Sebastian Thumbach sw
Sebastian Thumbach
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Frage von Rene s. •

Wandelung / Investition in Infrastruktur

Hallo Herr Thumbach

Wie stehen Sie zur Verkehrswende?
Werden Sie das Netz des ÖPNV verändern wollen? Wenn ja wie?

Mancherorts braucht man mit dem Zug über 2 Stunden mit einem Umstieg von ca. 30 Minuten um in die nächste Stadt zu gelangen (Aichach oder Schrobenhausen nach München hbf). Wenn die Züge fahren.

In ca. 1 std ist diese Strecke mit dem Auto zu schaffen. Dadurch resultiert eine sehr hohe Anzahl an Pendlern.
Dazu sind die Strecken durch Sparmaßnahmen in keinem besonders guten Zustand.

Haben Sie Pläne wie der ÖPNV attraktiv und schneller werden kann?

Wie stehen sie zu Konzepten wie einer Ringbahn um München um den Schienenverkehr besser zu strukturieren?

Sehen Sie eine Möglichkeit die Privatisierung der öffentlichen Verkehrsmittel zurückzuschrauben?

Sebastian Thumbach sw
Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr S.,

kurzfristig würde ich die Schwerpunkte auf den ÖPNV in der Stadt und den Schienenverkehr legen. In der Stadt, weil der ÖPNV auf dem Land ein längerfristiges Thema sein wird, dort braucht es erstmal eventuell auch andere Konzepte wie Ruftaxis für ältere Mitbürger oder Kleinbusse für Schnellverbindungen, aber auch Radwege und kreisüberschreitende Verbindungen. Der Schienenverkehr muss mit mehr Gleisen, Weichen und Fahrradstell- und Parkplätzen an Bahnhöfen ausgebaut werden, dass sich auch eine Kombination auch für Pendler lohnt, die keine direkte Anbindung haben.

Wie Sie sagen, wenn die Züge überhaupt fahren, ist kein hinnehmbarer Zustand. Den Grund dafür sehe ich in den Schienen, die schon an ihrer Belastung sind bzw. mehr Infrastruktur brauchen. Speziell für das Problem Aichach-München müsste man die Strecke Aichach-Altomünster und die S2 ausbauen, entweder durch bessere Parkmöglichkeiten in Altomünster oder einen guten Busverkehr (der aber auch angenommen werden muss).

Günstige Tickets oder eine reduzierte Mehrwertsteuer für den ÖPNV wären sehr hilfreich, ein weiterer Punkt wären mehr Quervernetzungen um den ÖPNV attraktiver und schneller zu machen. Attraktiv für Pendler wird der ÖPNV erst durch eine sinnvolle Taktung und eine bessere Anbindung wichtiger Punkte wie Bahnhöfe, (größere) Betriebe, Gewerbegebiete.

Auch hier ist der Fachkräftemangel ein großes Problem, das Land Bayern muss die Verkehrswende durch eine geförderte Ausbildung von Bus-, Straßenbahn- und Zugpersonal und durch mehr Werbung (in Schulen und Arbeitsagenturen) unterstützen. Es sind im Bereich des ÖPNVs viele Maßnahmen notwendig. Allgemein kann ich hier auf die Maßnahmen der ödp München für Großstädte verweisen:
https://www.oedp-muenchen.de/themen/verkehr-nachhaltig-gestalten

Großprojekte wie eine Ringbahn müssen verhältnismäßig und nachhaltig sein, was vermutlich durch die zusätzlich Quervernetzung aber gegeben ist.

Die Privatisierung des öffentlichen Verkehrs wurde uns leider schon vor Jahrzehnten beschert und ist wohl nur reduzierbar, wenn "Staatskonzerne" wie die Deutsche Bahn wirtschaftlicher arbeiten als Privatanbieter oder wenn EU- oder Bundes-Gesetze entsprechen geändert werden. Sie haben vermutlich die Privatisierung im Schienenverkehr gemeint, aber dennoch will ich noch auf ein lokales Problem der privaten Busunternehmer hinweisen. Im AVV findet leider schon seit Jahren eine Bündelung oder ein Anbieten von Linien zu Gunsten größerer Busunternehmen statt, was gerade in unserem nördlichen Landkreis den kleinen Familienunternehmen sehr geschadet hat, hier waren kleine Unternehmen oft sinnvoller, da dann Ansprechpartner für die genutzten Linien besser erreichbar waren, wenn es beispielsweise zu Ausfällen kam.