Frage an Ole Thorben Buschhüter von Dieter K. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Buschhüter,
Die S4 wird immer teurer . Nach Durchsicht der Planungsunterlagen vor einem Jahr, leider ist der aktuelle Stand noch nicht online, habe ich festgestellt, das erhebliche Teile der im Zuge der Elektrifizierung gebauten Anlagen erneut umgebaut werden müssen. Auch Vorleistungen wie z.b. Lüttkensallee passen nicht. Obwohl die Trasse seit Jahrzehnten im F-Plan steht, hat kein Politiker mal eine einigermaßen genaue Planung erstellen lassen. Z.b.führt die erst seit wenigen Jahren aktuelle Entscheidung das mit 15 KV, statt mit Stromschiene zu bauen, zu einer Mastengasse. Damit passen keine alten, überschlägigen Annahmen einer S--Bahn mehr.
Aber, spätestens zur Planung der Elektrifizierung und der Lärmschutzmaßnahmen wäre es zwingend erforderlich gewesen, die zusätzliche Trasse genau zu berücksichtigen.
Können Sie die planenden Institutionen bitte mal fragen, welche Werte jetzt abgebaut\zerstört werden und an anderer Stelle neu errichtet werden. Und wer hat damals beschlossen, die Elektrifizierung ohne Prüfung S-Bahnoption zu planen ?
Mir ist bekannt, das das zwei verschieden Schuhe sind, aber schon jahrelange Sperrpausen für Umbau A und dann das ganze noch mal, um die Masten und Lärmschutzwände für Umbau B noch mal zu versetzen, sind neben Steuerverschwendung eine Zumutung für die Fahrgäste. Es hätte bei Vorleistungen für die S-Bahn sicher schwierige Verhandlungen zu Finanzierung gegeben.
Zusatzfrage :
Warum wird das eigentlich 15 KV ? Güterzüge passen doch sowieso nicht in das schmale Lichtraumprofil und die S-Bahn Bahnsteige. Ein Mischbetrieb, wie nach Stade, mit Absatz am Bahnsteig, ist nicht vorgesehen. Der Übergang Stromschiene Oberleitung könnte also auch in Ahrensburg oder Bargteheide liegen und bis dahin gilt das schmälere und niedrigere S-Bahn Profil ?
Sehr geehrter Herr Kaethner,
Sie haben Recht: Als im Jahre 2012 mit der Vorentwurfsplanung für den Bau der S4 begonnen wurde, fingen die Planer größtenteils bei Null an. Es gab bis dahin keine wirklich fundierte Planung für die S4, die man bei anderen Baumaßnahmen (Aufhebung Bahnübergänge, Elektrifizierung, Lärmsanierung) hätte berücksichtigen können. So ist es nun, dass insbesondere im Stadtbereich, wo es fast auf jeden Zentimeter ankommt, z.B. die vorhandene Oberleitungsanlage für platzsparende Lösungen umgebaut werden muss. Es ist aber nicht allein ein Problem der Oberleitungsanlage, denn es gibt auch Stellen, wo sogar die vorhandenen Gleise neu trassiert werden müssen. Die Berücksichtigung des späteren S4-Baus bei der Elektrifizierung wäre daher nicht nur eine finanzielle Herausforderung gewesen, sondern auch eine bauliche, und hätte daher in sehr viel größerem Umfang auch schon den Erwerb der erforderlichen Erweiterungsflächen erfordert. Für die Lärmsanierung gilt das umso mehr. Im Prinzip wäre eine Berücksichtigung der S4 nur gegangen, wenn man sie schon damals tatsächlich komplett mitgeplant hätte, mit allem Drum und Dran, also einschließlich Planfeststellungsverfahren, und im Rahmen der Elektrifizierung auch schon gleich umfangreiche Bauvorleistungen erbracht hätte. Das war praktisch nicht möglich, finanziell nicht darstellbar, und damals auch politisch nicht gewollt, was ich natürlich bedaure.
