Frage an Steffen Bilger von Roman W. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Bilger,
bei einer Podiumsdiskussion der ev. Kirche in Ludwigsburg am 22.07.2009 hatte der Moderator des SWR Sie dafür kritisiert, dass Sie auf Ihrer Internetseite http://www.steffen-bilger.de in Ihren Lebensläufen verschweigen, Gründer und Vorstandsmitglied von „Jung-Weikersheim“, der Jugendorganisation dess umstrittenen „Studienzentrum Weikersheim“, gewesen zu sein.
Hierbei handelt es sich um eine Stiftung, die vom ehem. bad.-württ. Ministerpräsidenten Filbinger gegründet wurde ( http://eisberg.blogsport.de/category/nachbearbeitung/ oder http://de.wikipedia.org/wiki/Studienzentrum_Weikersheim ), der wegen Todesurteilen, die er während der Nazizeit als Marinerichter mitgetragen hatte zurücktreten musste. Selbst Ministerpräsident Oettinger hält die Stiftung inzwischen offenbar für „rechtslastig“ und ist deshalb nicht mehr Mitglied.
In Ihrer Zeit als Vorstand von „Jung-Weikersheim“ hat diese offenbar Veranstaltungen mit dem äußerst rechtskonservativen oder sogar rechtsnationalen Spektrum zugehörigen Personen wie Martin Hohmann oder Reinhard Günzel durchgeführt, die wegen antisemitischer Aussagen aus der CDU bzw. aus der Bundeswehr ausgeschlossen wurden.
Noch 2007 ( http://www.zeit.de/online/2007/16/oettinger-filbinger-kritik?page=3 ) schlossen Sie sich ausdrücklich der heftig kritisierten Aussage von Herrn Oettinger an, Filbinger sei „ein Gegner des NS-Regimes“ ( http://www.sueddeutsche.de/politik/658/399442/text/ gewesen ): Laut Ihnen haben „viele Anwesende (der Trauerfeier für Filbinger) (...) es als befreiend empfunden, dass Oettinger einige Dinge mal klargestellt hat."
Daher möchte ich Sie nun fragen:
1. Würden die Ludwigsburger mit Ihnen einen Kandidaten in den Bundestag schicken, der das Gedankengut von Menschen wie Hans Filbinger und stark rechtslastiger Köpfe wie Klaus Hornung weiter trägt?
2. Weshalb schweigt Ihre Homepage zu Ihrer politischen Betätigung für „Jung-Weikersheim“?
3. Wie stehen Sie zu den Ansichten und Zielen der „Jung-Weikersheimer“?
Sehr geehrter Herr Dr. Wexler-Uhlich,
Abgeordneten-, bzw. Kandidatenwatch verstehe ich als eine Möglichkeit für den interessierten Bürger ernsthaft mit Politikern in Kontakt zu treten. Diese Einrichtung sollte nicht zur parteipolitischen Agitation verwendet werden. Daher finde ich es sehr bedauerlich, dass Sie bei Ihrer Anfrage Ihren eigenen parteipolitischen Hintergrund verschweigen und mir Fragen stellen, die bereits bei der von Ihnen vor mehr als drei Wochen besuchten Podiumsdiskussion beantwortet wurden. Dies ist ein Umgang mit dem politischen Gegner, den ich ablehne. Meine Wahlkämpfer und ich werden auf solche Formen des "Negativ-Campaignings" auch weiterhin verzichten.
Nichtsdestotrotz antworte ich auf Ihre Fragen.
Wie damals in Ihrem Beisein schon ausgeführt habe ich mich im Studienzentrum Weikersheim auf die Bitte von dort im Präsidium engagierten und von mir sehr geschätzten Persönlichkeiten wie Prof. Bernhard Friedmann, Jörg Schönbohm oder Manfred Rommel eingebracht. Das Programm, für das ich verantwortlich war, war hervorragend und stieß auch bei härtester Überprüfung durch den SWR und andere Medien auf keinerlei Kritik. Von anderen Vorgängen habe ich mich deutlich distanziert.
Im Lebenslauf auf meiner Homepage wird - wie damals in Ihrem Beisein schon ausgeführt - überhaupt nichts verschwiegen. Dort sind meine wichtigsten persönlichen und parteipolitischen Stationen aufgeführt.
Sie können sich sicher sein, dass ich aus den damaligen Vorgängen meine Lehren gezogen habe. Dazu gehört auch, dass man nicht mit jedem Journalisten lange Gespräche führt, die dann verkürzt so wiedergegeben werden, dass Personen wie Sie einem diese noch Jahre später vorwerfen können.
Mit freundlichen Grüßen nach Stuttgart
Steffen Bilger