Frage an Peter Tschentscher von Tom B. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
in Bezug auf die Infrastruktur wird momentan viel diskutiert. Wir erleben zur Zeit in Hamburg den Verkehrskollaps auf den Autobahnen und anderen Straßen, der ÖPNV ist teilweise stark überlastet, die Fahrradwege sollen ausgebaut werden und der Klimaschutz ist in aller Munde. Eine einheitliche Lösung um allen gerecht zu werden scheint nicht in Sicht. M. E. muß der Durchgangsverkehr auf den Autobahnen durch Tunnel unterhalb der Stadt vorbeigelenkt werden, damit der eigentliche Verkehr über die Autobahnen abfließen kann. Weiterhin muß unterhalb von Hamburg ein Schnellstraßentunnelsystem gebaut werden. Diese Maßnahmen bewirken, dass der Verkehr an der Oberfläche reduziert wird. Somit proftieren die Umwelt, der ÖPNV, der Radverkehr und auch die Anwohner von dieser Lösung. Beim ÖPNV sollte ebenfalls ein komplettes Ringsystem gebaut werden, damit die Verfügbarkeit und Fahrzeiten kurz sind. Die Streckenführung der überfüllten S3 z. B. zeigt, dass im Westen eine weitere Querung erforderlich ist. Des Weiteren müssen größere „Park & Ride“ Plätze mit direkten Anschlußmöglichkeiten an den ÖPNV geschaffen werden, damit Pendler auch umsteigen wollen.
Klar, diese Maßnahmen werden sehr viel Geld kosten. Doch langfristig gesehen schaffen wir damit einen Mehrwert für die Umwelt und die Menschen dieser Stadt. Die Einwohnerzahl in der Stadt und auch im Speckgürtel wird weiter wachsen, so dass zwangsläufig der Zeitpunkt kommen wird, dass wir dieses Thema so oder so angehen müssen. Momentan verschieben wir die Problematik immer weiter nach „hinten“ raus und „hecheln“ mit der Infrastruktur hinterher, anstatt es lösen. Es wird Zeit die Sache auch im Sinne der nachfolgenden Generation anzugehen. Schließlich haben wir auch die Kanalisation und Wasserleitungen nach „unten“ verlegt und diese funktionieren noch heute.
Frage: Wie wollen Sie das Infrastrukturproblem angehen und können Sie sich meine Lösung vorstellen oder haben Sie vielleicht eine praktikablere?
Sehr geehrter Herr B.,
ich stimme Ihnen zu, dass wir den oberirdischen Straßenraum von möglichst viel Verkehr entlasten sollten, um mehr Platz zu erhalten für Fußgänger, Radfahrer und den kleinräumigen Verkehr innerhalb der Stadtteile wie den Lieferverkehr oder Fahrten von Handwerkern zu ihren Kunden. Deshalb bauen wir jetzt wieder U- und S-Bahnen, die sehr leistungsfähig sind und die im Zentrum überwiegend unterirdisch verlaufen, so dass die Straßen vom Personennahverkehr entlastet werden.
Auch wenn ein Ringsystem bei den Schnellbahnen für viele Verbindungen sinnvoll wäre, haben wir die nächsten U- und S-Bahn-Projekte nach entsprechenden Verkehrsanalysen so geplant, dass sie Verbindungen vom Zentrum in die Peripherie herstellen (U5 von Bramfeld in Zentrum und von dort zum Siemersplatz und den Arenen, S32 in den Hamburger Westen, U4 bis Horner Geest und auf den Grasbrook, S4 nach Bad Oldesloe). Auf solchen Strecken fahren täglich sehr viele Bürgerinnen und Bürger heute noch mit dem Auto oder dem Bus, die dann in Zukunft mit U- und S-Bahnen fahren können.
Für den Lärmschutz und den Verkehr ist es immer besser, wenn große Straßen unterirdisch beziehungsweise in einem Tunnel verlaufen. Die A7 in Schnelsen, Stellingen, Bahrenfeld und Othmarschen wird derzeit nicht nur ausgebaut, sondern auch mit einem Deckel überbaut. Dadurch wird die Autobahn leistungsfähiger und zugleich haben die Anwohner weniger Lärm. Auf dem Deckel entstehen zudem neue Flächen für Grünanlagen, Kleingärten und neue Fuß- und Radwegeverbindungen zwischen den Stadtteilen. Die A26 Ost bauen wir gleich in einem Tunnel, um die angrenzenden Wohngebiete vor Verkehrslärm zu schützen. Mit der A26 kann das Autobahnnetz in Hamburg viel mehr Durchgangsverkehr aus den Stadtteilen aufnehmen, die dadurch stark entlastet werden. Sehr gut wäre es auch, wenn in Schleswig-Holstein die A20 fertiggestellt wird, weil dann der großräumige Durchgangsverkehr an Hamburg vorbei fahren kann.
Tunnelbauten sind aber immer sehr teuer und mit großem baulichen Aufwand verbunden, so dass wir das vermutlich auch in Zukunft immer nur schrittweise machen können, wenn Neubauten oder Umbauten anstehen.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Tschentscher