Frage an Otto Bertermann von Renate W. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrter Herr Dr. Bertermann,
nach mehren vergeblichen Versuchen in Apotheken meines Wohnortes Jodtabletten ( mindestens 65 mg) zu bestellen, wende ich mich an Sie, denn Sie sind Arzt und im Arbeitskreis Sicherheit des Landtages. Meine Anfragen bei den Apotheken hat dort ( bis auf eine Ausnahme) große Verwunderung ausgelöst. Man könne solche Tabletten nicht beschaffen, wisse auch nicht wo diese beschafft werden könnten.Eine Aussage war, auch die Pharmafirmen bräuchten einen Produktionsvorlauf, deshalb sei so etwas jetzt nicht lieferbar. Sollte es nötig sein, dann würde man schon damit versorgt. Woher die Versorgung dann komme, wisse man auch nicht. Meine Erfahrungen mit Tschernobyl lassen mich daran zweifeln. Als Arzt werden Sie bestätigen, dass sofort bei einer hohen Strahlung die Jodtablette eingenommen werden muss, um die Schilddrüse vor der Aufnahme von radioaktiven Jod zu schützen. Meine Fragen: Wo bekomme ich diese Tabletten für meine Hausapotheke? Warum wissen Apotheken darüber nicht bescheid? Welche Stellen geben darüber zuverlässig Auskunft?
Ich hoffe, Sie finden Zeit, meine Fragen zu beantworten.
Mit freundlichen Grüßen!
Sehr geehrte Frau Wolff,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 19. März 2011, in der Sie Ihr Problem bei der Beschaffung von Jodtabletten in Apotheken schildern.
Bitte lassen Sie mich zu Beginn richtigstellen, dass ich Mitglied des Bayerischen Landtags bin und Vertreter der FDP-Fraktion im Ausschuss für Umwelt und Gesundheit.
Ich bin kein Mitglied im Arbeitskreis Sicherheit, beantworte als Arzt aber gerne Ihre Fragen.
Die Katastrophe in Japan, das Erdbeben, der Tsunami und die atomare Bedrohung haben die Welt erschüttert und verändert. Das Leid der Menschen ist unermesslich. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer. Die Menschen hier fühlen sich an Tschernobyl erinnert und haben ähnlich Befürchtungen. Die ist verständlich, aber unbegründet.
Die Bayerische Apothekerkammer weist auf ihrer Homepage darauf hin, dass Jodtabletten "nur nach ausdrücklicher behördlicher Aufforderung" einzunehmen sind. "Eine Einnahme von Jod zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht angezeigt." Gerne füge ich einen Link zu dieser Pressemitteilung bei:
http://www.blak.de/relaunch/index.php?view=prsmitteilungen_blak_lesen&id=1692&highlight=&sid=83b995a27838a0090a38ceaf7d29ccdb, Stand 24.03.2011 .
Ebenso beurteilt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit die Situation:
"Die Konzentration der radioaktiven Stoffe nimmt im Laufe der Ausbreitung durch Verdünnung sowie durch Zerfall der kürzerlebigen radioaktiven Stoffe ab. Eine Gefahr für Deutschland ist praktisch ausgeschlossen. Daher müssen keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Insbesondere wird dringend von der vorsorglichen Einnahme von Jodtabletten abgeraten."
http://www.bmu.de/atomenergie_sicherheit/doc/47094.php#2 , Stand 24.03.2011 .
Ich würde Ihnen zusätzlich zu diesen Informationen auch das Gespräch mit Ihrem Hausarzt empfehlen, der Sie sicherlich über die aktuelle Situation individuell beraten kann.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Otto Bertermann, MdL