Frage an Sabine Fohler von Kriemhilde S. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Fohler,
der Deutsche Kulturrat kritisiert die Tatenlosigkeit der Länder in Sachen Unesco-Welterbe.
Der Stuttgarter Hauptbahnhof, genannt Bonatz-Bau, wird von Unesco-Beratern als Kandidat für das Weltkulturerbe diskutiert.
Beim Bau von Stuttgart 21 sollen die Seitenflügel das Bonatz-Baus abegerissen werden und nur der Torso übrig bleiben. Dies bedeutet von vornherein einen Ausschluss als Weltkulturerbe.
Wie stehen Sie als Abgeordnete des Landes Baden-Württemberg zu diesem Thema?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrte Frau Stürzl,
der heutige Bahnhof stößt wie zur Zeit vor dem Neubau durch die Stuttgarter Architekten Bonatz und Scholer an seine Kapazitätsgrenzen. Das neue Stuttgarter Bahnkonzept erhält das historische Gebäude, den so genannten Bonatz-Bau mit Halle, Turm und Arkaden. Bis auf die Seitenflügel entlang der heutigen Bahnsteige wird es weiterhin als Bahnhof genutzt. Durch den Abbruch der beiden Seitenflügel kann die Zugangsebene zu den tiefer liegenden Gleisen auf den Arnulf-Klett-Platz bzw. die große Schalterhalle verlegt werden, die große Aufgangstreppe zur Querbahnsteighalle entfällt dadurch.
Die Genehmigung zum Abbruch der Seitenflügel und für die Umbauten im Inneren des Bahnhofs wurde im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens vom Eisenbahnbundesamt erteilt. Die Belange des Denkmalschutzes wurden dabei mit den Zwängen aus der geänderten Erschließung, den Personenströmen und der Geometrie der neuen Bauwerke abgewogen.
Natürlich ist es schmerzhaft, dass die Seitenflügel des Bonatzbaus abgerissen werden. Allerdings überwiegen meines Erachtens die Vorteile von Stuttgart 21, wie etwa die Schnellbahntrasse nach Ulm sowie die schnellere Anbindung an den Stuttgarter Flughafen, so dass man den Abbruch der Seitenflügel in Kauf genommen hat, um die Wettbewerbsfähigkeit des Stuttgarter Bahnhofs, was Personen- und Güterverkehr betrifft, zu erhalten.
Welche Chancen der Stuttgarter Hauptbahnhof in seiner heutigen Form hätte, als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt zu werden, kann ich nicht beurteilen. Wie Sie selbst erwähnt haben, wurde bislang nur diskutiert, ihn als möglichen Kandidaten vorzuschlagen. In der offiziellen Vorschlagsliste für 2010 wird er allerdings nicht aufgeführt.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Fohler