Frage an Otto Fricke von Niklas V. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Fricke,
zur Zeit steht die Mehrwertsteuer wieder im Fokus der öffentlichen Diskussion, wenngleich eine Erhöhung bereits wieder ausgeschlossen wurde.
Ein anderes Problem ist aber bekannt und sorgt immer wieder für Unverständnis: Die Ermäßigungen sind undurchsichtig, undurchschaubar und mit Logik nicht mehr zu verstehen. Beispielsweise muss man für Schulspeisung von Kindern volle 19% bezahlen, auf Katzenfutter gibt es aber wiederum Ermäßigung.
Nach der Bundestagswahl wird die FDP in einer (wünschenswerten) Regierungsbeteiligung dieses Problem angehen müssen. Welche Lösung halten die FDP-Finanzexperten für die bessere: Eine Vereinheitlichung des Mehrwertsteuersatzes auf beispielsweise 17%, oder eine grundlegende Entrümpelung der Ermäßigungen?
Mit hochachtungsvollen Grüßen,
Niklas Villwock
Sehr geehrter Herr Villwock,
vielen Dank für Ihre Frage zur Steuerpolitik. Besonders in Krisenzeiten gilt es, die Bürger zu entlasten und Wachstumskräfte zu wecken, damit auch die Beschäftigung wieder steigt. Steuererhöhungen - gleich welcher Art - strangulieren Wachstum und sind daher grundfalsch gerade in Krisenzeiten. Dies ist unsere Überzeugung und mit diesem Konzept eines einfacheren, gerechteren Steuerkonzeptes mit niedrigen Sätzen werden wir auch in etwaige Koalitionsverhandlungen gehen.
Das Durcheinander beim ermäßigten Umsatzsteuertarif mit seinen in der Tat teilweise absurden Einzelbeispielen muss ebenfalls einer kritischen Überprüfung und Entrümpelung unterzogen werden. Es muss jedoch eine Reform aus einem Guss sein, die eine Entlastung der Bürger zur Folge hat. Nur wenn wir diejenigen, die den Karren ziehen, auch entlasten und motivieren, werden wir wieder aus dem Tal der Krise kommen, was auch der Verantwortung für den Sozialstaat entspricht.
Klar ist aber auch, dass eine Steuerreform nur im Zusammenspiel mit Einsparungen auf der Ausgabenseite gehen kann. Hierzu hat die Arbeitsgruppe Haushalt der FDP-Bundestagsfraktion bereits seit 2004 jährlich über 400 konkrete Vorschläge in Form eines "Liberalen Sparbuchs" vorgelegt. Leider sind alle Anträge von den Regierungsfraktionen abgelehnt worden. Eine intelligente Ausgabenkritik wird also weiterhin notwendig bleiben. Die "große Koalition" hat dies sträflich versäumt und die letzten drei sehr guten Jahre mit Steuermehreinnahmen von kumuliert rund 103 Mrd. Euro diesbezüglich ungenutzt verstreichen lassen. "Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not" ist ein weiser Grundsatz, der leider bei Schwarz-Rot völlig unbeachtet blieb. Das rächt sich nun.
Es grüßt Sie freundlich
Otto Fricke, MdB