Aber selbst wenn man die Lärmschutzwände im Rahmen der Lärmsanierung vor ein paar Jahren schon gleich "S4-tauglich“ gebaut hätte, also nicht nur an passender Stelle, sondern auch für die Erfordernisse einer späteren Lärmvorsorge dimensioniert, dann wären sie jetzt doch wahrscheinlich auch nicht mehr ausreichend, weil zwischenzeitlich der so genannte Schienenbonus weggefallen ist und damit die Anforderungen an den Lärmschutz noch einmal gestiegen sind.
Was die Aufhebung der Bahnübergänge im Bezirk Wandsbek angeht, muss ich für die Planer auf Seiten der Stadt allerdings eine Lanze brechen: Bereits in der Grundsatzentscheidung im Jahre 1990 hieß es, dass bei den Maßnahmen zur Beseitigung der Bahnübergänge in Wandsbek die Planungen für gesonderte Gleise einer Gleichstrom-S-Bahn bei der Linienführung der Straßen planerisch, jedoch ohne materielle und finanzielle Vorleistungen berücksichtigt werden sollen. Über- und Unterführungen mit ihren Rampen sollten so ausgebildet werden, dass ein nachträglicher S-Bahnbau möglich bleibt (Drucksache 13/5583). Genauso haben es die Planer dann auch gemacht. Allerdings war die Vorstellung, dass dies ohne materielle und finanzielle Vorleistungen möglich wäre, nicht zu halten. Dies hat im Jahre 2001 zu einem Streit mit dem Rechnungshof geführt, der kritisierte, dass für die Bauwerke Holstenhofweg und Luetkensallee Mehrkosten für die S4 in Höhe von 1,3 Mio. DM vermeidbar gewesen wären. Die damalige Baubehörde hat dagegen gehalten und ihr Vorgehen als wirtschaftlich verteidigt. Zu Recht, wie ich finde.
Nun stellt sich allerdings heraus, dass ausgerechnet diese beiden Bauwerke, trotz der vom Rechnungshof kritisierten Vorleistungen für die S4, so wohl doch nicht für den S4-Ausbau taugen. Im Falle der Luetkensallee liegt das möglicherweise daran, dass die
Vorentwurfsplanung hier fünf statt vier Gleise vorsieht. Ob das so bleibt, wird der weitere Planungsprozess zeigen. Viele andere Bauwerke, z.B. Scharbeutzer Straße, Robert-Schumann-Brücke, Höltigbaum sind allerdings S4-aufwärtskompatibel. Für die Straßentröge
(z.B. Tonndorfer Hauptstraße, Sonnenweg, Amtsstraße) gilt das ebenso. Und zwar, ohne dass die Ingenieure ihren Planungen bereits eine einigermaßen fundierte S4-Planung hätten zugrunde legen können. Das nenne ich vorausschauend.
Warum Wechselstrom-Elektrifizierung? Spätestens seit der S4-Machbarkeitsstudie im Jahre 2002 ging man davon aus, dass die S4 bis Bad Oldesloe fahren soll, damit sich für die heutigen RB81-Fahrgäste hinter Ahrensburg keine Verschlechterung ergibt. Eigene Gleise für die S4 sind aber nur bis Ahrensburg bzw. Bargteheide nötig und vorgesehen, so dass in jedem Fall eine Zwei-System-S-Bahn inklusive Systemwechselstelle erforderlich ist. Ich gehe davon aus, dass hier die günstigste Lösung angestrebt wird. Wenn die S4 erst einmal fährt, sollte uns egal sein, ob mit Gleich- oder Wechselstrom. Sie können zudem sicher sein, dass aktuell und im Zuge der weiteren Planungen alle Möglichkeiten geprüft werden, den Bauumfang auf das wirklich Notwendige zu reduzieren und damit die Kosten zu senken.
Mit freundlichen Grüßen
Ole Thorben Buschhüter