Fragen und Antworten
Über Rainer Schneewolf
Rainer Schneewolf schreibt über sich selbst:
Kurzfassung:
Studium von Deutsch und Französisch für das Lehramt an Gymnasien in Köln, Freiburg, Grenoble und West-Berlin. Abschluss: Staatsexamen und Promotion. Fünf Jahre Arbeit an der TU Berlin. Über Bürgerinitiativenarbeit Umorientierung in den Bereich Verkehr und Umwelt. Arbeit in einem Stadtforschungsinstitut. Gründung eines eigenen Verkehrsforschungs- und –planungsbüros. Planungen auf Gemeinde- und Landesebene. Auch Projekte für Bundesanstalt für Straßenwesen und Bundesverkehrsministerium. Schwerpunkte: Lärmminderungs- und Luftreinhaltepläne, Radverkehrs- und Parkraumkonzepte. Bei allen Projekten wurde auf größtmögliche Anwohner- und Umweltverträglichkeit geachtet.
Nach 2003 allmähliche, dann vollständige Verlagerung des Lebensmittelpunktes zu meiner Frau in die Prignitz. Hier nur noch kleine Projekte. Intensive Mitarbeit in den Bürgerinitiativen „Hochspannung tief legen“ zur Erdverkabelung einer geplanten 110-kV-Freileitung und „Gumtow gegen Tierfabrik“ gegen eine geplante Hühnchenmastanlage mit 400.000 Mastplätzen in der Nachbargemeinde.
Politik: Ende der 70er Jahre Beitritt zur Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz in West-Berlin, die später zusammen mit dem Bündnis 90 grüner Landesverband wurde. Wegen hoher beruflicher Beanspruchung nur passives Mitglied. In Plattenburg von 2009 bis zur diesjährigen Kommunalwahl über eine offene grüne Liste Mitglied der Gemeindevertretung Plattenburg und dort Vorsitzender des Ausschusses für Ordnung, Soziales und Umwelt.
Nun kandidiere ich, um zugleich die Interessen der Prignitzerinnen und Prignitzer zu vertreten und daran zu mitzuarbeiten, den Klimaschutz nachdrücklich voranzubringen, als Direktkandidat von Bündnis 90 / Die Grünen für den Landtag.
Langfassung:
Aufgewachsen bin ich im Ruhrgebiet und studierte Deutsch und Französisch für das gymnasiale Lehramt in Köln, Freiburg, Grenoble und West-Berlin. Nach dem Staatsexamen Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Kommunikationswissenschaften der TU Berlin.
Eine richtungsgebende Weiche für den weiteren Lebensweg (daher hier ausführlicher) war der ‚Jahrhundertwinter‘ 1978/79, in dem die West-Berliner Stadtreinigung Unmengen von Salz auf die verschneiten Straßen der Stadt streute. Das führte zur Gründung der Bürgerinitiative ‚Aktion Tausalzstopp‘. Das Umweltbundesamt (UBA) hatte in seinem gerade erschienenen „Streusalzbericht“ hohe Schäden durch Salz an Materialien und insbesondere an Straßenbäumen beklagt. Seltsamerweise war aber in der BRD noch nie der Zusammenhang zwischen Winterglätte und Unfallgeschehen näher untersucht worden. Um auf das Argument „Baum oder Mensch?“ antworten zu können, korrelierte ich meteorologische Tages- und Unfalldaten zahlreicher Städte für mehrere Winter miteinander und stellte durchweg fest, dass an Winterglättetagen zwar die Unfälle mit Sachschäden stark zu-, die Personenschäden aber deutlich abnahmen. Also nicht „Baum oder Mensch“, sondern „Baum oder Blech“. Dies führte zu einer engen Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt (UBA). Auf den Druck der Bürgerinitiative und vieler Tausend gesammelter Unterschriften ließ der West-Berliner Senat durch die TU Berlin in einem Versuch einen salzfreien Winterdienst untersuchen. Ergebnis: Der Verzicht auf Salz brachte keine Nachteile beim Unfallgeschehen. Daraufhin wurde West-Berlin in den Folgewintern weitgehend salzfrei.
