Frage an Reinhard Bütikofer von Ulla S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Bütikofer!
Wie wollen Sie die Einwanderung begrenzen? Ich habe meinen Job an eine jüngere Polin verloren und mein Chef hat das mir auch so ungeschminkt gesagt, seither werde ich vom Amt regelrecht mit Unsinnsaufgaben, Terminen und Kursen schickaniert.
Das Gros der Zuwanderung geht auf die EU-Freizügigkeitsregelungen zurück. Das kann man doch nur ändern, in dem man weitere Länder wie Serbien nicht in die EU aufnimmt, aber für diese Aufnahmen sind die Grünen doch ,oder?
Was bedeutet für sie " Menschen in Not"? Jeder der sich auf dem Seeweg nach Europa aufmacht, der weiß, dass er illegal handelt. Warum sollen wir Menschen aufnehmen, die wohl zur Mittelschicht gehören, an Schleuser Geld bezahlen können und die viel ärmere zurück lassen? Ich hätte gar kein Geld, um es an Schleuser zu bezahlen.
Wer hilft den noch viel ärmeren in den Slums, vor einer Pfütze, die gar keine Lobby haben?
Hochachtungsvoll
Ulla Schwarzer
Sehr geehrte Frau Schwarzer,
Ihre Frage: "Wie wollen Sie die Einwanderung begrenzen?", möchte ich zunächst einmal mit einer Gegenfrage beantworten: "Sind Sie bereit Einwanderung als etwas im Grundsatz Positives zu akzeptieren?" Wenn Sie Einwanderung insgesamt ablehnen, müssen wir ja nicht mehr über das mögliche Maß derselben diskutieren.
Ihre Zuschrift macht mir leider den Eindruck, als gehörten Sie zu den Menschen, denen jedes "Argument" Recht ist, solange es gegen Einwanderung geht. Sie nehmen Anstoß daran, dass Menschen auf der Flucht "an Schleuser Geld bezahlen können". Nicht die Ausbeutung durch Schleuser kritisieren Sie, sondern dass Menschen zu uns kommen wollen, die nicht zu arm für Schleuser sind. Wie kann auch ein gebildeter Syrer, der nicht ganz mittellos ist, annehmen, "wir" hätten irgendein Verständnis für seine Flucht? Wenn aber die ganz Armen kämen, dann müssten "wir" uns vor der "Einwanderung in unsere Sozialsysteme" fürchten, nicht wahr? Immer so, wie es gerade passt.
Welche Arbeit Sie auch immer an eine "jüngere Polin" verloren haben, ginge es Ihnen besser, wenn Sie den Job an eine jüngere Bremerin oder Düsseldorferin verloren hätten? Vermischen Sie doch nicht die Dinge. Bei der Suche nach neuer Arbeit haben Sie meine Sympathie; bei Ihrer Vermengung dieser Frage mit der Zuwanderungsdebatte dagegen nicht.
Mit freundlichen Grüßen,
Reinhard Bütikofer