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Frage von Linde J. •

Frage an Peter Tschentscher von Linde J. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Dr. Tschentscher,

mit der Überschrift „Großer Bahnhof für ein Milliardenprojekt“ hat das Hamburger Abendblatt am 16.12.2019 über den Vorschlag von Verkehrsstaatssekretär Ferlemann (CDU) berichtet, die S-Bahn-Linien in einen neuen Tunnel unter den Hauptbahnhof zu verlegen. Ein solcher Tunnel sollte bis nach Altona gehen. Auf diese Weise wäre oberirdisch mehr Platz für den Fern- und Regionalverkehr der Bahn – Platz, der gebraucht wird für die angestrebte Verdoppelung der Fahrgastzahlen.

Laut Abendblatt zeigten Sie sich über den Vorschlag erfreut.

Meine Fragen:

1. Wäre es nicht einfacher, statt eines S-Bahn-Tunnels einen Eisenbahntunnel direkt zwischen dem Hauptbahnhof und dem Bahnhof Altona zu bauen? Denn dann müssten die S-Bahn-Stationen Dammtor, Sternschanze und Holstenstraße nicht unter die Erde verlegt zu werden, was Zeit und Kosten sparen dürfte, aber den erwünschten Kapazitätsgewinn für Regional- und Fernzüge ebenfalls bringen würde.

2. Für die Leistungsfähigkeit des Bahnnetzes wäre es aber vielleicht auch sinnvoll, einer Westquerung der Elbe per Bahntunnel Vorrang zu geben. Ein solches Projekt hat die FDP vorgeschlagen. So könnte der Bahnverkehr über den neuen Fernbahnhof Diebsteich und den künftigen S-Bahnhof Altona in Richtung Süden geführt werden, meint die FDP (siehe Bürgerschafts-Drucksache 21/19470). Warum hat die SPD den Antrag, die Machbarkeit dieser Variante zu prüfen, in der Bürgerschaftssitzung vom 15.1.20 abgelehnt?

3. Meine letzte Frage betrifft den geplanten Fernbahnhof Diebsteich. Es wäre doch ein Schildbürgerstreich, wenn man jetzt einfach nach den bisherigen Plänen bauen würde und dann später gleich wieder umbauen müsste, um den Bahnhof an einen neuen Tunnel anzuschließen. Das wäre auch Anwohnern und Reisenden nicht zuzumuten, ganz abgesehen von den Kosten. Werden Sie also bei der Deutschen Bahn auf ein Moratorium für das Diebsteich-Projekt drängen, bis Klarheit in der Tunnel-Frage besteht?

Beste Grüsse

L. J.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau J.,

der so genannte Ferlemann-Vorschlag, die S-Bahn-Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und Altona über Dammtor in einen Tunnel zu verlegen, um dann die viergleisige Verbindungsbahn über Dammtor ausschließlich für den Fern- und Regionalverkehr nutzen zu können, ist aus gutachterlichen Untersuchungen zum Deutschland-Takt entstanden. Der Bund, der für den Fernverkehr und die Eisenbahnen des Bundes zuständig ist, hat diesen Vorschlag nunmehr aufgegriffen.

Der Stadt Hamburg ist bei diesen Überlegungen wichtig, dass der Bahnhof Dammtor nicht nur für die S-Bahn, sondern auch als Fern- und Regionalbahnhof erhalten bleibt. Wir stehen diesem Vorschlag sehr aufgeschlossen gegenüber, weil er unsere ehrgeizigen verkehrspolitischen Ziele unterstützt.

Zum neuen Fern- und Regionalbahnhof Altona am Diebsteich wurde in dieser Woche eine Verständigung zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg, der DB Netz AG, der DB Station & Service AG und dem gegen den Planfeststellungsbeschluss klagenden VCD Nord e.V. erzielt, die Sie hier nachlesen können: https://parlamentsdatenbank.hamburg.de/parldok/dokument/69676/faktencheck_fernbahnhof_diebsteich.pdf. Darin sind in Bezug auf Ihre Fragen insbesondere folgende Punkte enthalten:

- "Die Partner dieser Verständigung werden die Umsetzung des sog. Ferlemann-Vorschlags gegenüber dem Bundesverkehrsministerium mit Nachdruck einfordern und unterstützen. Der sog. Ferlemann-Vorschlag muss aus Sicht der Partner dieser Verständigung eine Erweiterung der Verbindungsbahn auf 4 (Fernbahn- bzw. Regionalbahn-) Gleise, durch einen – nach heutigem Stand - neuen zweigleisigen S-Bahn-Tunnel Hauptbahnhof-Altona/Diebsteich beinhalten. Perspektivisch ist auf Basis des Ferlemann-Vorschlags ein Bahnhof mit 8 Fern-/Regionalbahngleisen oberirdisch und 4 S-Bahngleisen unterirdisch anzustreben."

- "Der Bau des Bahnhofs Altona-Nord am Diebsteich ist so zu planen und zu realisieren, dass er weder die Realisierung des Deutschland- und Hamburg-Takts noch die Umsetzung des sog. Ferlemann-Vorschlags einschränkt (Aufwärts-Kompatibilität)."

- "Inwieweit neben dem o.g. Ferlemann-Vorschlag langfristig noch eine weitere Elbquerung ergänzend zu den bestehenden ein aussichtsreicher Gegenstand für eine Machbarkeitsuntersuchung ist, wird das Dialogforum erörtern. In jedem Fall darf eine solche nicht planerisch verbaut werden."

Ich freue mich über diese Verständigung, weil sie den Eisenbahnknoten Hamburg voranbringt und die Bedingung dafür ist, möglichst bald mit den Bauarbeiten für den neuen Fern- und Regionalbahnhof Altona am Diebsteich beginnen zu können.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Tschentscher