Wie stellen Sie sicher, dass den Menschen in Afghanistan, die sich völlig zurecht alleine gelassen und verraten fühlen, angemessen geholfen wird, z.B. durch ein Aufenthaltsrecht in Deutschland?
Sehr geehrter Herr Schmidt,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre wichtige Frage.
Die Bilder aus Kabul machen auch mich fassungslos und traurig. Menschen, die den internationalen Streitkräften und humanitären Organisationen geholfen haben, sind jetzt mit ihren Familien den Taliban ausgeliefert. Das ist beschämend. Es gibt am politischen Versagen des Westens nichts zu beschönigen. Menschen fürchten um ihr Leben, der radikale Islam in Afghanistan hat gewonnen, der Westen verloren. Wir tragen eine Mitverantwortung für das, was dort mit den Menschen geschieht, die sich auf uns verlassen haben. Es ist klar, dass die Rettung der deutschen Staatsangehörigen, der afghanischen Ortskräfte sowie deren Familien, den Mitarbeitenden der Hilfsorganisationen und unserer Verbündeten im Vordergrund stehen muss. Dank der Luftbrücke konnten viele Menschen ausgeflogen werden. Leider sind viel zu viele Menschen zurückgeblieben, deshalb ist es richtig, dass sich unser Außenminister Heiko Maas auch weiterhin für eine sichere Ausreise einsetzt. Der frühere SPD-Parteivorsitzende Kurt Beck ist vor Jahren dafür belächelt worden, als er Gespräche mit den Taliban angeregt hat. Nach meiner Einschätzung führt kein Weg daran vorbei, alle diplomatischen Instrumente nun zu nutzen, um für die Einhaltung der Menschenrechte einzutreten. Weder Dialog noch Sanktionen können ausgeschlossen werden. Genauso muss es eine Unterstützung und Kooperation mit den benachbarten Staaten geben, um menschliche Tragödien in Flüchtlingslagern zu verhindern.
Mit freundlichen Grüßen
Sören Bartol