Frage an Thomas Dyhr von Georg L. bezüglich Umwelt
Verkehrsminister und Landwirtschaftsminister geben fast täglich Steilvorlagen an Die Grünen. Was passiert? Nichts? Anstelle von Emotionalität und Wut, wird mit vorsichtigen, rationalen Vorschlägen geantwortet.
So kommen keine Wähler! Die Wähler wollen, dass endlich was passiert: Braunkohle, Glyphosat, Tierhaltung, Nitratbelastung, Dieselgate, Einheitsversicherung, Bedingungsloses Grundeinkommen u.v.a.m.
Werde ich es noch erleben, dass Die Grünen mal auf den Tisch hauen?
Sehr geehrter Herr L.,
vielen Dank für Ihre Frage, die auf ein ziemlich schwieriges Problemfeld der Politikvermittlung abzielt - das Problemfeld "Bauch und Kopf". Eine Botschaft, die auf den Kopf zielt, wenn nur der Bauch empfangsbereit ist, ist wie ein Sender ohne Empfänger - reine Energieverschwendung.
Viele Bürger möchten ihre Wut, ihre Empörung über Zustände in der Politik in Antworten meiner Partei widergespiegelt sehen und fühlen sich mit rein kopfbetonten Lösungsansätzen alleine gelassen. Das verstehe ich sogar zum Teil.
Lautstärke ist aber nicht gleichbedeutend mit Lösungskompetenz. Ein Rumpelstielzchen, was herumspringt, Lärm macht, aber in der Sache nichts erreicht, ist eine ziemlich lächerliche Figur.
Das Anprangern kritikwürdiger Zustände löst sie noch lange nicht. Politik hat aber - zumindest nach meinem Verständnis - die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, Probleme zu lösen und nicht nur zu beschreiben.
Werden schwierige Problemfelder dadurch gelöst, wenn man "mit der Faust auf den Tisch haut", aber die Mehrheitsverhältnisse die radikale "einfache" Lösung nicht zulassen?
Da sind dicke Bretter zu bohren, um am Ende zum Erfolg zu kommen. Und wer im politischen Aushandlungsprozess vor den Kopf gestoßen wurde, wird ein noch so berechtigtes Anliegen am Ende nicht unterstützen.
Wird das empörende Problem, dass die Lobbyisten von BAYER/ MONSANTO das halbe EU-Parlament gekauft zu haben scheinen, um die Weiterzulassung von Glyphosat zu erreichen, dadurch gelöst, wenn man wütende Statements abgibt, aber am Ende im Parlament doch schlicht weggestimmt wird?
Wird die empörend ungenügende Kapitalausstattung der Rückstellungen unserer Energieversorger für die Endlagerung des Atommülls und den Rückbau stillgelegter Atomanlagen dadurch gelöst, dass man auf den Tisch haut? Mit dem Ergebnis, dass die Energiekonzerne nach aktienrechtlicher Abspaltung der Verlustbringer diese schlicht in die Insolvenz schicken - mit dem Ergebnis, dass der Staat den Dreck wegmachen muss, um die Bevölkerung zu schützen?
Natürlich ist mir angesichts des erpresserischen Atomdeals das Messer in der Tasche aufgegangen... und dennoch war es trotz aller Anfeindungen vernünftig, die Energiekonzerne mit einem zweistelligen Milliardenbetrag zur Kasse zu bitten, bevor infolge einer Insolvenz gar nichts kommt.
Das nächste Problem... die Medien. Man kann noch so scharfe Pressemeldungen absetzen. Wenn Presse in Ausübung ihrer Freiheit diese ignoriert, wird das nichts mit der Verbreitung.
Man wird als Politiker öffentlich schlicht nicht zur Kenntnis genommen. Beispiele sind http://wk57-waehlt-gruen.de/site/?page_id=660 und http://wk57-waehlt-gruen.de/site/?page_id=646, die bis auf einen Abdruck der letzteren Meldung von der Presse ignoriert wurden.
Haben Sie die bewundernswert hartnäckigen Bemühungen von Gerhard Schick über die empörende Cum-Ex-Steuerbetrügerei der Finanzwirtschaft unter Einbindung des Finanzministeriums in den Medien zur Kenntnis genommen? Gerhard Schick war ziemlich scharf... das abgedruckte Presseecho verhalten.
Die immer wieder empörende Kumpanei zwischen Politik und Wirtschaft zu Lasten der Steuerzahler und Bürger kann am Ende nur durch die Wählerschaft eingehegt werden. Die Effizienz grüner politischer Bemühungen hängt entscheidend davon ab, wie viele Bürgerinnen und Bürger Bündnis90/ Die Grünen ihre Stimme geben.
Solange sich die Wählerinnen und Wähler für eine vermeintliche Sicherheit entscheiden, korruptive Kungelrunden und mit Spenden gekaufte Steuergesetzgebung mit Wirtschaftskompetenz verwechseln, großmäulig martialisches Gerede mit Innenkompetenz und Fragen des Umweltschutzes gegenüber dem Guthaben auf dem eigenen Konto/ dem eigenen komfortablen Lebensstil nachrangig priorisieren, so lange werden wir alle weiterhin mit Zuständen leben müssen, welche einem die Zornesröte ins Gesicht treiben.
Die Mehrheit entscheidet - Trommeln auf dem Tisch hin oder her...
Und die Mehrheitsverhältnisse bestimmen die Wählerinnen und Wähler!
Ich kann Sie nur ermutigen, am 24.09.2017 grün zu wählen, um das Gewicht meiner Partei in der kommenden Legislaturperiode zu stärken.
Im Übrigen bin ich auch gerne bereit, mich mit Ihnen und ggf. weiteren Interessierten zu einem Meinungsaustausch zu treffen. Für eine etwaige Terminsvereinbarung empfehle ich das Kontaktformular auf meiner Homepage www.wk57-waehlt-gruen.de.
Mit freundliche Grüßen
Thomas Dyhr