Frage an Stefan Karstens von Klaus R. bezüglich Verkehr
Hallo Herr Karstens,
wie Sie vielleicht wissen, droht in Rendsburg seit vielen Jahren der Verkehrsinfarkt. Der Kanaltunnel ist inzwischen länger im Umbau und halbseitig gesperrt, wie seinerzeit der Bau gedauert hat. Die Rader Hochbrücke ist einsturzgefährdet und kann nur noch wenige Jahre benutzt werden. Von Fortschritten zu einem Neubau ist nichts bekannt. Jede Nacht rumpeln immer mehr Güterzüge durch die Stadt, an Lärmschutz hat dabei aber keiner gedacht. Scheinbar geht unser ganzes Steuergeld für den Verkehr nach Bayern. Im Norden wird dagegen nichts gemacht oder dauert ewig.
Was werden Sie tun, um den endgültigen Verkehrsinfarkt in Rendsburg und Umland zu verhindern?
Sehr geehrter Herr R.,
vielen Dank für Ihre Frage!
In der Tat ist die Verkehrssituation in und um Rendsburg aufgrund von
Versäumnissen und Planungsfehlern seit Jahren prekär, wie Sie zu Recht
bemängeln. Über die Gründe für die immensen Verzögerungen bei der
Sanierung des Kanaltunnels informiert die zuständige WSV inzwischen
recht transparent auf der Webseite www.kanaltunnel-rd.de (die dortigen
Informationen werden teilweise Kopfschütteln auslösen, versprochen!).
Erste Planungsschritte für eine neue Rader Hochbrücke im Zuge der A7
gibt es zwar, ob diese allerdings rechtzeitig vor weiteren
Einschränkungen aufgrund der Abnutzung der alten Brücke abgeschlossen
werden können, ist inzwischen zumindest zweifelhaft. Ihre
durchscheinende Kritik, dass das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium
Investitionsmittel regional ungleich verteilt und Projekte in
Norddeutschland dabei strukturell benachteiligt werden, teile ich.
Die gegenwärtige Sanierung der Weströhre des Kanaltunnels wird nicht
wesentlich beschleunigt werden können, mit einem "planmäßigen" Abschluss
der Bauarbeiten ist Anfang 2020 zu rechnen. Bleibt zu hoffen, dass diese
Grundsanierung dann für die kommenden Jahrzehnte trägt.
Im Rahmen der Rader Hochbrücke sehen die derzeitigen Planungen für ein
Ersatzbauwerk erneut eine einfache Autobahnbrücke vor, die wiederum nur
wenige Jahrzehnte halten wird. Ich würde mir hierfür einen "Großen Wurf"
wünschen: einen kombinierten Autobahn-/Eisenbahntunnel unter dem
Nord-Ostsee-Kanal (vgl. hierzu: www.tunnel2025.de). Dieses hätte den
Vorteil, eine Lösung für mehrere Generationen darzustellen. Ebenso
müssten dann Güterzüge sowie der Fernverkehr nicht langsam über die
Schleife durch Rendsburg rollen, was die von Ihnen angesprochene
Lärmschutzproblematik lösen würde. Mit einem solchen Bauwerk und einer
so ertüchtigten Verkehrsachse von und nach Skandinavien könnte endgültig
auf die verkehrspolitisch sinnlose feste Fehmarnbeltquerung verzichtet
werden, was unzählige Milliarden Euro sparen würde, die wiederum anderen
Projekten zugutekommen könnten.
Um für die Einwohnerinnen und Einwohner Rendsburgs eine Entlastung zu
bewirken, würde ich die Senkung der Fahrpreise für Bus und Bahn anregen
– nur hierauf kann von politischer Seite tatsächlich zeitnah Einfluss
genommen werden. Dieses müsste in der hiesigen Landespolitik bzw. in der
Rendsburger Kommunalpolitik angegangen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Karstens