Frage an Ole Thorben Buschhüter von Holger D. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Buschhüter,
in den Anzeigenblättchen läuft seit einiger Zeit eine Kampagne zum Erhalt der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld. Diese Kampagne wird oft getarnt mit der Sorge um die Sicherung der Fernwärmeversorgung. Gleichzeitig sind u.a. hier in Oldenfelde Fernwärmeleitungen verlegt worden, an die vor allem öffentliche Gebäude wie Schulen angeschlossen werden. Nun lese ich mit Entsetzen von dem Plan, auch das Freibad Rahlstedt mit Fernwärme zu beheizen.
Meine Fragen an Sie:
1. Sollen mit dem umfangreichen Ausbau der Fernwärmeleitungen und dem Anschluss der öffenlichen Gebäude Fakten geschaffen werden, die dem Eigentümer der MVA Stapelfeld Argumentationshilfe für eine Genehmigung zum Ankauf von Müll geben. Müll, der von weit her transportiert werden muss, um hier verbrannt zu werden?
2. Ist es aus Ihrer Sicht zu verantworten, dass Hamburg zum Standort für die Entsorgung von fremdem Müll wird und damit Mülltourismus verursacht wird?
3. Ist es in der heutigen Zeit mit dem Umweltschutz vereinbar, ein Freibad mit Ressourcen zu beheizen, die anders als durch Solarenergie entstanden sind? Andere Bäder werden zum Beispiel ganz einfach dadurch geheizt, dass das Wasser durch eine Schlange von schwarzen Rohren auf dem Dach der zugehörigen Gebäude geleitet wird, sodass die Sonne das Wasser CO2-neutral erwärmt.
Mit freundlichem Gruß
Holger Dierks
Sehr geehrter Herr Dierks,
die Frage der Zukunft der Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld beschäftigt mich bereits seit einiger Zeit. Zur Frage der zukünftigen Fernwärmeversorgung im Falle einer Stilllegung der MVA hat mir der Senat geantwortet:
"Die Sicherstellung der Fernwärmeversorgung und auch deren weitere Fortführung ab dem Jahr 2017 liegt im Verantwortungsbereich des privaten Energieversorgungsunternehmens E.ON Hanse Wärme GmbH. Nach Auskunft des Unternehmens stehen ausreichende Erzeugungskapazitäten für die Versorgung auch bei einer etwaigen Beendigung der Abfallverbrennung zur Verfügung. (...)" Die vollständige Schriftliche Kleine Anfrage finden Sie hier: http://www.buergerschaft-hh.de/Parldok/tcl/PDDocView.tcl?mode=show&dokid=32147&page=0
Insofern könnte ein möglicher Weiterbetrieb der MVA über 2016 hinaus nicht mit der Notwendigkeit der Fernwärmeproduktion begründet werden. Vor diesem Hintergrund erscheint aus meiner Sicht auch der Ausbau der Fernwärmeleitungen in einem anderen Licht: Ziel beispielsweise des Baus der Fernwärmeleitung in den Straßen Finkenstieg und Am Knill war es, so der Senat in einer weiteren Antwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage, "eine Verbindung zwischen dem Wärmespeicher Karlshöhe und dem Wärmeverbundnetz Ost, Anschlusspunkt Bekassinenau herzustellen. Das Wärmeverbundnetz wurde seit 2004 erheblich erweitert und umfasst inzwischen mehr als zehn ehemalige Arealnetze der E.ON Hanse Wärme GmbH, mehrere Gewerbegebiete und Einzelanschlüsse; sie werden vorwiegend aus Anlagen zur Kraft-/Wärmekopplung versorgt." Die vollständige Schriftliche Kleine Anfrage finden Sie hier: https://www.buergerschaft-hh.de/Parldok/tcl/PDDocView.tcl?mode=show&dokid=29164&page=0
Durch die Vernetzung der einzelnen Fernwärme-Erzeugungsanlagen und ihrer früheren Inselnetze ist es möglich, die vorhandenen Erzeugungskapazitäten effektiver zu nutzen und so letztlich auch einen möglichen Wegfall der MVA Stapelfeld als Fernwärmequelle zu kompensieren.
Ob die MVA Stapelfeld über 2016 hinaus weiterbetrieben wird, hängt in erster Linie davon ab, ob dies dann noch wirtschaftlich möglich ist. Durch die Kündigung des Entsorgungsvertrags durch die Stadtreinigung Hamburg, aber auch durch die Abfallwirtschaft Südholstein wird dem Weiterbetrieb zunächst einmal die wirtschaftliche Grundlage entzogen, weil diese beiden Mülllieferanten 90% der Auslastung der Anlage ausmachen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Anlage angesichts bestehender Überkapazitäten in der Region noch Mülllieferungen akquirieren kann. Ich habe daran meine Zweifel; Mülltourismus ist jedenfalls nicht erstrebenswert. Außerdem ist bekannt, dass bei dieser Anlage, die bereits 1979 in Betrieb genommen wurde, für einen Weiterbetrieb zu gegebener Zeit Ersatzinvestitionen erforderlich wären. Auch dies betrifft die Wirtschaftlichkeit.
Was die Beheizung des Freibades Rahlstedt angeht, so habe ich mich damit bislang nicht hinreichend befasst, mir sind nur die Presseberichte und Leserbriefe bekannt. Ich bin allerdings der Überzeugung, dass die Bäderland Hamburg GmbH die wirtschaftlichste Lösung anstreben wird, sollte wieder eine Beheizung des Freibades erfolgen.
Viele Grüße
Ole Thorben Buschhüter