Die Durchlässigkeit zwischen Bildungsteilsystemen muss maßgeblich verbessert werden. Der Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte mit hochwertigen Fortbildungsabschlüssen (z.B. Meister) soll ohne Zusatzprüfung und Probesemester möglich sein.
Mit den besten Grüßen nach Laineck
Ihr Thomas Hacker