Ottmar von Holtz, Bundestagsabgeordneter
Ottmar von Holtz
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Maren K. •

bitte teilen Sie mir mit, wie Sie zu der Elektromobilität sich stellen im Hinblick auf die Öko-Bilanz dieser Technologie.

wie wird die relativ geringe Reichweite mit möglichen Ladesäulen so schnell umgesetzt, dass es bei Ferienbeginn nicht demnächst zu unberechenbaren Staus an bestimmten Ladepunkten kommt?
Wäre es möglich , andere Technologien für Motorantriebstoffe noch intensiver zu fördern, dass die E-mobilität nur eine Brückentechnologie sein kann ?Wie lange ist dies bis jetzt geplant? Welche Kosten sind hier angedacht, wieviel Arbeitsplatzsicherung ist hier enthalten?
Woher wollen die Grünen zusätzlichen Strombedarf für wachsende E-mobilität decken?
Wäre es denkbar für Ihre Partei und für Sie, die Kohlekraftwerke noch früher, am Besten sofort, abzustellen und auch in Europa darauf hinzuwirken und den Bedarf an Energie stattdessen für eine Interimszeit von ca. 10-15 Jahren mit Atomkraft zu decken?
Wäre dies ein denkbarer Lösungsansatz für Sie?
Mit freundlichen Grüßen
M. K.

Ottmar von Holtz, Bundestagsabgeordneter
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau K.,

vielen Dank für Ihr Interesse an einer emissionsfreien Mobilität und Ihre Fragen, die ich gerne beantworte.

Zu den ökologischen Aspekten der Elektromobilität haben wir hier einige Aspekte zusammengestellt. Beachten Sie bitte auch die verlinkte PDF-Datei: https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet/benziner-diesel-elektromobilitaet

Die Reichweite von E-Autos steigt mit den neuen Modellen immer weiter an. Zugleich etabliert sich derzeit insbesondere der Aufbau von Schnellladestationen mit einer besonders kurzen Ladedauer. Als Grüne wollen wir den Aufbau weiter beschleunigen und für ein flächendeckendes und einheitliches Ladenetz in ganz Deutschland sorgen, beispielweise durch weniger Bürokratie in den Förderprogrammen und durch die Nachrüstung bestehender Parkplätze. Auch die geplanten Ausschreibungen für Schnellladestandorte, die die Bundesregierung bald starten möchte, können dazu beitragen, wenn sie schnell, zuverlässig und zielgerichtet durchgeführt werden.

Bei den Antrieben der Zukunft sind bei den meisten Autoherstellern die Würfel gefallen - sie setzen klar auf die Batterie. Das ist auch nachvollziehbar, weil die Technik im Gegensatz zu Wasserstoff und E-Fuels ausgereift, verfügbar und bezahlbar ist. Der Bund hat in der Vergangenheit viele Fördermittel auch für andere Antriebe abseits der Batterie zur Verfügung gestellt, doch die Technologien konnten sich bei Autoherstellern sowie bei Kundinnen und Kunden nicht durchsetzen, wohingegen Batteriefahrzeuge immer stärker nachgefragt werden.

Die Elektromobilität ist eine sehr energieeffiziente Antriebsart. Je nach Annahmen zur Fahrleistung und zum Stromverbrauch von E-Autos wird davon ausgegangen, dass der Strombedarf bei einem Austausch aller fossilen Pkw durch E-Autos weniger als ein Fünftel der Bruttostromerzeugung des Jahres 2019 ausmachen würde. Diese Menge ist nicht irrelevant, aber durch den Ausbau erneuerbarer Energien durchaus zu realisieren. Die benötigte Strommenge kann sogar geringer ausfallen, wenn endlich bessere Alternativen zum eigenen Auto geschaffen werden und somit die Pkw-Fahrleistung abnehmen kann. Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe, die ebenfalls mit Strom hergestellt werden, sind deutlich ineffizienter, sodass viel mehr Strom benötigt wird als bei einem Vorrang der Elektromobilität. Zum Vergleich: Der Energieverlust vom Windrad bis zum Reifen beträgt bei einem E-Auto nur 31 %. Auch aufgrund der Umwandlungsverluste sind es bei Wasserstoff 74 % und bei einem mit synthetischen Kraftstoffen betriebenen Auto 87 %. In anderen Worten: Pro Kilometer braucht ein mit synthetischen Kraftstoffen betanktes Auto fünf bis sechs Mal so viel Ökostrom wie ein batterieelektrisches E-Auto. Die Bundesregierung hat auf eine Frage meines Kollegen Cem Özdemir Folgendes berechnet: Um alle fossilen Kraftstoffe in Deutschland auf synthetische Kraftstoffe umzustellen, bräuchte man mehr als drei Mal so viel Strom, wie im vergangenen Jahr in Deutschland produziert wurde – also alleine für die Kraftstoffproduktion.

Wir wollen unsere Energieversorgung auf 100% erneuerbare Energien umstellen und daher den Ausbau massiv beschleunigen. Atomkraft und schmutzige Kohlemeiler gehören dagegen in die Vergangenheit. Denn Atomkraft ist teuer, klimaschädlich und gefährlich - sie hat keine Zukunft. Mehr Informationen zu unseren Positionen finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/atomausstieg/atomkraft-hat-keine-zukunft und https://www.gruene-bundestag.de/themen/energie/ausbauoffensive-der-erneuerbaren-noetig

Weitere Informationen zur Elektromobilität insgesamt können Sie hier abrufen: https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet/elektromobilitaet-auf-die-ueberholspur-bringen

Mit freundlichen Grüßen
Ottmar von Holtz

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