Stephanie Jung
SPD
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Frage von Sandy M. •

Frage an Stephanie Jung von Sandy M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Jung,

beim Statistischen Bundesamt gibt es ein Veröffentlichung in Zahlen der Bevölkerungsgruppe der 15 bis unter 65 Jährigen mit einer jährl. Erfassung von 1959 bis 2004 der Erwerbstätigen, -losen und Nichterwerbspersonen in Zahlen. Auf den ersten Blick ist natürlich bei Betrachtung der Erwerbslosenzahlen ein stetiger Anstieg zu erkennen. Dies ist aber nur relativ, da das Verhältnis zur Bevölkerungsgröße völlig Außeracht gelassen wird. Betrachtet man die Zahl der Erwerbstätigen im Verhältnis zur Bevölkerung ergibt sich ein überraschendes Ergebnis: Der Prozentsatz der Menschen mit Job pendelt in den 45 Jahren zwischen 63-67 %. Dies halte ich, im Angesicht der Zeitspanne und der damit unterschiedlichen Wirtschaftslagen, für eine große Stabilität. Nebenbei müsste man jetzt zu der Annahme gelangen, dass die Arbeitslosenzahlen demnach auch keine allzu großen Schwankungen unterworfen sein dürften. Dies ist aber nicht so; Bspl. 1959 = 0,6 % und 2003 = 8,3%. Wenn man sich aber dazu die Nichterwerbspersonen ansieht, erkennt man hier den Zusammenhang; von 1959 = 32,8 % zu 2003 = 26,6%. Also hat hier die größte Verlagerung stattgefunden (Lebensbedingungen, Gesundheitsversorgung) und nicht allein zwischen Erwerbstätigen und Erwerbslosen. Bei logischer Konsequenz ergeben sich doch folgende Fragen: Hat eine Wirtschafts- und Gesellschaftsform eine Eigendynamik? Bei diesen minimalen Schwankungen kann man, wenn überhaupt, nur spekulative Auswirkungen von Parteiwechseln nachvollziehen. Wieso verschwendet man so viel Energie im Kampf um neue Arbeitsplätze, was anscheinend systemtechnisch nur bedingt funktioniert, statt sich um eine angemessene Lebensweise derer zu kümmern, die das Los der Arbeitslosigkeit zum Teil ziehen MÜSSEN? Warum vermittelt man diesen Sachverhalt nicht den Bürgern? Aus psychologischen Gründen? Ich fühle mich als Bürger, gerade bei Wahlkampfparolen (unparteiisch), meiner Intelligenz untergraben, oft auf naivste Weise.

Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Möckel,

um Menschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, eine angemessene Lebensweise zu ermöglichen, muss man um neue Arbeitsplätze kämpfen. Nur so kann man das nötige Geld aufbringen, um diese Unterstützung leisten zu können. Zudem steht jeder Arbeitslose für ein persönliches Schicksal und man kann diesem mit reiner Zahlenbetrachtung nicht gerecht werden. Und gesellschaftliche Teilhabe und Anerkennung wird fast ausschließlich über Arbeit möglich.

Natürlich ist ihre Betrachtung über die Entwicklung der Erwerbstätigen, Erwerbslosen und Nichterwerbspersonen im Grundsatz richtig. Doch muss man jetzt bedenken, wodurch die Verschiebung von den Nichterwerstätigen zu den Erwerbstätigen/Erwerbslosen kam. Früher war es einfach üblich, dass die Ehefrau nicht arbeiten ging und somit fielen die meisten Frauen unter die Rubrik "nicht erwerbstätig"--ob sie arbeiten wollten oder nicht, stand damals nicht zur Diskussion. Zudem waren Kinderbetreuungsangebote kaum vorhanden, was die Frauen auch daran hinderte, eine Arbeitstelle anzunehmen. Zum Glück kommen wir so allmählich aus diesem Gesellschaftsbild heraus und Frauen sind in der Arbeitswelt stärker vertreten. Zu diesem Aspekt kommt auch noch ein Effekt der Wiedervereinigung, denn in der DDR herrschte Vollbeschäftigung für Frauen und Männer. Da viele Arbeitsplätze jedoch nach der Wende wegfielen, kamen dort viele Menschen in die Arbeitslosigkeit. Arbeit hat in den neuen Bundesländern einen noch höheren Stellenwert als in den alten Bundesländern, so dass natürlich nahezu alle Frauen sich als arbeitslos/arbeitssuchend meldeten. Gleiches gilt natürlich auch für Männer: Nur fällt hier der Unterschied zwischen nicht erwerbstätig und erwerbslos/erwerbstätig nicht so drastisch aus. Aus diesem Grund verschieben sich die Prozentsätze der Nichterwerbstätigen und der Erwerbslosen/Erwerbstätigen.

Jedoch finde ich im Gegensatz zu Ihnen, dass eine Schwankung von 4% bei der Erwerbstätigkeit nicht minimal ist. Eine Steigerung der Erwerbstätigkeit um 4% entspräche angesichts der heutigen Arbeitslosenzahlen in etwa 1,6 Millionen weniger Arbeitslose. Zudem haben es viele Länder geschafft, ihre Erwerbstätigenrate wesentlich zu steigern. So ist es in Schweden gelungen, die Frauenerwerbsrate auf 70% zu erhöhen und dort regieren seit über 40 Jahren die Sozialdemokraten.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Stephanie Jung