Frage an Oliver Jörg von Julia W. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Jörg,
ist Bayern nun schon so tief gesunken, dass es die Zerstörung unserer Kulturdenkmäler sogar mitfinanziert?
Die Pläne der Fraunhofer Gesellschaft, im denkmalgeschützten Südgarten des Klosters Benediktbeuern ein Hotel zu errichten, werden vom Freistaat und vom Bund mit bisher bewilligten 10,5 Mio Euro gefördert. Der ehemalige Generalkonservator Prof. Greipl wurde bereits 2013, nachdem er wohl zu öffentlichkeitswirksam gegen geplantes Hotel im denkmalgeschützten Südgarten des Klosters Benediktbeuern protestierte, zu Stillschweigen "verdonnert", sein Nachfolger Mathias Pfeil schätzte ab 2014 geplantes Projekt als "unschädlich und sich dem Kloster unterordnend" ein. Wie erklären Sie die 180 Grad Wende einer bayerischen Fachbehörde? Versucht man so, ein politisch gewolltes Bauprojekt um jeden Preis durchzusetzen? Bedeutet ein Tagungshotel der Fraunhofer Gesellschaft für den Freistaat solch Renommee, dass man darüber glatt geltende denkmalschutzrechtliche Belange außer acht lässt bzw zuständige Fachbehörde dazu nötigt, keine zu haben?
Zur Erinnerung: Benediktbeuern ist eine der wenigen Großklosteranlagen im bayerisch-österreichischen Raum, die noch so gut erhalten ist.
Der Bau des Tagungshauses an diesem Ort würde das historische Klosterensemble irreparabel zerstören und die - bisher- völlig unversehrte südliche Silhouette unseres Klosters massiv beeinträchtigen.
Falls Sie noch mehr Informationen zum steuersubventionierten Hotelbau der Fraunhofer Gesellschaft benötigen, erhalten Sie diese unter:
www.denkmal-benediktbeuern.de
Wir hoffen, dass Sie in Ihrem Ausschuss für Kunst und Kultur die Tatsache, dass im Fall Benediktbeuern denkmalschutzrechtliche Belange Belangen der Wissenschaft geopfert werden, nochmal überdenken. Wie passen die Pläne eigentlich zum Image der Fraunhofer Gesellschaft, betonen die doch stets ihr nachhaltiges Handeln?!
Mit freundlichen Grüßen
Julia & Michael W.
Sehr geehrte Frau W., sehr geehrter Herr W.,
vielen Dank für Ihre Frage. Bitte lassen Sie mich etwas grundsätzliches vorausschicken: Landauf landab begegnen mir Klosteranlagen, die aufgrund von Nachwuchssorgen in den Ordensgemeinschaften und den hohen Erhaltungskosten in ernsthaften Schwierigkeiten sind. Da die historisch oft bedeutsamen Anlagen besonders wichtig für unsere (regionale) Identität sind, liegt mir der Erhalt der Klosteranlagen sehr am Herzen. Daher bin ich froh, dass sich das Kloster Benediktbeuern mit seinen Jugend- und Bildungseinrichtungen ein Standbein geschaffen hat, das zum Erhalt des Klosters beiträgt. Nichtsdestotrotz ist der von der Fraunhofer-Gesellschaft geplante Neubau nach Einschätzung des Klosterdirektors Herrn Pater Dr. Bily für die Zukunft des Klosters nötig. Das Tagungshotel ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für das Kloster.
Da die nötigen Platzreserven im Bestandsgebäude nicht zur Verfügung stehen, gilt es nun, das Projekt im Sinne des Denkmalschutzes verträglich zu realisieren. Unter Beteiligung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) sind bereits wichtige Planungsänderungen vorgenommen worden. Beispielsweise wurde das Volumen des Neubaus verringert und seine architektonische Wirkung als Klosternebengebäude verbessert. Die Höhe des Anbaus zur Klostermauer wurde reduziert, sodass dieser unterhalb der Mauerkrone bleibt. Auch bleibt ein für Fußgänger gut nutzbarer Abstand zwischen den Gebäuden. Die Änderungen sollen auch als verbindliche Vorgabe in die Bauleitplanung einfließen.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Jörg, MdL