Frage an Stefan Karstens von Marina V. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Lieber Herr Karstens,
wie ich sehe haben sie die gleiche Ausbildung wie ich im Einzelhandel gemacht. Ich bin seit 2 Jahren fertig mit meiner Ausbildung. Seitdem habe ich nur befristete Verträge in Teilzeit und kann davon kaum meine Miete bezahlen. In den 2 Jahren war ich bei fünf verschiedenen Geschäften angestellt. Ich mag meinen Beruf, aber so kann es nicht weitergehen. Ein Marktleiter sagte mir, als Frau brauche ich mich gar nicht für Vollzeit bewerben. Ich würde ja sowieso irgendwann schwanger werden und nur fehlen. Ich könnte nur noch heulen und weiß eigentlich nicht mehr was ich tun soll. Wie waren ihre Erfahrungen im Einzelhandel? Und was können sie für uns junge Frauen im Einzelhandel tun?
LG
Marina
Sehr geehrte Frau Vorochow, liebe Marina,
vielen Dank für Deine Frage!
Als allererstes möchte ich Dir das Du anbieten, unter Kolleginnen und Kollegen im Einzelhandel macht man dies so, Du weißt was ich meine.
Ich habe im Einzelhandel in manchen Positionen gearbeitet, letztlich gar als „Abteilungsleiter“. Über mein Gehalt, selbst in genannter Position schon vor einigen Jahren nur dreistellig, möchte ich mich an dieser Stelle auch beschweren, aber ich weiß dass es für andere noch viel schlimmer war/ist.
Im Einzelhandel zu arbeiten könnte Spaß machen: Der tägliche Umgang mit Kundinnen und Kunden, ihnen die eigenen Warenkenntnis zur Beratung anbieten zu können, sollte ein erfüllendes Berufsbild sein. Auch ich habe diesen Beruf gewählt.
Leider sieht die Realität total anders aus. Schnell Regale einräumen, mit dämlichen Sprechzetteln Kundinnen und Kunden auf ein schlechtes (weil profitträchtiges) Produkt orientieren, unter Zeitdruck abkassieren - und das am liebsten bei Öffnungszeiten an jedem Tag der Woche, rund um die Uhr. Dass da Verkäuferinnen und Verkäufer arbeiten, niemals ein Wochenende haben, wird gar nicht wahrgenommen.
Und die Arbeitgeber der Einzelhandelskonzerne freuen sich über die Möglichkeiten, die Beschäftigten einer ganzen Branche - uns Einzelhändlerinnen und Einzelhändler - in den Niedriglohnsektor abzudrängen. Schuldig dafür: Eine Bundesregierung aus SPD und GRÜNEN. Nicht verändert, sonder nur verschlimmert, hat dies die „Große Koalition“, später CDU/CSU mit FDP.
Nur meine Partei hat sich überhaupt für die Arbeitsbedingungen im Einzelhandel interessiert. Zum Beweis empfehle ich, unter bundestag.de den Suchbegriff „Einzelhandel“ einzugeben. Und deswegen empfehle ich uns Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern, am 22. September unbedingt DIE LINKE zu wählen!
Liebe Marina,
dass ein Marktleiter Dich meint niedermachen zu müssen, nur weil Du ein Frau bist, werde ich nicht hinnehmen. Bitte schreibe mich über meine Webseite an, und nenne mir Details. Diesen Marktleiter werde ich besuchen und „aufklären“ (das ist nicht nur eine Drohung, sonder ein Versprechen)!
Das wird Dir natürlich auch keinen sicheren Job verschaffen, das kann ich Dir leider nicht versprechen. Aber: Ich möchte Dich mit kämpferischen Frauen von der Gewerkschaft bekannt machen. Nur wenn wir uns im Einzelhandel organisieren und gemeinsam füreinander einstehen, können wir den Arbeitgebern etwas entgegensetzen!
Herzliche Grüße
Stefan Karstens