Frage an Reiner Felsberg von Robert B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Felsberg,
Ein Motiv Ihrer aktuellen Plakatwerbung ist dem Thema Integration gewidmet. Auf dem Bild sind zwei Menschen zu sehen: ein blonder, blauäugiger Mann mit blass-weißer Gesichtsfarbe, der wahrscheinlich einen "Deutschen" symbolisieren soll und ein etwas dunkelhäutiger Mann mit braunen Augen und schwarzen Rasterlocken, der für einen "Migranten" steht, wie ich annehme. Welche Aussage hat dieses Plakat?
1. Steht es dafür, dass mittlerweile selbst die Grünen nur noch mit Stereotypen arbeiten können, um mit Ihrer Umgebung zu kommunizieren?
2. Haben Sie selbst den Kontakt zur Wirklichkeit verloren und nehmen Sie die Realität nur noch in Stereotypen wahr?
Oder 3. Werben Sie für eine Jamaika-Koalition?
Es leben mehr als 200.000 (Deutsch-)Türken, mehr als 150.000 Spätaussiedler, 60.000 Juden aus Russland, 50.000 (Deutsch-)Polen, 10.000 (Deutsch-)Vietnamesen, zehntausende Menschen aus Serbien, Kroatien, Bosnien in Berlin. Insgesamt sind es mehr als 440.000 Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit und noch einmal weit mehr, wenn man Eingebürgerte dazu zählt, die nicht mehr in diesen Statistiken ausgewiesen werden. Dennoch kommt sicher nur ein Bruchteil aus der Karibik und Sie stellen ausgerechnet die Karikatur eines Jamaikaners auf Ihr Plakat?
http://www.berlin.de/imperia/md/content/sengsv/intmig/doku/zahlen_daten_fakten.pdf
Sehr geehrter Herr Bialdyga,
bei allem Ärger Ihrerseits hätte ich mir schon etwas weniger Polemik in Ihrer Fragestellung und mehr Anerkennung für unsere politische Arbeit in Sachen Integration gewünscht. In Frage 2 schreiben Sie ja zumindest "selbst die Grünen", was ja immerhin auf einen Rest positiver Erwartungshaltung an uns schließen lässt.
Ich gebe Ihnen recht, dass das angesprochene Foto-Plakat Stereotype besetzt. Wichtig ist uns aber die politische Aussage, wie sie wissen; dass wir für ein interkulturelles Leben in dieser Stadt sind, und für eine bestmögliche Intergration von MigrantInnen. Denn nur das ermöglicht ihnen Chancengleichheit in unserer Gesellschaft.
Dass nun ausgerechnet dieses Thema mit einem Zweiperonenbild sooo tranportiert wurde, entzieht sich meinem Einfluss. Ihrer Argumentation folgend wäre dies, wenn schon mit Personenfotos nur mit einer Vielzahl von repräsentativen Personen möglich oder unter Verzicht von Personen, halt nur als Textplakat.
Ich kann Ihnen aber versichern, dass selbst meine Tochter ab und zu auch Rastalocken oder Dreadlocks trägt und ich trotzdem eine Jamaika-Koalition in Berlin für absolut unmöglich halte.
Es tut mir leid, dass unser Wahlplakat für einen wichtigen, guten Zweck bei Ihnen nicht den gewünschten Erfolg erzielt hat, sondern anscheinen das Gegenteil.
Mit freundlichen Grüßen
Reiner Felsberg