Wie stehen Sie zu den Vorschlägen der SWK bezüglich der Umgestaltung der Grundschule und zum Lehrkräfte-Mangel?
Sehr geehrte Frau A.,
Fachkräftemangel ist ja tatsächlich ein altbekanntes Problem. So wie die Handwerksbranche oder der Gesundheitsbereich unter Fachkräftemangel ächzt, so auch der gesamte öffentliche Bildungsbereich. Obwohl Warnungen vor Leerstellen immer wieder ausgesprochen worden sind, ist die aktuelle Situation - wie so oft - ein hausgemachtes Problem.
Insofern ist es gut, dass die KMK das Problem erkannt und aufgegriffen hat. Aus meiner Sicht ergeben sich politisch zwei Aufgaben:
1. Es braucht zunächst eine pragmatische Verwaltung des Mangels, d.h. wie können wir die bestehenden Ressourcen bestmöglich dafür einsetzen, dass unsere Kinder über alle Gesellschaftsschichten hinweg gute Bildung bekommen. Der Empfehlungskatalog der SWK bietet hierfür durchaus gute Ansätze: Entlassung der Lehrerinnen und Lehrer von Verwaltungsaufgaben, Anerkennung von ausländischen Lehrerabschlüssen oder der Einsatz von Studierenden als Lehrkraft (auch Quereinstieg)... Zu beachten ist dabei immer, dass Kinder keine Nachteile erhalten, wenn z.B. bei hybriden Unterrichtsformen mit Online-Lehre kein Internet-Anschluss zur Verfügung steht oder nicht ausreichend Computer/Mobilgeräte zu Hause vorhanden sind. Kurz gesagt: Der Lehrkräftemangel darf nicht auf Kosten der Kinder und deren Elternhäuser gelöst werden.
2. Es braucht eine nachhaltige Strategie, um den Beruf der Lehrerin und des Lehrers wieder attraktiv zu machen. Schulen müssen deutlich besser ausgestattet sein (nicht nur technologisch), Lehrkräfte sollten Unterstützung durch Sozialarbeiter:innen bekommen, und Lehrkräfte brauchen sichere Arbeitsverträge, ohne dass sie eine Kündigung über die Sommerferien befürchten müssen. Die Schule muss wieder zu einem Ort des freudebringenden Lernens werden, wo die Zukunft unserer Kinder im Mittelpunkt steht. Dies verlangt höhere Investitionen ins Bildungssystem auf Landesebene!
Persönlich halte ich Bildungsgerechtigkeit für einen zentralen Pfeiler der Gesellschaft und mir ist es ein wichtiges Anliegen, insbesondere die Berliner Schulen zu einem solch schönen Ort des Lernens zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Steve Rauhut