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Petra Pau
DIE LINKE
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Frage von Heinz T. •

Frage an Petra Pau von Heinz T. bezüglich Recht

Sehr geehrte Frau Pau,

Ihren Auftritt bei Anne Will am 30.9.07 kann ich und sicher viele andere nicht akzeptieren.Sie haben sich an diesem Abend ein Armutszeugnis ausgestellt, wie es besser nicht im Lehrbuch steht.Wieso distanzieren Sie sich von den MfS-Mitarbeitern und es ist Ihnen egal,ob sie von diesen gewählt werden.Ich würde sagen, nur durch diese Leute haben sie ihren Bundestagsplatz.Stimmts?
Genau wie Sie Ihre Aufgaben als Pionierleiterin im Aufrage der Partei erfüllt haben, so haben die MfS-Mitarbeiter ihren Auftrag erfüllt. Nicht mehr und nicht weniger.Die Gesetze hat nicht das MfS gemacht.Das hatte an diesem Abend sogar Herr Schorlemmer begriffen und gesagt.Warum sagen Sie nicht den Zusammenhang zwischen Partei und MfS und lassen sich so blamabel von der Will in eine solche schlechte Rolle drängen?
Ich bin von Ihnen maßlos enttäuscht und meine Freunde und ich werden vermulich die Linke nicht mehr wählen, es sei denn, ich erhalte von Ihnen eine halbwegs vernünftige und überzeugende Erklärung.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Tischner,

auch ich betrachte mein Agieren in der Talk-Show bei „Anne Will“ nicht als Sternstunde, im Gegenteil. Ich wusste, ich komme bei dem angekündigten Thema in schweres Fahrwasser, und ich wusste, dass mir von der Redaktion dabei eine spezielle Rolle zugedacht war. Ich habe mich trotzdem der Sendung und damit einem Millionen-Publikum gestellt. Folglich drücke ich mich auch nicht vor Kritikern und Kritiken.

Deshalb gebe ich Ihnen auch Recht: Sie und ich, wir haben beide der SED gedient, wie viele andere auch. Die einen beim MfS, andere in der Wirtschaft oder in der Gemeinde, ich als Pionierleiterin. Was ich allerdings nicht mehr teile, das ist ihr „nicht mehr und nicht weniger“. Wir hatten ein sozialistisches Ideal. Unsere SED wollte es letztlich gegen die Bürgerinnen und Bürger durchsetzen. Damit sind wir grandios gescheitert. Wir haben eine Menschheits-Idee vom Sozialismus vergeigt. Nicht weniger!

Dass uns wohl bekannte ideologische Konkurrenten bei alledem noch schlechter darstellen wollen, als es ohnehin war, liegt in der Natur der Auseinandersetzung. Ebenso, dass dabei versucht wird, die Geschichte und die Verhältnisse der BRD heilig zu sprechen. Das ist historischer und aktuell gewollter Schwachsinn. Deshalb streite ich ja für einen anderen, für einen Demokratischen Sozialismus. Das gelingt mir mal besser und mal schlechter. Nur eines ist von mir nicht mehr zu erwarten: Nämlich, dass ich Bürger- und Freiheitsrechte gering schätze.

Das haben wir offenbar in unserem ersten Leben gemeinsam getan oder geduldet. Wir sollten es nicht wieder tun oder dulden, egal für welche Idee auch immer. Das ist jedenfalls meine Lehre aus dem Scheitern der DDR. Soziale Rechte, Bürgerrechte und individuelle Freiheitsrechte gehören zusammen. Ich weiß, ich beschreibe Utopia. Denn das hat es noch nie gegeben, nicht im real-existierenden Sozialismus, nicht im real-existierenden Kapitalismus. DIE LINKE, für die ich mich engagiere, will aber genau dieses Utopia.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Pau

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