Frage an Tabea Rößner von Jennifer G. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Rößner,
als Projektgruppe des Lina-Hilger-Gymnasiums „Lihi Goes Fair“ engagieren wir uns für den fairen Handel in unserem Umfeld. Wegen den anstehenden Juniorwahlen würde uns sehr interessieren, wie Sie und Ihre Partei sich mit diesem Thema auseinander setzen. Daher würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns folgende Fragen beantworten würden.
1) Wie steht Ihre Partei dem Thema „Fairtrade“ gegenüber?
2) Inwiefern ist der faire Handel in Ihrem Parteiprogramm integriert?
3) Wie ist Ihre persönliche Meinung zu diesem Thema?
Vielen Dank
Mit freundlichen Grüßen
Projektgruppe "Lihi Goes Fair"
Liebe Projektgruppe "Lihi Goes Fair",
gerne beantworte ich Eure Fragen. Fangen wir also gleich an:
1) Wie steht Ihre Partei dem Thema "Fairtrade" gegenüber?
Wir GRÜNEN finden Fairtrade gut und unterstützen das auch. Ich denke, dass Fairtrade eine wichtige Sache ist, um weltweit zu helfen, dass die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern oder Arbeiterinnen und Arbeiter in Werkstätten etc. genug Geld für ihre Arbeit kriegen und die Produkte auch umweltverträglich hergestellt werden.
Den Erzeugern aus Asien, Südamerika und Afrika hilft Fairtrade sehr. Denn sie kriegen für die Produkte, die in den 2500 Weltläden in Europa verkauft werden, faire Preise, die ihre Kosten decken und ihre Familien ernähren. Mehr als eine Million Produzenten und Arbeiterinnen und Arbeiter in 58 Entwicklungsländern profitieren vom fairen Handel. Und es werden noch mehr: In den vergangenen fünf Jahren ist der Verkauf von "Fairtrade" zertifizierten Produkten durchschnittlich um beinahe 40 Prozent pro Jahr gewachsen, wie die Fairtrade Labelling Organizations International ausrechnet.
Aber Fairtrade hilft auch der Umwelt und damit uns allen: Denn Kleinbäuerinnen und Kleinbauern werden unterstützt, klima- und ressourcenschonend gesunde Nahrungsmittel herzustellen.
2) Inwiefern ist der faire Handel in Ihrem Parteiprogramm integriert?
Fairer Handel wird vor allem auf Bundesebene und natürlich international umgesetzt. In unserem Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2009 haben wir unter anderem gefordert, dass es internationale Abkommen geben muss, damit sich die Preise für die Agrarprodukte stabilisieren. Viele Entwicklungsländer können nämlich ihre Produkte noch nicht mal in ihrem eigenen Land verkaufen, weil sie gar nicht so günstig produzieren können, wie die großen Industriestaaten. In der EU werden viele Produkte auch subventioniert, das heißt, dass die Bauern noch Geld dazu kriegen - dadurch werden ihre Produkte noch günstiger. Das halten wir nicht für fair.
Fairer Handel und Qualitätssiegel auf höchstem Niveau zum Schutz von Mensch und Umwelt sind Ziel GRÜNER Politik. Und wir glauben, dass Umweltabkommen wie das Übereinkommen über die biologische Vielfalt besser durchgesetzt werden müssen.
In unserem Alltag können wir alle bewusster leben. Im Bundestagswahlprogramm hatten wir vorgeschlagen, dass Schulküchen, aber auch Kantinen und Mensen veranlasst und gefördert werden sollen, gesundes Essen, Fairtrade- und Bioprodukte an zu bieten. Das haben wir bereits in vielen Modellprojekten erprobt. Das Ergebnis: Gesunde Ernährung und knappe Kassen sind miteinander vereinbar, Qualität ist möglich, häufig sogar kostenneutral!
Aber auch in Rheinland-Pfalz kann man etwas tun, in dem wir fair einkaufen, aber auch unsere Bäuerinnen und Bauern selbst fair anbauen und handeln. So sollen Großkonzerne keine Subventionen mehr erhalten, damit die Entwicklungsländer aus dem Weltmarkt eine Chance haben. Vor allem wollen wir aber fördern, dass auch in Rheinland-Pfalz umweltverträglich angebaut wird, keine Ressourcen wie Wasser verschwendet werden und möglichst viele Bioprodukte angebaut werden.
3) Wie ist Ihre persönliche Meinung zu diesem Thema?
Veränderungen fängt man am besten bei sich selbst an. Also kaufe ich fair gehandelte Produkte, wo ich kann. Auch mein Büro unterstützt Fairtrade, unser Kaffee beispielsweise ist bio und fair gehandelt. Auch sehe ich oft fair gehandelte Schokolade auf dem Schreibtisch meiner Mitarbeiterinnen.
Ich selbst habe meine politisches Engagement quasi "fair gehandelt" gestartet: Als Jugendliche habe ich in einem Dritte-Welt-Laden (damals hieß das noch so) in Olpe gearbeitet. Da habe ich viel über die Lage der Entwicklungsländer und die Bedeutung von fair gehandelten Produkten gelernt. Diese Erfahrung begleitet mich noch bis heute.
In meiner Stadtratsarbeit in Mainz habe ich Anträge zu dem Thema eingebracht, beispielsweise auch bei der Beschaffung von Steinen für Straßen und Plätze in Mainz.
Herzliche Grüße
Tabea Rößner