Wie sollen Tiere langfristig geschützt werden, wenn Schlachtungen nach wie vor erlaubt sind und dazu noch so grausame Lebensbedingungen für Tiere vorherrschen? Go vegan - bitte.
Sehr geehrte Frau W.,
herzlichen Dank für Ihre Fragen auf abgeordnetenwatch.de vom 27. August 2024 zum Thema Tierwohl. Gerne nutze ich die Gelegenheit Ihnen noch zu antworten. Entschuldigen Sie bitte die verspätete Antwort.
Das Thema Tierwohl ist von großer emotionaler Bedeutung, da es das Leben und das Wohlergehen von Lebewesen betrifft. Ihre Anliegen sind daher sehr gut nachvollziehbar.
Deutschland verfügt über eines der weltweit strengsten Tierschutzgesetze. Dennoch ist es wichtig, dass wir uns auf europäischer Ebene noch stärker abstimmen. Themen wie die Standards in der Nutztierhaltung, die Bedingungen für Tiertransporte, der Heimtierhandel oder der illegale Welpenhandel können nur gemeinsam in der EU effektiv geregelt werden. Die derzeit von der Bundesregierung angestrebten Änderungen haben jedoch vor allem negative Auswirkungen für die heimische Landwirtschaft: mehr Bürokratie und höhere Kosten für die Tierhalter. Dies könnte dazu führen, dass die landwirtschaftliche Produktion zunehmend ins Ausland verlagert wird. Das entspricht weder den Interessen unserer Landwirtschaft noch den Zielen des Tierschutzes.
Die CDU und CSU setzen sich daher für eine Verbesserung der Tierhaltung in ganz Europa ein. Ein Schwerpunkt liegt darauf, dass Tiere sich möglichst frei bewegen können. In Deutschland wurde unter der Führung einer CDU/CSU-geführten Bundesregierung der Ausstieg aus der Kastenstandhaltung beschlossen. Nach einer Übergangszeit sollen Sauen nur noch in Gruppen gehalten werden dürfen und lediglich nach dem Abferkeln zum Schutz der Jungtiere für kurze Zeit im Kastenstand verbleiben.
Ein generelles Verbot der Anbindehaltung von Kühen halten wir nicht für erforderlich, da diese Haltungsform ohnehin zunehmend verschwindet. Neue Milchviehställe werden fast ausschließlich als Laufställe gebaut. Ein Verbot wäre zudem wenig sinnvoll, da es besonders kleinere Milchviehbetriebe hart treffen würde, die einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, zur Erhaltung der Artenvielfalt und zur Pflege der Kulturlandschaft leisten und wertvoll für die ländlichen Strukturen sind. Unsere Politik zielt darauf ab, diese kleinen und mittleren Familienbetriebe beim Übergang zu zukunftsfähigeren Haltungsformen zu unterstützen, anstatt sie zur Aufgabe zu zwingen.
Von pauschalen Verboten halte ich wenig. Schließlich gibt es viele gute Argumente für und wider einer Sache. Oft werden Verbote komplexen Sachverhalten nicht gerecht. Insofern muss man sich im Einzelfall anschauen, ob Verschärfungen Sinn machen könnten oder nicht. Aber wir sehen in der Praxis auch, dass selbst ein grüner Landwirtschaftsminister Özdemir diesen Weg nicht ansatzweise geht, obwohl er es in der Hand hätte, entsprechende Initiativen zu starten. Im Grunde bleibt festzuhalten, dass Deutschland eines derjenigen Länder der Welt mit den höchsten Tierschutzstandards sein dürfte. Das unterstützen wir.
Das wir jede Form von Tierquälerei ablehnen, versteht sich von selbst!
Ich hoffe ich konnte Ihre Frage beantworten.
Herzliche Grüße
Sebastian Brehm, MdB