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Stephan Jersch
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Frage von Viola G. •

Frage an Stephan Jersch von Viola G. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Jersch,

Sie sind der Meinung, dass das Modell einer 'Schule für alle' die beste Lösung für Bildungsgerechtigkeit wäre. Bedeutet dies in der praktischen politischen Konsequenz, dass Sie die Schulgebäudeneubauplanungen am Kirchenheerweg derart mitgestalten würden, dass Kapazitäten für alle potentiellen Sek I und Sek II SchülerInnen aus den Vier- und Marschlanden (V+M) geschaffen werden?

Für wie viele SchülerInnen aus den V+M müsste der Schulgebäudeneubau ausgelegt sein, wenn Sie die Bevölkerungsentwicklungen und zunehmenden Ausweisungen von Neubaugebieten im Landgebiet einkalkulieren?

Wie groß war das X (SchülerInnen nach Wohnort in V+M südlich der A 25) = 1.649 (Sek I) + x (Sek II) im Schuljahr 2013/14?

Sie behaupten, dass sich bisher SchülerInnen aus den V+M mehr oder weniger frei eines der fünf Gymnasien aussuchen könnten. Dem stimme ich nur eingeschränkt zu. Viertklässlern aus den V+M kann der erste, zweite oder sogar dritte Schulwunsch an einem gewünschten Gymnasium möglicherweise nicht erfüllt werden, wenn es mehr Anmeldungen als freie Plätze gibt, weil diese immer weiter weg als andere SchülerInnen wohnen.

Ich stimme Ihnen zu, dass die Schulwahl für die StS derzeit de facto außer Kraft gesetzt ist. Das muss aber in Zukunft nicht so bleiben. Wenn die StS Kirchwerder an dem neuen Schulstandort am Kirchenheerweg attraktiver wird und sich inhaltlich von den anderen StS mit einem Alleinstellungsmerkmal im Bildungsangebot positioniert, könnte es einen entgegengesetzten Wanderungseffekt von SchülerInnen aus anderen Stadtteilen nach Kirchwerder haben. Dies würde die Kapazitäten an den anderen StS im Bezirk für SchülerInnen aus den V+M vergrößern. Ein Gymnasium in den V+M am Kirchenheerweg mit einem Alleinstellungsmerkmal im Bildungsangebot hätte da den gleichen Effekt.

Wie beurteilen Sie meine Sichtweise? Welche Konzepte verfolgen die LINKEN für die StS Kirchwerder?

Mit freundlichen Grüßen
V. G.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau G.,

um Ihre Fragen soweit wie möglich zu beantworten möchte ich vorweg schicken, dass, nach dem verlorenen Volksentscheid, 'Eine Schule für Alle' nur mit einer breiten Beteiligung der Bevölkerung und einer entsprechend hohen notwendigen Akzeptanz realisiert werden kann. D.h. auch, dass Fragen über konkrete zu erwartende Schülerzahlen oder auch den Raumbedarf erst im Rahmen eines solchen Prozesses geklärt werden können. Fehlentwicklungen, wie sie schon heute bei der Umsetzung der Inklusion, mit fehlenden Raum, und einer 'unerwartet' hohen Anzahl von InklusionsschülerInnen, auftreten sollen bei der Umsetzung einer Gemeinschaftsschule nicht auftreten.

Bei der Schulwahlfrage für die Gymnasien beziehe ich mich auf die veröffentlichten Zahlen über abgewiesene SchülerInnen. Die sind bei den Gymnasien nahe Null, bei den Stadtteilschulen, vor allem bei der GSB, jedoch deutlich höher. 2011/2012 gab es bei den Bergedorfer Gymnasien keine und 2012/2013 20 Abweisungen die ausschließlich das Lui betrafen. Eine Aufschlüsselung nach Zweit- und Drittwunsch gibt es, soweit ich weiß, seitens der Schulbehörde leider nicht. Es stimmt also, dass diese Zahlen nichts darüber aussagen ob der Erstwunsch erfüllt wurde. Einen Ausbau des Profils der STS Kirchwerder, wie Sie in anregen, kann ich (ganz unabhängig von der Frage 'Eine Schule für Alle') nur begrüßen. Tatsache ist aber derzeit, dass die STS Bergedorf mit ihren vielfältigen Angeboten eine Magnetwirkung entfaltet die ich bei den anderen Stadtteilschulen derzeit nicht sehen kann. Über eine solche Entwicklung und eine Attraktivitätssteigerung der STS Kirchwerder würde ich mich aber sehr freuen.

Wenn man das Zweisäulenmodell bevorzugt, dann würde ich Ihnen Recht geben. Ein Gymnasium für die Vier- und Marschlande mit einer parallel hochattraktiven Stadtteilschule der es weder an Räumlichkeiten noch an Lehrkräften fehlt, würde von der Bevölkerungsstruktur her Sinn machen. Da ich aber das Zweisäulenmodell für nicht gelungen und schlecht umgesetzt halte würde ich im Rahmen der Umsetzung des Weges zu einer Gemeinschaftsschule eher eine Oberstufenkooperation der Stadtteilschulen und Gymnasien bevorzugen, die es allen Schülerinnen und Schülern ermöglicht ihr Abitur in 8, 9 oder auch 10 Jahren im Rahmen dieser Kooperation zu erlangen.

Für unsere Bezirkspolitik in Bergedorf kann ich sagen, dass wir den zügigen Neubau der STS Kirchwerder wollen und uns für eine Attraktivitätssteigerung aller Stadtteilschulen einsetzen. Die Stadtteilschulen brauchen mehr Mittel für die Inklusion, attraktivere Angebote für die Lehrerinnen und Lehrer, mehr LehrerInnen und eine räumliche Ausstattung die den Ansprüchen an die Ganztagsbetreuung und Inklusion gerecht wird. Wir setzen uns aber im Bezirk nicht für die Gründung eines neuen Gymnasiums in den Vierlanden ein.

Ich hoffe Ihre Fragen hinreichend beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Jersch

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