Wird durch neue Spielplätze und der damit verbundenen Eingrenzung von Cannabiszonen wirklich Jugendschutz betrieben?
Sehr geehrter Herr Pilsinger,
ich habe mir Ihre ausführlichen Antworten in Bezug auf das Thema Cannabis gespannt durchgelesen. Allerdings weiss ich nicht, ob Ihnen bewusst ist, dass schon vor der Legalisierung 13-jährige Kinder Cannabis konsumiert haben. Es bringt doch keinen Vorteil, die Jugend weiterhin zu kriminalisieren. Die einzige Möglichkeit ist eine gute Aufklärungsarbeit. Von den Personen, welche nie Cannabis konsumiert haben, ist in meinem Freundeskreis seit der Legalisierung nicht eine Person auf die Idee gekommen, jetzt Cannabis zu probieren. Mit Spielplätzen in der Fussgängerzone zu 'drohen' klingt einfach nur nach Populismus und hält keinen Menschen davon ab Cannabis zu konsumieren. Das Passivrauchen von Cannabis in der Öffentlichkeit löst sicherlich keine schlimmeren Schäden aus, als der passive Konsum von Zigarettenrauch. Ich fühle mich tatsächlich sehr gestört durch Zigarettenraucher in der Öffentlichkeit. Ständig hat man den Rauch in der Nase. Wer wird hier aktiv?
Sehr geehrter Herr R.,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Da wir bereits vor einigen Jahren mit dem Problem des steigenden Konsums von jüngeren Jugendlichen konfrontiert waren, starteten wir im Jahr 2020 unter der Leitung der damaligen Drogenbeauftragten, Daniela Ludwig, eine Präventionsoffensive. Diese sollte die Zielgruppe niederschwellig und möglichst breit erreichen, weshalb digitale Informationsangebote durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) via Social-Media ausgespielt wurden. Zusätzlich wurde ein Service für Eltern, Lehr- und Fachkräfte geschaffen und Schulen durch ein neues, digitales Unterrichtsmaterial zum Thema Cannabis unterstützt. Ich gebe Ihnen recht, für einen besseren Kinder und Jugendschutz sind vor allem weitere Präventions- und Aufklärungsangebote nötig.
Sie schreiben, es wäre kein Vorteil, die Jugendlichen weiterhin zu kriminalisieren. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass auch mit dem aktuellen Gesetz richtigerweise keine Entkriminalisierung von unter 18-Jährigen stattgefunden hat. Cannabis für Kinder und Jugendliche zu legalisieren wäre aufgrund der enormen, negativen Auswirkungen auf die Gesundheit ein völlig falsches Zeichen und ein fataler Fehler. Denn wissenschaftlich führt der Cannabiskonsum im Jugendalter zu irreversiblen Hirnschädigungen, da die Hirnentwicklung erst im Alter von 25 Jahren abgeschlossen ist.
Nicht zuletzt deshalb habe ich den Münchner Oberbürgermeister in einem Schreiben gebeten, alle verwaltungsrechtlichen Maßnahmen zu prüfen, um die Münchner Fußgängerzone nicht zu einem Ort von Cannabis-Partys werden zu lassen. Eine mögliche Maßnahme wäre u.a. die Schaffung von Kinderspielplätzen in der Nähe der Fußgängerzone. Dabei habe ich Bezug auf die Kommune Aschheim genommen, die für eine cannabisfreie Zone rund um das Rathaus einen kleinen Kinderspielplatz errichtet hat.
Mit freundlichen Grüßen
Stephan Pilsinger, MdB