Frage an Tabea Rößner von Hartmut W. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Rößner,
gestatten Sie mir zu Ihrer Antwort auf die Frage von Frau Redfort folgende Nachfragen:
Eine konkrete Antwort auf die Frage von Frau Redfort, wie oft Sie von Mainz nach Berlin fliegen, bleiben Sie leider mit dem lapidaren Hinweis darauf schuldig, dass Sie hierüber keine Liste führen. In Ihrer Antwort an Frau Redford schreiben Sie jedoch selbst, dass Ihnen die Kosten Ihrer Flüge vom Bundestag erstattet werden. Können Sie die Anzahl Ihrer Flüge dann also nicht ohne weiteres aus Ihren Abrechnungen gegenüber dem Bundestag und den entsprechenden Erstattungsvorgängen ersehen? Können Sie die Anzahl Ihrer Flüge zudem nicht ohne weiteres aus Ihren Flugbuchungsvorgängen ersehen? Und müsste es darüber hinaus nicht eigentlich auch möglich sein, aus den CO2-Kompensationsvorgängen, die Sie für Ihre Flüge hoffentlich leisten, die Anzahl Ihrer Flüge zu ermitteln?
Und ganz abgesehen davon:
Was sagt uns das eigentlich über ihr Lärm- und Klimaschutzbewusstsein, dass Sie offenbar keinerlei Überblick über die Anzahl Ihrer Flüge haben wollen, wenn sie hierzu nicht einmal wenigstens ungefähre Angaben machen können wollen? Und was sagt uns das über Ihr Verhältnis zu Transparenz und Informationsfreiheit, wenn Sie eine einfache Frage hierzu nicht beantworten, die Sie jedenfalls unter Rückgriff auf die Ihnen vorliegenden Unterlagen/Daten ohne weiteres beantworten können müssten? Würden Sie als Fragestellerin anderen sowas durchgehen lassen? Haben Sie hier etwas zu verbergen? Warum stehen Sie nicht einfach offen und ehrlich zur Zahl Ihrer Flüge? Sie haben doch Gründe genannt, warum Sie fliegen müssen. Andere MdBs haben damit auch kein Problem.
Daher nochmal auch von mir die einfache Frage: Wie oft (ungefähr) sind Sie in den vergangenen Jahren pro Jahr von Frankfurt/Main nach Berlin oder von Berlin nach Frankfurt/Main geflogen? Wenn Sie hierzu keine Auskunft geben, befördern Sie doch nur Spekulationen zu Ihrem Nachteil.
Mit freundlichen Grüßen
H. W.
Sehr geehrter Herr W.,
allein die Nennung einer absoluten Zahl an Flugreisen wird für Sie keinen Erkenntnisgewinn bringen. Denn sie müsste ja ins Verhältnis gebracht werden zu der Zahl der Fahrten, die ich von Mainz nach Berlin und von Berlin nach Mainz insgesamt mache, um aussagekräftig zu sein. Und in der Tat führe ich darüber keine Liste. Darüber hinaus müsste jede einzelne Fahrt für sich betrachtet werden, aus welchen Gründen mir nicht möglich war, die Bahn zu nehmen. Und da geht es dann sehr weit ins Persönliche. Es wird dabei ja nicht berücksichtigt, ob der/die Abgeordnete eine Familie hat, vielleicht mit Kindern im schulpflichtigen Alter oder mit kranken bzw. pflegebedürftigen Angehörigen, welche Verpflichtungen man im Wahlkreis oder im Bundesland hat oder wie oft man zu Fachtagungen im gesamten Bundesgebiet eingeladen ist.
Ich lebe seit 24 Jahren in Mainz und kämpfe von Beginn an gegen den zunehmenden Flugverkehr. Als Fluglärm-Betroffene, die regelmäßig morgens kurz vor 5 Uhr aus dem Bett fällt, weil mein Haus direkt in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens liegt, unterstütze ich seit über 20 Jahren Fluglärm-Initiativen in Mainz und der Rhein-Main-Region, aber auch in anderen betroffenen Regionen, und stehe in regelmäßigem Austausch mit ihnen. Mein Engagement können Sie gerne meiner Homepage oder den Initiativen im Bundestag entnehmen. Sie liegen also völlig falsch, ausgerechnet mir ein mangelndes Lärm- oder Umweltbewusstsein vorzuwerfen. Schenken Sie mir also bitte Vertrauen, dass mir ein möglichst umwelt- und klimabewusstes Reisen immer schon ein wichtiges Anliegen war und nach wie vor ist.
Ich fahre viel lieber mit der Bahn, es ist deutlich entspannter, klimafreundlicher, und ich kann im Zug in Ruhe arbeiten. Daher plane ich meine Reisen zunächst mit der Bahn und lege meine Termine entsprechend - sofern ich darauf Einfluss habe. Selbst zu eintägigen Veranstaltungen oder Terminen in Berlin außerhalb der Sitzungswochen nehme ich die Bahn, auch wenn es bedeuten kann, dass ich erst mitten in der Nacht nach Hause komme, wie es mir - verspätungsbedingt - erst vor wenigen Tagen passiert ist. Wenn ich es überschlage, nehme ich bei zehn Fahrten etwa acht- oder neunmal die Bahn. In den übrigen Fällen ist es mir terminbedingt nicht möglich, mit dem Zug zu fahren. Daher fordern wir Grüne seit jeher einen Ausbau der Bahn sowie die Wiedereinrichtung von Nachtzügen, damit auch Montagmorgens in einer Sitzungswoche Termine in Berlin auch mit der Bahn erreichbar sind.
Nach persönlichen Anfeindungen, denen ich bereits ausgesetzt war, bin ich aber nicht bereit, über jede meiner Reisen Rechenschaft abzulegen. Ich habe ein freies Mandat, das ich nach bestem Wissen und Gewissen - dazu zählt auch möglichst klima- und umweltfreundlich zu handeln - ausübe und für das ich meine Aufgaben mit großer Sorgfalt erfüllen möchte. Ich muss mein Mandat aber auch genauso gut erfüllen können wie Abgeordnete mit einer kürzeren Anreise nach Berlin. Was viele in dieser Diskussion nicht berücksichtigen: Als Abgeordnete einer kleinen Fraktion habe ich in der Regel deutlich mehr Themen zu bearbeiten und damit verbunden auch viel mehr Termine als Abgeordnete großer Fraktionen, die die Themenzuständigkeiten auf mehr Schultern verteilen können.
Als Mitglied der Grünen lebe ich aus Überzeugung möglichst nachhaltig, habe in Mainz den Bau eines Kohlekraftwerks mit verhindert, achte schon seit Jahrzehnten beim Einkauf auf recyclebare, plastikfreie, ökologische wie regionale Produkte und esse kaum Fleisch. In meinem Wohnort Mainz wie auch in Berlin nutze ich meist das Fahrrad oder den ÖPNV.
Ich hoffe, mit diesen Ausführungen Ihrer Anfrage Genüge getan zu haben. Unverständlich finde ich hingegen, meine Kolleginnen und Kollegen zu meinem Reiseverhalten zu befragen. Besser und fairer wäre es dagegen, den direkten Kontakt aufzunehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Tabea Rößner