Frage an Stephan Beyer von Marcel L. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Beyer,
Sie befinden sich noch in der Ausbildung, sind mitten im Studium und haben erst Ihr Vordiplom. Die Vermutung liegt Nahe, das Ihre Lebenserfahrung sich auf Schule und Universität beschränkt.
Wie erklären Sie den Bürgern Ihre fachliche Kompetenz und Lebenserfahrung, die nötig ist um als Abgeordneter auch die realen Probleme der Bürger zu erkennen und in ihrem Sinne zu entscheiden?
Ich denke das wir in der Politik gestandene Leute brauchen, Menschen die ihre Ansichten nicht nur aus theoretischen Abhandlungen anderer herleiten können, sondern diese auch durch ihre eigenen Erfahrungen im Leben untermauern können.
MfG Marcel Lehmann
Sehr geehrter Herr Lehmann,
ich danke Ihnen für Ihre Frage. Ich höre diesen "Vorwurf" durchaus nicht das erste Mal, d.h. Sie sind mit Ihrer Ansicht nicht allein und ich kann den Wunsch durchaus nachvollziehen.
Ganz kurz zu mir: Ich habe neben dem Studium auch gearbeitet und teilweise auch für Firmen mit bekanntem Namen, d.h. ich kenne nicht nur Theorie und nicht nur den Schulhof und den Campus. Ich werde aller Voraussicht nach nächstes Jahr mit dem Studieren fertig. Ob ich danach (sollte ich nicht gewählt werden) den Weg in die Wissenschaft oder in die freie Wirtschaft bevorzuge, ist mir noch nicht ganz klar. In beide "Welten" hatte ich aber Einblicke. Dass ich noch nicht mein Diplom habe, liegt übrigens auch ein bisschen an meinem politischen Tätigwerden. (Den Zeitpunkt der Wahl konnte ich mir nicht heraussuchen.)
Die gestandenen Leute in der Politik haben wir übrigens bereits. Zwei Prozent unserer Abgeordneten sind zwar von der Schule in die Uni und von der Uni ins Parlament gefallen, aber die meisten Abgeordneten im Bundestag gingen vorher einer beruflichen Tätigkeit nach. Ich glaube nicht, dass die ein oder andere Ausnahme darin der Zusammensetzung des Parlaments irgendeinen Schaden zufügt.
Um mal einen Blick auf die Statistik (Quelle: http://www.bundestag.de/mdb/statistik/stat16.pdf ) der Grundberufe der Abgeordneten des 16. Deutschen Bundestags zu werfen: 23,3 % sind Juristen, danach kommen mit 5,5 % die Gymnasiallehrer, kurz darauf die Politologen mit 4,6 %. Eigentlich soll das Parlament ja die Bevölkerung repräsentieren, aber irgendwie muss ich bezweifeln, dass 23,3 % unserer Bevölkerung Juristen sind. Zugegebenermaßen ist eine juristische Ausbildung und Erfahrung nicht schlecht, wenn man mit Gesetzen hantieren muss. Aber Juristen haben sicherlich (durch ihren Beruf) auf einige Sachverhalte auch eine andere Sicht als der Rest der Bevölkerung.
Lebenserfahrung in bestimmten Bereichen kann auch dazu führen, dass man weniger offen gegenüber anderer Lebenserfahrung wird und sich vor anderen (vielleicht besseren) Lösungsmöglichkeiten in der Politik verschließt. Das muss nicht sein, kann aber. Jemand, der sich aus ärmlichen Verhältnissen erfolgreich hochgearbeitet hat und kaum Rückschläge erleiden musste, kann sich vielleicht nicht vorstellen, dass es auch Leute gibt, die zwar tagtäglich die Beine in die Hand nehmen, aber dennoch nicht so vorankommen.
Mein Ansatz, Lebenserfahrung und fachliche Kompetenz in den Bundestag zu bringen ist ein Anderer. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, stehe ich für mehr Bürgerbeteiligung und dies möchte ich auch ohne Volksentscheide umsetzen. Ich nenne mein Konzept bisher den "Wahlkreis-Bundestag-Transfer", aber "Bürger-Bundestag-Transfer" trifft es wohl besser.
Die Idee ist, zu aktuellen und wichtigen Themen im Bundestag runde Tische einzuberufen, wo alle Bürger meines Wahlkreises eingeladen werden. Hier wird dann das Thema vorgestellt, die bekannten Positionen und Argumente erläutert und dann diskutiert und gegebenfalls abgestimmt. Im Ergebnis dieses runden Tisches kann das Einbringen von alternativen Anträgen stehen, oder ein von den Bürgern beschlossenes Abstimmungsverhalten, an das ich mich halten werde. Mit diesem Einbeziehen der Bürger erreiche ich das, was Sie sich wünschen.
Ich hoffe Ihnen zufriedenstellend geantwortet zu haben. Ansonsten haken Sie einfach nochmal nach.
Mit freundlichen Grüßen,
Stephan Beyer