Wie stehen Sie zum Thema Sterbehilfe?
Sehr geehrte Frau Grützmacher,
ich habe mit großem Interesse die Debatte um Sterbehilfe verfolgt. Mich würde interessieren wie sie zu dem Thema stehen und welche Lösung Sie für geeignet halten um in Deutschland endlich eine klare Regelung zu finden.
Freundliche Grüße
Sehr geehrte Frau H.,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich finde das Thema Sterbehilfe sehr wichtig und bedauere es sehr, dass beide Gesetzesvorlagen im Bundestag keine Mehrheit bekommen haben. Es ist wirklich sehr wichtig, in diesem Bereich endlich Rechtssicherheit zu schaffen.
Vor meiner eigenen Erkrankung habe ich die Suizidhilfe etwas strikter gesehen, d.h. ich war eindeutig für den Vorschlag mit der längeren Wartezeit und den verpflichtenden Gesprächen mit Psychotherapeut*innen. Nach meiner eigenen Erkrankung habe ich Kontakt zu Frauen gehabt, die leider eine deutlich schlimmere Prognose hatten und mitbekommen, wie schnell und schlimm diese Verläufe enden können.
Ich finde eine Möglichkeit der Suizidhilfe, genehmigt durch Ärzt*innen in Härtefällen vertretbar. Aufgrund des Mangels an Psychotherapeut*innen befürchte ich, dass eine psychotherapeutische Beratungspflicht mehr verhindert, als ermöglicht.
Persönlich würde ich es begrüßen, wenn das zukünftige Gesetzt zur Suizidhilfe nicht im Strafgesetz verankert wäre. Es muss allerdings beim Gesetzgebungsverfahren berücksichtigt werden, dass die Punkte des moralischen Drucks aus Kostengründen und die nicht ausreichende Versorgungslage bezüglich Hilfsangeboten adressiert werden. Aus diesem Grund habe ich den gemeinsamen Antrag zu Prävention sehr begrüßt, vor allem die Gründung eines bundesweiten Präventionsdienstes und einem 24/7-Telefonangebot mit Kontakt zu fachlich geschulten Menschen.
Dass es nun gar keine Einigung gegeben hat, finde ich zwar schwierig, hoffe aber auf intensive weitere Beratungen und eine zeitnahe Erarbeitung eines Vorschlags, der Mehrheiten findet und die Möglichkeit der Suizidhilfe ermöglicht, wobei eine fachlich adäquate Abklärung des Suizidwunsches mitgedacht werden muss.
Freundliche Grüße,
Sabine Grützmacher
MdB