Sehr geehrte Frau Lahkamp, ich wüsste gern, was getan wird, um die Versorgung der gesetzlich Versicherten mit zeitnahen Arztterminen zu verbessern?
Ich musste leider am eigenen Leib erfahren, dass das TSVG keine echte Verbesserung der Situation bewirkt hat. Denn die Terminservicestelle meiner Krankenkasse war auch nicht in der Lage, mir einen zeitnahen Termin zu beschaffen. Das Ergebnis war Chronifizierung der Beschwerden und eine längere Krakschreibung. Das können wir uns vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der alternden Gesellschaft meiner Meinung nach nicht leisten. Zudem frage ich mich, wie wir es in körperlich belastenden Berufen vor diesem Hintergrund schaffen sollen bis 67 zu arbeiten....
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung.
Mit freundlichen Grüßen
S. E.
Sehr geehrte Frau E.,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre Schilderung der Schwierigkeiten bei der Terminfindung für gesetzlich Versicherte. Ich kann Ihre Frustration und die negativen Auswirkungen auf Ihre Gesundheit gut nachvollziehen.
Das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), das 2019 unter der Großen Koalition beschlossen wurde, war ein erster Schritt, um die Wartezeiten für gesetzlich Versicherte zu verkürzen und die Sprechstundenangebote zu erweitern. Ziel war es, schneller Termine zu vermitteln und die medizinische Versorgung auf dem Land zu verbessern. Leider mussten wir feststellen, dass diese Maßnahmen allein nicht ausreichen, um die Herausforderungen vollständig zu bewältigen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat erkannt, dass weitergehende Reformen notwendig sind, und arbeitet intensiv an einem neuen "Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz". Dieses Gesetz zielt darauf ab, die Versorgung in den Praxen umfassend zu verbessern und dabei insbesondere die Hausärzte zu entlasten. Geplant ist unter anderem die Abschaffung der bisherigen Obergrenzen für die Abrechnung von Leistungen durch Hausärzte sowie die Einführung einer jährlichen Versorgungspauschale für die Behandlung chronisch kranker Patienten.
Zudem werden spezifische Maßnahmen wie zusätzliche Bezahlungen für Pflegeheim- oder Hausbesuche eingeführt, um die Praxen zu entlasten und die Behandlungskapazitäten zu erhöhen. In sozial benachteiligten Regionen sollen "Gesundheitskioske" eingerichtet werden, die als leicht zugängliche Beratungsangebote dienen.
Ein weiteres zentrales Element ist die Schaffung von 5.000 zusätzlichen Medizinstudienplätzen, um langfristig dem Ärztemangel entgegenzuwirken. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass mehr Patientinnen und Patienten behandelt werden können und gleichzeitig die Wartezeiten reduziert werden.
Die Herausforderungen, die durch den Fachkräftemangel und die alternde Bevölkerung entstehen, können nicht von heute auf morgen gelöst werden. Doch mit den geplanten Reformen hoffen wir, die Versorgungsqualität und die Verfügbarkeit von Arztterminen für gesetzlich Versicherte spürbar zu verbessern.
Ihre Erfahrungen zeigen uns, wie dringend diese Reformen sind, und wir setzen alles daran, die gesundheitliche Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu verbessern.
Mit freundlichen Grüßen
Sarah Lahrkamp