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Sven Lehmann
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Frage von Zofiya V. •

Gibt es eine Position der Grünen gegenüber Polyamorie, da diese in queeren Kreisen mehr und mehr Zuwachs und Normalisierung findet.

Sehr geehrter Herr Lehmann,

Ich wollte fragen, ob die Grüne bereits Stellung nimmt, gegenüber Menschen mit multiplen Beziehungspartnern und, ob dieses bei den Grünen thematisiert wird.

Ich finde in den meisten Parteiprogrammen eine Erwähnung von Polygamie als eine Unterdrückungsform gegenüber Frauen in meist nahöstlichen Ländern, jedoch verdeckt dies die Realität von queeren Menschen, die in u.a. Dreiecksbeziehungen ihr Glück finden. Vor allem erschweren die erwähnten Schwierigkeiten eine Heirat mit multiplen Lebenspartnern.

Für eine gute Behandlung von Menschen mit Poly-Beziehungen stellt das neuliche Gesetz in Kuba ein gutes Beispiel. Dabei wird respektiert, dass die Zusammensetzung der Familie den Menschen selbst überlassen sein soll. Dies könnte auch die Existenz von Patchwork-Familien achten.

Schöne Grüße, Zofiya V.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Guten Tag Zofiya V.,

vielen Dank für Ihre Frage vom 16. November.

In unserer Gesellschaft gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Formen des Zusammenhalts und miteinander Lebens. Sie sind Ausdruck der grundgesetzlich garantierten freien Entfaltung der Persönlichkeit. Auch offen gelebte Mehrfachbeziehungen gehören dazu.

Leider geht aus Ihrer Frage nicht konkret hervor, ob es Ihnen vordergründig um Polyamorie oder aber um Polygamie geht. Während Polyamorie zunächst einmal das Gegenkonzept von Monogamie bezeichnet – also Liebesbeziehungen, die von mehreren Menschen gleichberechtigt und unter Konsens eingegangen werden – handelt es sich bei Polygamie um die Vielehe, die in Deutschland und weiten Teilen der Welt rechtlich verboten ist, weil sie häufig von patriarchalen Strukturen geprägt ist. Dies deckt sich auch mit der Position der Vereinten Nationen und des UN-Menschenrechtskomitees, die in der Polygamie eine Verletzung der Würde der Frau sehen.

Ein wichtiges Vorhaben im Koalitionsvertrag ist die Modernisierung des Familienrechts. Wir wollen Eltern in Regenbogen- und Patchworkfamilien rechtlich besser absichern. Hierzu werden wir unter anderem das sogenannte kleine Sorgerecht für soziale Eltern ausweiten und zu einem eigenen Rechtsinstitut weiterentwickeln, das im Einvernehmen mit den rechtlichen Eltern auf bis zu zwei weiteren Erwachsenen übertragen werden kann. Außerdem planen wir mit der Einführung der Verantwortungsgemeinschaft zwei oder mehr volljährigen Personen, die füreinander einstehen wollen, aber kein Liebespaar sind, zu ermöglichen, rechtlich füreinander Verantwortung zu übernehmen.

Mit besten Grüßen

Sven Lehmann MdB

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