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Sabine Bätzing-Lichtenthäler
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Frage von Ronald G. •

Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Ronald G. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bätzing,

Sie und viele weitere Anhänger von Rauchverboten beziehen sich auf Studien und Ausagen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Allerdings kommen mir bei genauerer Betrachtung Zweifel:

1. Es wird von 3301 (manchmal auch mindestens 3301) wissenschaftlich nachgewiesenen Toten durch Passivrauch berichtet. Statistische Auswertungen können sicher keinen so exakten Wert ermitteln. Unterstellt, diese Zahl sei der wahrscheinlichste (Erwartungs-)Wert fehlt hier immer noch die Angabe, in welcher Bandbreite (Konfidenzintervall) der tatsächliche Wert mit welcher Wahrscheinlichkeit liegt. Wissenschaftlich gebräuchlich sind hier das 95%- und das 99%-Konfidenzintervall. Bestimmt haben Sie sich als Beauftragte der Bundesregierung hierüber vor Verwendung in der politischen Auseinandersetzung informiert und können mir die Werte nennen (z.B. mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 % (Konfidenzintervall) liegt der Wert zwischen XXXX und YYYY mit Erwartungswert 3001).

2. Bei der Feinstaubbelastung haben Sie das Überschreiten des für die Außenluft zulässigen Wertes von 50 μg /m3 in Raucherräumen kritisiert. Ich habe gehört, dass für die Innenluft generell (d.h. auch für Nichtraucherräume) erheblich höhere Feinstaubbelastungen zulässig sind. Wie hoch ist dieser Wert für Innenräume? Wird dieser zulässige Innenraumgrenzwert im Regelfall in Raucherräumen überschritten? Wenn ja, wie häufig und in welchem Umfang?

3. Das DKFZ verfolgt das politische Ziel der Rauchfreiheit. Dies muss nicht bedeuten, dass die veröffentlichten Ergebnisse falsch sind oder nicht wissenschaftlichen Standards genügen. Allerdings erwarte ich bei einer derart politisch exponierten Quelle, dass die Aussagen von neutraler Stelle wissenschaftlich evidenzbasiert überprüft werden. Ist dies geschehen? Können Sie mir bitte mitteilen, wo ich die Ergebnisse der Evaluierung finden kann?

Vielen Dank im voraus für Ihre Antworten!

Mit freundlichen Grüßen

Ronald Geiger

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Sehr geehrter Herr Geiger,

es gibt ausreichend Gründe, sich für einen Schutz vor Passivrauch einzusetzen. Die Gefährlichkeit der im Tabakrauch enthaltenen Giftstoffe für die Gesundheit ist wissenschaftlich unbestritten. Die Berechnungsgrundlagen für die Mortalitätszahlen infolge des Passivrauchens sind im methodischen Teil der Publikation "Passivrauchen - ein unterschätztes Gesundheitsrisiko" des Deutschen Krebsforschungszentrums unter www.tabakkontrolle.de dargestellt. Passivrauch wurde durch die Senatskommission zur Bewertung der Deutschen Forschungsgemeinschaft als erwiesenermaßen kanzerogener Arbeitsstoff eingestuft. Dabei wurde ausdrücklich auf eine Festlegung unterer Grenzwerte, die noch als tolerabel angesehen werden könne, verzichtet. Auch der Ausschuss für Gefahrstoffe des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales hat das Passivrauchen der höchsten Gefahrenstufe nach den technischen Regeln für Gefahrstoffe der entsprechenden EWG-Richtlinie (67/548/EWG)zugeordnet. Auch das Bundesverfassungsgericht hat die Gefahren des Tabakrauchs für Leben und Gesundheit aller Betroffenen anerkannt. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich verpflichtet, die WHO-Tabakrahmenkonvention vom Mai 2003 (Framework Convention on Tobacco Control - FCTC) in nationales Recht umzusetzen. Die Vertragsparteien haben darin anerkannt, "dass wissenschaftliche Untersuchungen eindeutig erwiesen haben, dass Passivrauchen Tod, Krankheit und Invalidität verursacht" (Art. 8 FCTC). Man sollte dabei bedenken, dass es neben der Sicherstellung wissenschaftlicher Qualitätsstandards bei Gesetzesinitiativen zum Gesundheitsschutz auch einen ethischen gibt: jeder Tote oder gesundheitlich Geschädigte durch das Passivrauchen ist einer zuviel. Die Suche nach der Evidenz sollte nicht zum Selbstzweck werden und zur Untätigkeit verleiten; als Begründung für politische Aktivitäten zum Schutz der Gesundheit reicht die wissenschaftlich begründete Einschätzung weltweit anerkannter Experten zu den Gesundheitsgefahren durch Passivrauch völlig aus.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Bätzing

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