Frage an Reinhard Bütikofer von Raoul C. bezüglich Menschenrechte
Ihr Leben ist aus den Fugen geraten: Das Ehepaar Mire G. und Sali K. wurde vom Landkreis Biberach in den Kosovo abgeschoben - in ein Land, das bei ihrer Flucht noch gar nicht existierte, seit 28 Jahren lebten sie in Oberschwaben. Begründung: sie hätten keinen Pass beigebracht. Aber: das Ehepaar hat die serbische Staatsbürgerschaft, und hat zahlreiche Versuche unternommen, einen Pass zu bekommen.
Das Ehepaar hat 6 Kinder unter schwierigsten Umständen großgezogen, alle arbeiten, zahlen Steuern, sind integriert. Sie haben 14 Enkelkinder und ein Urenkel, die auch alle in Oberschwaben leben. Für sie ist die Abschiebung traumatisch ist. Die 92-jährige Mutter von Frau G. lebt in einem Seniorenheim und versteht die Welt nicht mehr.
Ich bin ehrenamtlich im Interkulturellen Forum für Flüchtlingsarbeit (IFF) in Biberach aktiv. Darüber bekam ich Kontakt mit den erwachsenen Kindern des Ehepaares nach deren Abschiebung. Das hat mich empört, für die gesamte Großfamilie ist Deutschland die Heimat. Für mich ist diese Abschiebung unbegreiflich!
Mire G. und Sali K. sind beide schwer krank, Herr K. hat Diabetes, 3 Herzoperationen, seine Frau ist lungenkrank - alles ist mit zahlreichen Attesten belegt. Das Ehepaar ist im Kosovo darauf angewiesen, irgendeinen Schlafplatz zu finden. Im Augenblick sind sie in einem Zimmer untergekommen, das schimmelt, in dem sie Wasser mit Eimern auffangen müssen und Holz sammeln um zu Heizen und zu Kochen. Die Gemeinde hat ihnen mitgeteilt, daß sie keinerlei Hilfe zu erwarten haben. Sie haben keine regelmäßige ärztliche Betreuung. Die Kinder haben Angst, ihre Eltern nicht mehr lebend zu sehen - auch wegen der Gefahr einer Coronansteckung. Das Auswärtige Amt warnt vor dem Aufenthalt im Kosovo und empfiehlt einen Vorrat von Medikamenten mitzunehmen - aber dem Ehepaar wurde auch das verwehrt. Was tun sie für Mire G. und Sali K. und anderen Menschen denen es auch so ergeht? Wir müssen handeln.
Sehr geehrter Herr Cocard,
das dramatische Schicksal der Familie, von der Sie in Ihrer Zuschrift berichten, ist erschütternd. Ich sehe aber leider nicht, wie ich aus meinem Amt heraus der Familie helfen könnte. Dazu fehlt mir eine rechtliche Möglichkeit. Sollte es Ihnen darum gehen, der Familie materiell zu helfen, wäre ich bereit, das zu unterstützen. Oder haben Sie eine andere Idee?
Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Bütikofer