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Thea Dückert
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Sabine R. •

Frage an Thea Dückert von Sabine R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Fr. Dr. Dückert,
ich bitte Sie freundlichst um die Beantwortung der folgenden Fragen. Die Sachverhalte wirken zwar primär eher speziell, bei näherem Hinsehen sollten Sie jedoch feststellen das die Thematik starke Brisanz besitzt. Denn: 1,2 Millionen professionell Pflegende sowie ca. 5 Millionen zu pflegende Menschen und deren Angehörige möchten wissen, welche Partei für sie wählbar ist!

Vielen Dank für Ihre Antworten vor Mitte September,
mit freundlichen Grüßen

S. Rüdebusch

• Wie sieht das Programm Ihrer Partei zum Umbau des
Gesundheitswesens aus?
• Welche Vorstellungen hat Ihre Partei zur Prävention
und Gesundheitsförderung entwickelt und in welcher
Rolle sehen Sie die professionelle Pflege?
• Wie stellt sich Ihre Partei die Steuerungs- und Lotsenfunktion
professioneller Pflege vor?
• Wie kann Ihrer Meinung nach rechtzeitige pflegerische
Intervention erhebliche Kosten im Gesundheitswesen
einsparen?
• Wie will Ihre Partei die Personalsituation von Pflegenden
und Mitarbeitern im Gesundheitswesen verbessern?
• Bestehen in Ihrer Partei konkrete Überlegungen, dieses
Wachstumspotential gezielt zu nutzen und Fördermittel
in den Arbeitsmarkt Pflege umzuleiten?
• Welche Möglichkeiten sieht Ihre Partei, dass sich die
Personalbemessungen in allen Handlungsfeldern der
Pflege zukünftig am realen Pflegebedarf der zu versorgenden
Klienten orientiert?
Wie steht Ihre Partei zum Erhalt
der Fachkraftquote von 50
Prozent und wie wollen Sie die Versorgungsmängel
beheben?
• Welche Pläne hat Ihre Partei zur weiteren Finanzierung
der Pflegeversicherung?
• Wie steht Ihre Partei zu einer möglichen Erweiterung
der Begutachtungskriterien zur Einstufung der Pflegebedürftigkeit
um psychosoziale Hilfebedarfe?
• Welche Steuerungsmöglichkeiten sieht Ihre Partei, um
den sinnvollen Grundsatz "Ambulant vor Stationär"
konkret zu fördern?
• Wie steht Ihre Partei zur Hospizarbeit und zu Fragen
der finanziellen Absicherung?
• Sieht Ihre Partei Chancen, die Regelung der Arbeitsplatzsicherung
in der Zeit der Begleitung sterbender
Angehöriger auch in Deutschland einzuführen?
• Wie steht Ihre Partei zur strukturellen Zusammenführung
der Pflegeausbildungen?
• Wie planen Sie die Evaluationsergebnisse von Modellprojekten
der Ausbildung in die gesetzliche Berufszulassung
umzusetzen?
• Wie steht Ihre Partei zur Verlagerung der bisherigen
Pflegeausbildung an Hochschulen, wie dies in den
meisten europäischen Ländern bereits heute üblich
ist?
• Mit welchen Maßnahmen will Ihre
Partei dem absehbaren
Pflegepersonalnotstand und der Unterversorgung der
Pflegebedürftigen in Deutschland entgegenwirken?
• Welche Anforderungen stellt Ihre Partei an professionelle
Pflege und wie soll diese finanziell durch Fort und
Weiterbildungen sichergestellt werden?
• Mit welchen Maßnahmen will Ihre Partei Hochschulen
und Praxisfelder der Pflegeforschung fördern und die
Umsetzung in die Pflegepraxis unterstützen?
• Werden Sie einen Ausbau der Forschungskapazitäten
für Pflege an Universitäten fördern?
• Welche Möglichkeiten sehen Sie, diese Ansätze zu unterstützen
und wie fördert Ihre Partei die Schaffung
der Rahmenbedingungen für die professionelle Umsetzung
in die Pflegepraxis?
• Wird Ihre Partei weiterhin unqualifizierte und unkontrollierte
Pflege zulassen?
• Wie steht Ihre Partei zu der gesetzlichen Registrierung
und Lizenzierung von Pflegenden?
• Wird Ihre Partei die Errichtung von Pflegekammern in
Deutschland unterstützen?
• Könnten Sie sich vorstellen, eine/einen Bundesbeauftragten
für alle Pflegeberufe zu etablieren?