Nach Beendigung der auf fünf Jahre befristeten Assistentenzeit an der TU ging ich an’s Institut für Stadtforschung Berlin und erarbeitete dort im Auftrag des UBA und unterstützt durch den Verband Kommunaler Städtereinigungsbetriebe den „Winderdienstbericht“, eine Erhebung unter 211 Städten und Gemeinden zu den Erfahrungen, die sie in den Wintern 1977/78 bis 1982/83 mit Änderungen im innerörtlichen Winterdienst gemacht haben. Dazu 10 ausführliche Falldarstellungen. Die Ergebnisse sprachen sehr für die Möglichkeit ganz erheblicher Salzreduktionen im städtischen Winterdienst. Die Winterdienstdiskussion, an der ich mich mit Fachvorträgen und Beiträgen in Fachzeitschriften sowie im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz beteiligte, führte zu erheblichen Anstrengungen der Industrie, salzsparende Techniken zu entwickeln, und bei den meisten Städten zu geänderten Einsatzplänen. Eine bundesweite Erhebung wenige Jahre später ergab gegenüber dem ersten Winterdienstbericht etwa eine Halbierung des Salzeinsatzes pro Winterglättetag.
Am Institut für Stadtforschung arbeitete ich weiter im Bereich Verkehr und Umwelt, stellte parallel dazu meine an der TU begonnene literaturtheoretische Dissertation fertig und promovierte an der Uni Osnabrück. Schließlich gründete ich ein eigenes Verkehrsforschungs- und -planungsbüro. Dies erarbeitete Verkehrskonzepte für Städte, Landkreise und ein Biosphärenreservat sowie das erste Radfernwanderwegenetz für Brandenburg (darunter die auch durch die Prignitz führende ‚Tour Brandenburg‘). Schwerpunkte waren Lärmminderungs- und Luftreinhaltepläne, Radverkehrs- und Parkraumkonzepte. Auf der Bundesebene bearbeiteten wir Projekte für die Bundesanstalt für Straßenwesen und das Bundesverkehrsministerium. Bei allen Projekten achteten wir auf größtmögliche Anwohner- und Umweltverträglichkeit.
Nach 2003 allmähliche, dann vollständige Verlagerung des Lebensmittelpunktes zu meiner Frau in die Prignitz. Hier nur noch kleine Projekte: Für die Stadt Wittenberge ein Gutachten zu den zu erwartenden Lärm- und Abgasimmissionen der Stadt für zwei alternative Linienführungen einer A 14 (auf der Basis der damals zur Verfügung stehenden völlig überzogenen Verkehrsprognosen; Aussagen zu den grundsätzlichen Unterschieden bei den Emissionen ließen sich jedoch trotzdem machen). Für den Fremdenverkehrsverein Pritzwalk die Beschilderungskonzeption für zwei Radwanderwege, in einem weiteren Projekt die Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Verkehrswegweisung und Erarbeitung der Grundlagen für eine neue touristische Wegweisung. Für Bad Wilsnack und Rühstädt die touristische Wegweisung.
Ich war dann Gründungsmitglied und Sprecher der – nach einer Reihe von Jahren erfolgreichen - Bürgerinitiative ‚Hochspannung tief legen‘. Deren Ziel war es, eine geplante 60 km lange 110-kV-Hochspannungsfreileitung von Perleberg über Kyritz nach Wittstock unter die Erde zu bekommen. Hierzu mehrjährige Mitarbeit in dem von der Deutschen Umwelthilfe organisierten und vom Bundesumweltministerium unterstützten „Forum Netzintegration“. Dieses hatte die Funktion eines riesigen Runden Tisches, an dem alle Einrichtungen vertreten oder potenziell vertreten waren, die irgendwie mit dem Ausbau der Hoch- und Höchstspannungsnetze in Deutschland befasst waren, ob als Bundesnetzagentur, Netzbetreiber, Umweltverbände oder Bürgerinitiativen. In diesem Forum sowie seinem 20-köpfigen Steuerkreis habe ich, als einziger Vertreter von 110-kV-Bürgerinitiativen, in zahlreichen Sitzungen über vier Jahre mitgearbeitet. Es wurden im Abstand von zwei Jahren zwei Berichte erstellt, in denen jeweils bundesweit u.a. die Erdverkabelung aller neu zu bauenden 110-kV-Leitungen gefordert wurde. Bundesregierung und –tag kamen dieser Forderung im Rahmen der durch die Atomkatastrophe von Fukushima angestoßenen Gesetzesänderungen durch eine Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes weitgehend nach.
