Das Foto zeigt eine Portraitaufnahme von Tabea Rößner vom Juni 2021.
Tabea Rößner
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Emanuel H. •

Frage an Tabea Rößner von Emanuel H. bezüglich Kultur

Sehr geehrte Fr. Rösner,

ich bin überrascht, das Sie als medienpolitische Sprecherin immer noch von einem qualitativ hochwertigen Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk sprechen.

http://tabea-roessner.de/2016/09/12/oeffentlich-rechtlicher-rundfunk-seehofer-betreibt-populismus/

Die Jüngeren bezahlen Rundfunkbeiträge, doch die Öffentlich-Rechtlichen Sender machen nur noch Fernsehen für die Alten.
Nirgendwo sonst wird die "Rentner-Demokratie" (Zitat Roman Herzog) deutlicher als beim Bayerischen Rundfunk - der Durchschnittsseher ist 64 Jahre alt!

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/183279/umfrage/durchschnittsalter-der-fernsehzuschauer-nach-sender/

Die Jugend boykottiert längst das Programm des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks, möchte den Musikantenstadl, die seichten Vorabendserien nicht mehr sehen.

Für Qualität müssen die Jüngeren noch einmal bezahlen, für ein Abo bei Netflix, HBO, National Geographic, BBC und Anderen.
Dort laufen preisgekrönte Serien wie "House of Cards", dort gibt es Qualitativ hochwertige Dokus.

Es lohnt sich der Blick über den Tellerrand:
Der britishe BBC, ein öffentlich-rechtlicher Sender, hat längst ein Bezahlangebot, das gerne angenommen wird.
Warum scheut sich der deutsche Öffentlich_Rechtliche Rundfunk davor, ähnliche Bezahlangebote anzubieten?

Wer wirklich Qualität liefert - der hat doch auch ein freiwillig zahlendes Publikum - oder?

mit freundlichen Grüßen,

Emanuel Hienstorfer

P.S. Von der Kritik ausnehmen möchte ich den Journalimus bei den Öffentlich-Rechtlichen - der ist tatsächlich gut, kostet aber nur einen Bruchteil des Budgets.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Hienstorfer,

vielen Dank für Ihr Schreiben und entschuldigen Sie bitte, dass ich erst jetzt dazu komme, Ihnen zu antworten.

Ich stimme Ihnen ja in Vielem zu! Ich bin dennoch der Ansicht, dass wir insgesamt ein qualitativ gutes öffentlich-rechtliches Angebot haben (sicher, Kritik gibt es immer), das nach journalistischen Prinzipien arbeitet, weitgehend staatsfern organisiert ist und Binnenpluralität gewährleisten soll. Und da braucht unser Öffentlich-Rechtlicher den Vergleich zu den Angeboten in anderen Ländern nicht zu scheuen. Sie haben Recht: Da geht noch viel mehr, und gerade in den Hauptsendern ARD und ZDF würde ich mir mehr Mut wünschen, mehr innovative Formate und spannende Dokumentarfilme und Reportagen nicht erst zu nachtschlafender Zeit. Trotzdem haben wir zusammen mit den Spartensendern ein sehr vielfältiges Programm, dass auch die Nischeninteressen bedient. Aber wie gesagt: Da ist noch Luft nach oben.

Auch die Jugend - dafür plädiere ich schon seit Jahren - muss vom Öffentlich-Rechtlichen angesprochen werden, schließlich soll er für alle Bevölkerungsgruppen Angebote machen. Immerhin gibt es jetzt Funk, das die 14- bis 29jährigen dort erreichen will, wo diese Zielgruppe ihre Informationen bezieht. Auch bei Filmproduktionen, das haben wir bei der Novellierung des Filmfördergesetzes ausdrücklich gefordert, bei denen die öffentlich-rechtlichen Sender viel zu sagen haben, sollte Neues gewagt werden. Zum Beispiel sollten Aufträge nicht nur an die eigenen Töchter, sondern mehr an freie, unabhängige Produzenten gehen.

Sicherlich gibt es aber auch Grenzen, was wir vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk erwarten können. Er muss eine große Bandbreite von Information über Bildung und Kultur bis Sport und Unterhaltung anbieten und auch finanzieren. Da sind Produktionen wie von Netflix nicht unbedingt mehr im Budget, ähnlich wie so manche Großveranstaltung, wie wir jetzt zur Berichterstattung über die Olympischen Spiele erleben mussten - wobei hier die Frage ist, wo die Schwerpunkte gesetzt werden, wenn ein Vielfaches für die Fußballübertragungsrechze ausgegeben wird. Einem von Ihnen erwähnten Bezahlangebot setzt aber unser Rundfunksystem Grenzen, denn der Öffentlich-Rechtliche soll ja allen Menschen frei verfügbar sein. Im Übrigen ist das bei der BBC (etwa bei BBC Entertainment) ja auch nur in ganz bestimmten Grenzen möglich, wie etwa der Auslandsbezug deutlich macht.

Es gibt also noch sehr viel zu tun. Ich denke aber, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk zukünftig noch dringender gebraucht wird angesichts einer fragmentierten digitalen Welt und eine größtmögliche Öffentlichkeit herstellen muss. Daher möchte ich ihn für die Zukunft richtig aufstellen, nicht nur beim Programm, sondern auch bei den Anstalten selbst, der Zusammensetzung der Gremien, im Hinblick auf Transparenz und Partizipation und vieles mehr.

Herzliche Grüße
Tabea Rößner

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