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Frage von Peter - Alexander von der M. •

Frage an Rainer Brüderle von Peter - Alexander von der M. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Brüderle,

Unter Wirtschaftswachstum wird die Änderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), also der Summe der Preise der in einer Volkswirtschaft produzierten ökonomischen Güter (Waren und Dienstleistungen), von einer Periode zur nächsten verstanden.

Jegliche Steigerung in dem Bereich Gesundheit (Krankkassenumsätze, Pharmaindustrie, Pflegedienste) ist eben auch Wachstum. Da die Menschen aber die Grundlage des Wirtschaftswachstum sind ergibt sich doch folgende Frage:

Also, je mehr Bürger krank sind, um so mehr BIP Steigerung ist gegeben.

Macht es Sinn dafür zu sorgen, dass die Menschen alle möglichst Gesund sind, oder führt es nicht sofort zu einem negativen BIP?

Einfacher erklärt, würde ich also mein Fahrzeug zur Werkstatt bringen und die Reparatur bezahlen, habe ich dies dann unter Umsatzsteigerung zu buchen?

Ist die BIP Wachstumsangaben wirklich richtig?

Mit freundlichem Gruß

von der Marwitz

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr von der Marwitz,

vielen Dank für Ihr Schreiben und Ihre Fragen zum Wirtschaftswachstum.

Wie Sie richtig schreiben, definiert sich Wirtschaftswachstum als Anstieg des realen Bruttoinlandsproduktes innerhalb eines bestimmten Zeitraumes. Das Bruttoinlandsprodukt misst den Wert aller im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen.

Sie fragen, ob gesunde Menschen zu einem Rückgang unserer Wirtschaftsleistung führen würden und ob das BIP ein angemessenes Wachstumsmaß ist. Damit weisen Sie auf einen wichtigen Aspekt hin, der schon seit langer Zeit von vielen Wissenschaftlern intensiv diskutiert wird. So machen Sie gerade mit Ihren Beispielen aus dem Gesundheitssektor oder der Autoreparatur deutlich, dass der Anstieg der Wirtschaftsleistung als solches nicht zwingend etwas über den Wohlstand oder die Lebensqualität einer Gesellschaft aussagt. Für mich ist es wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass das BIP schlicht ein Maß für die Wirtschaftsleistung ist. Das Glück der Menschen in einer Volkswirtschaft kann nicht mit dem BIP erfasst werden. Wissenschaftler sind derzeit auf der Suche nach genau einem solchen weiteren und aussagekräftigen Indikator. Im Deutschen Bundestag etwa arbeitet eine Enquete-Kommission an einem Indikator, der das BIP ergänzen soll.

Jede Volkswirtschaft ist auf gesunde Menschen angewiesen, die mit ihrer Arbeitskraft für angemessene Lebensbedingungen in einem Land sorgen. In Deutschland stehen wir vor großen Herausforderungen etwa in den Bereichen Klima- und Umweltschutz, der Rohstoffversorgung oder hinsichtlich einer schrumpfenden und älter werdenden Gesellschaft. Wir brauchen den Ideenreichtum und die Tatkraft der Menschen, die neue Technologien etwa für alternative Energiequellen oder rohstoffarme Produktionsverfahren entwickeln und vorantreiben können. In den Bereichen der Altenpflege und der Kinderbetreuung werden schon heute viele Menschen gebraucht, damit wir die Herausforderungen auch gerade im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung meistern können.

Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen und wünsche Ihnen alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Brüderle