Warum werden nicht alle Arbeitslosen in der Arbeitslosenstatistik erfasst, die jeden Monat veröffentlicht wird?
Sehr geehrter Herr B..,
vielen Dank für ihre Frage. Tatsächlich gibt es unterschiedliche Arbeitslosenstatistiken. Ich gehe davon aus, dass sie den Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit meinen. Dort wird nicht jede Person, die keiner Arbeit nachgeht erfasst. Es gibt aber sogar Fälle, in denen Personen einer Beschäftigung nachgehen und trotzdem von der Arbeitslosenstatistik erfasst werden. Wer in Deutschland offiziell als arbeitslos gilt, ergibt sich aus dem SGB III (das Arbeitsförderungsgesetz). Im Prinzip ist diese gesetzliche Definition weit gefasst: Sie umfasst alle Erwachsenen, die keine Arbeit haben. Aber auch diejenigen die weniger als 15 Stunden pro Woche arbeiten, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von mindestens 15 Stunden pro Woche suchen und für einen Job durch Vermittlung der Arbeitsagenturen sofort verfügbar sind. Zudem müssen sich die Betroffenen bei einer Agentur für Arbeit persönlich arbeitssuchend gemeldet haben. Generell nicht als Arbeitslose angesehen werden Schüler, Studenten und Rentner, auch wenn sie im erwerbsfähigen Alter sind. Generell können nur Personen als arbeitslos gelten, die mindestens 15 Jahre alt sind und noch nicht die gesetzliche Regelaltersgrenze überschritten haben.
Wichtig für die Statistik sind auch die Regelungen des § 16 Abs. 2 SGB III. Danach gelten Teilnehmer an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik nicht als arbeitslos. Zu diesen Maßnahmen gehören die in § 45 SGB III genannten zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung. An solchen Maßnahmen haben allein im Jahresschnitt 2017 208.000 Menschen teilgenommen. Sie alle finden sich nicht in der Arbeitslosenstatistik.
Der Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit gilt dabei vor allem die grundsätzliche und unmittelbare Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt als ausschlaggebend, wer als arbeitslos gezählt wird. Der Arbeitsmarktbericht ist dann Grundlage für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen.
Neben dem monatlichen Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit gibt es noch die Erwerbslosenquote nach ILO (International Labor Organisation)-Standard. Da in jedem Land die Arbeitslosen anders erhoben werden, entsteht durch den ILO-Standard eine bessere Vergleichbarkeit.
Mit freundlichen Grüßen
Sarah Lahrkamp