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Frage von Johannes F. •

Frage an Rainer Brüderle von Johannes F. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Brüderle,

ich beschäftige mich im Moment intensiv mit dem Gutachten "Energieszenarien für ein Energiekonzept der Bundesregierung", auf dessen Grundlage Sie für Ihr Energiekonzept, welches eine Verlängerung der Atomkraftwerkslaufzeiten enthält, plädiert haben.

Neben der aufsehnerregenden Maßnahme, dass es in diesen Energieszenarien gar keine gleichwertige Option ohne Laufzeitverlängerungen gibt, sind mir verschiedene kleinere Fehler aufgefallen.

Ein Beispiel dafür ist, dass diese Szenarien davon ausgehen, das die Volllaststundenzahl von Onshore-Windanlagen nach 2040 zurück geht. (Tabelle A 1-12, Seite: Anhang 1-22) Das geht völlig gegen den Trend der bisherigen Entwicklung und auch gegen den Trend, der von der Studie bis 2040 angenommenen Entwicklung.

Meine Frage: Wie kann es zu solchen Fehlannahmen in einer Studie kommen, auf deren Grundlage Sie diese weitreichende Entscheidung einer Atomkraftwerkslaufzeitverlängerung treffen?

Mit freundlichen Grüßen

Johannes Fehr

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Fehr,

ich danke Ihnen für Ihre E-Mail sowie Ihr Interesse an der Energiepolitik der Bundesregierung. Gerne möchte ich auf Ihre Fragen zu den „Energieszenarien für ein Energiekonzept der Bundesregierung“ eingehen. Dabei ist es mir ein Anliegen, Missverständnisse in Bezug auf Ansatz und Ergebnisse der Studie auszuräumen.

Die im Forschungsbericht enthaltenen Zielszenarien unterstellen im Gegensatz zum ebenfalls berechneten Referenzszenario grundsätzlich eine Verlängerung der Laufzeiten der deutschen Kernkraftwerke. Dies ist der Fragestellung der Analyse geschuldet, die einerseits im Referenzszenario die bis dato geltende Energiepolitik fortschreibt, und sich anderseits bei den Zielszenarien am Koalitionsvertrag orientiert. Dieser sieht insbesondere zur Erreichung unserer ambitionierten Klimaziele eine Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke unter Einhaltung strenger Sicherheitsstandards vor. Der im Rahmen der Studie verwendete Szenarienansatz ist gängig und mit dem internationaler Referenzstudien wie beispielsweise dem World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur IEA vergleichbar. Unabhängig davon vertreten die Autoren der Studie die Auffassung, dass sich die Ergebnisse eines denkbaren Zielszenarios ohne Laufzeitverlängerung nicht markant von denen der vorliegenden Zielszenarien I A und I B unterscheiden würden, in denen die Auswirkungen einer Laufzeitverlängerung um vier Jahre modelliert sind.

Hinsichtlich der zwischen den Jahren 2040 und 2050 rückläufigen Volllaststundenzahlen für Onshore-Windanlagen weise ich Sie auf folgende der Studie entnommene Erläuterung der Autoren hin: /„Im Jahr 2050 ist die Erzeugung in onshore Anlagen in den Zielszenarien etwas geringer, da dann eine effiziente Integration der erneuerbaren Energien ins europäische Stromsystem mit Abschaltung von onshore Windanlagen in Deutschland verbunden ist“/ (S. 126). Die Volllaststundenzahlen für Onshore-Windanlagen stellen damit keine Annahme, sondern vielmehr ein wohl begründetes Ergebnis der Modellrechnungen dar. Dieses basiert auf der Prämisse der Gutachter, dass es langfristig zu einer kostenorientierten Nutzung der erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung in ganz Europa kommen wird. Ein Verzicht auf diese Prämisse hätte für die Autoren der Studie impliziert, vom Gebot einer kostenorientierten Erreichung der Klimaschutzziele Abstand zu nehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Rainer Brüderle