Frage an Oliver Wittke von Michael S. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Wittke,
an welchem Merkmal der Karikatur von Greser & Lenz ( http://www.faz.net/aktuell/politik/tuerkei-kritisiert-erdogan-karikatur-in-deutschem-schulbuch-13247171-b1.html ) machen Sie fest, dass hier der damalige türkische Ministerpräsident und heutige Präsident beleidigt oder herabgesetzt werde? Und woraus leiten Sie her, dass deutsche Schulen ihren Auftrag zur Werteerziehung verletzen, wenn sie eine solche Karikatur im Unterricht einsetzen? Wie definieren Sie die Rolle von Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit bei der Erstellung von Schulbüchern durch privatwirtschaftlich organisierte Schulbuchverlage?
Mit herzlichem Dank & freundlichen Grüßen,
Michael Steck
Sehr geehrter Herr Steck,
bei meiner Kritik am Abdruck der Karikatur aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung geht es nicht um eine Frage der Meingungs- oder Pressefreiheit. Die Veröffentlichung in der FAS war absolut in Ordnung und ist trotz der Schärfe (Kettenhund mit fletschenden Zähnen in einer Hundehütte mit der Aufschrift Erdogan) in einem Nebenaspekt der Karikatur nicht zu beanstanden.
Nicht zu akzeptieren ist aber der Abdruck in einem Schulbuch. Das pädagogische Ziel bei der Auseinandersetzung mit der Karikatur (Integration vs. Assimilation) wäre auch ohne die aus Sicht der Türkei beleidigende Darstellung des damaligen türkischen Ministerpräsidenten und heutigem Staatspräsidenten Recep Erdogan zu erreichen gewesen. In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass gerade die Darstellung eines Hundes in der Hundehütte im islamischen Kulturkreis eine ganz besonders schwerwiegende Beleidigung darstellt.
Nach meiner Auffassung sollten in deutschen Schulen neben Wissen auch Werte vermittelt werden. Dazu zählt auch der Respekt vor anderen Völkern und Staaten sowie deren Repräsentanten. Dies schließt ausdrücklich die notwendige Auseinandersetzung, auch in Schulen, mit Demokratiedefiziten in Staaten wie der Türkei nicht aus.
Ich hoffe ich konnte meinen Standpunkt verdeutlichen und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Oliver Wittke MdB