Portrait von Thea Dückert
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Rüdebusch,

wir werden die mit der Gesundheitsreform 2004 eingeleiteten Strukturveränderungen für mehr Zusammenarbeit in unserem Gesundheitswesen weiter vorantreiben. Durch die neuen Versorgungsformen wird die Behandlung der Patientinnen und Patienten besser und können gleichzeitig Kosten eingespart werden.Wir werden uns weiterhin für mehr Wettbewerb auch im Gesundheitswesen einsetzen. Wir wollen, dass Krankenkassen, Ärzte, Arzneimittelhersteller und andere Anbieter von Gesundheitsleistungen miteinander um mehr Qualität und Wirtschaftlichkeit wetteifern. So kann die Gesundheitsversorgung besser gemacht werden, ohne dass der Staat ständig eingreifen muss. Außerdem lassen sich so vorhandene Wirtschaftlichkeitsreserven erschließen und damit die Belastungen der Versicherten und Patienten in einem sozialstaatlich akzeptablen Rahmen halten. Wir werden unser Ziel weiter verfolgen, die Prävention neben der Akutmedizin, der Rehabilitation und der Pflege zu einer eigenständigen Säule unseres Gesundheitswesens zu machen. Eine gute Gesundheitspolitik setzt ein, bevor Krankheiten beginnen. Das gilt gerade für Kinder, denn die Grundlagen für spätere Gesundheitsschäden werden im Kindesalter gelegt. Gemeinsam mit der SPD haben wir im Bundestag ein Präventionsgesetz verabschiedet, das u. a. die Gründung einer Bundes-Präventionsstiftung vorsieht. Das Gesetz legt einen Schwerpunkt auf die Gesundheitsförderung und Prävention bei sozial benachteiligten Gruppen. Die unionsregierten Bundesländer haben aus wahltaktischen Gründen dieses wichtige Gesetz im Bundesrat gestoppt. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass Prävention und Gesundheitsförderung endlich eine gesetzliche Grundlage erhalten. Vor allem aber werden wird uns für eine Bürgerversicherung einsetzen, um unser Krankenversicherungssystem solidarischer, gerechter und nachhaltiger zu machen.

Wir sind uns bewusst, das angesichts des demographischen Wandels die Pflegeversicherung dringend reformiert werden muss, damit sie den wachsenden Ansprüchen genügen kann. und das betrifft nicht nur die Finanzierungsseite, sondern auch die anderen von Ihnen angesprochenen Punkte. Wir haben in der laufenden Legislaturperiode an einem detaillierten Konzept gearbeitet, in dem alle diese Themen berücksichtigt werden. Durch die vorgezogenen Neuwahlen ist es uns nicht mehr gelungen, das Konzept noch diese Legislaturperiode vorzulegen, doch wir werden nach der Wahl daran weiterarbeiten. Fest steht, dass wir die Pflegeversicherung schnellstmöglich finanziell wie strukturell weiterentwicklen wollen. Dazu wollen wir auch für die Pflege die solidarische Bürgerversicherung. Wir halten ergänzende Vorsorge für notwendig, um auf die steigenden Pflegekosten reagieren zu können. Wir brauchen Leistngsverbesserungen für Menschen mit Demenz, psychischen und geistigen Behinderungen. Wir wollen die seit Einführung der Pflegeversicherung konstanten Leistungssätze an die Preisentwicklung anpassen. Ambulante und staionäre Pflegesätze sollen angeglichen werden. Uns ist bewusst, dass die unentgeltliche Pflege von Angehörigen, überwiegend von Frauen geleistet wird. Wir setzen uns für Verbesserungen für die pflegenden Personen ein. Ganz wichtig ist uns, die Rahmenbedingungen für die ambulante Pflege und den Verbleib in der eigenen Häuslichkeit zu verbessern. Darum fordern wir neue Wohnformen und eine und eine unabhängige Wohn- und Pflegeberatung. Um die Bedürfnisse älterer Menschen bei der Gestaltung der Wohn- und Lebensverhältnisse besser zu berücksichtigen, muss auch das Heingesetz überarbeitet werden. Wir fordern mehr Transparenz von Pflegekosten und tatsächlich erbrachten Pflegeleistungen und verbesserte Qualitätskontrollen - nicht nur, um Missstände aufzuzeigen, sondern auch, um Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Prävention, Rehabilitation und soziale Begleitung - auch zuhause - sollen gestärkt werden, indem die Pflegeversicheurng mit anderen sozialen Leistungen verknüpft wird. Und nicht zuletzt sollen die Rahmenbedingungen für beruflich Pflegende und Auszubildende der Pflegeberufe verbessert werden. Der Pflegeberuf sollte attraktiv sein, er sollte Weiterbildungs- und Aufstiegschancen bieten.

Mit freundlichen Grüßen

Thea Dückert