Die BI (etwa 12 Aktive mit einer Reihe von Aktionen) und ihre Ziele wurden in einem außerordentlichen Maße durch politische Entscheidungsträger aus West- und Ostprignitz unterstützt. Unter anderem durch eine Resolution, beraten und unterschrieben im Rahmen eines Runden Tisches vom Landrat der Prignitz, dem Vertreter des Landrats von Ostprignitz-Ruppin, nahezu allen Bürgermeistern an der Trasse, einer Bundestagsabgeordneten, einer Landesministerin, mehreren Landtagsabgeordneten, Vertretern der Mehrheit der Kreistagsparteien, Vertretern beider Kreisbauernverbände, einem Vertreter der Forst, einem Vertreter eines Umweltverbandes und drei Superintendenten der evangelischen Kirche. Diese Einmütigkeit empfinde ich heute als nahezu unglaublich. Es hat dann trotzdem noch sehr lange gebraucht, bis das Landeswirtschaftsministerium sich hinter das Gesetz stellte und den Netzbetreiber dazu bewegte, eine Erdverkabelungslösung zu betreiben. Leider ist es in der Prignitz bislang bei einer nur halben Erfolgsgeschichte geblieben: Es wehren sich zurzeit noch eine Reihe von Flächenbesitzern gegen eine Erdverkabelung auf ihrem Grund und Boden.
Als in der Nachbargemeinde Gumtow der Antrag für eine Hühnchenmastanlage mit 400.000 Plätzen, d.h. bei acht Durchgängen 3,2 Mio Hühnchen pro Jahr gestellt wurde, Mitarbeit in der Bürgerinitiative „Gumtow gegen Tierfabrik“. Die Genehmigungsbehörde lehnte die Anlage, die aus rechtlichen Gründen als zwei Anlagen beantragt war, ab, die Hälfte davon mittlerweile definitiv. Gegen die Ablehnung der anderen Hälfte klagt der Investor seit Jahren weiter.
1978 war ich der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz in West-Berlin beigetreten, die ab 1980 die Aufgaben eines Landesverbandes der Grünen wahrnahm. War aber nur passives Mitglied. Nach der Ummeldung in die Prignitz wurde ich hier Mitglied des Kreisverbands von Bündnis 90 / Die Grünen und kandidierte 2009 auf einer offenen grünen Liste für die Gemeindevertretung Plattenburg. In dieser war ich während zwei Wahlperioden Vorsitzender des Ausschusses für Ordnung, Soziales und Umwelt. Dort vor allem Bemühen, die Belastung von Anwohnern durch Windenergieanlagen im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten so gering wie möglich zu halten. Außerdem habe ich mich mit einigem Erfolg bemüht, die Information und Beteiligung der Bürger an wichtigen Entscheidungen der Gemeindevertretung zu erweitern (alle Sitzungsprotokolle von Gemeindevertretung und Ausschüssen werden ins Netz gestellt; im OSU-Ausschuss durften Bürger sich an allen öffentlichen Tagesordnungspunkten beteiligen, d.h. wurden nicht auf den TOP „Bürgersprechstunde“ beschränkt; städtebauliche Verträge werden so weit wie gesetzlich zulässig öffentlich beraten).